Wien (21erhaus) - Vor nahezu 50 Jahren gingen Yoko Ono und John Lennon zusammen ins Bett, um gegen den Krieg
zu protestieren. Das damals berühmteste Künstlerpaar der Welt machte seine Flitterwochen öffentlich
und verkündete aus dem Bett heraus: "Make love, not war!" Mit dieser Performance von Ono und Lennon
wurde das Bett in der bildenden Kunst zum politischen Instrument. Seit jeher hat das Bett verschiedene Zwecke erfüllt
- als Schlaf- und Ruhestätte, aber auch als Schauplatz von Geburt und Tod; von Erotik, Sex und Gewalt; von
Krankheit und Einsamkeit. Es begleitet den Kreislauf des Lebens in allen entscheidenden Phasen, die die Entwicklung
eines Menschen und einer Kultur prägen und beeinflussen. Die Ausstellung "Schlaflos. Das Bett in Geschichte
und Gegenwartskunst", die vom 30. Jänner bis 7. Juni 2015 im 21er Haus zu sehen ist, hat das Bett als
Motiv in der Kunstgeschichte im Fokus. Sie umfasst Gemälde, Skulpturen, Zeichnungen, Fotografien und Videoarbeiten,
deren Bandbreite sich von Werken alter Meister bis zu Arbeiten der Gegenwartskunst spannt und die einander thematisch
und assoziativ gegenübergestellt werden.
Das Bett als jener Gegenstand, den wir üblicherweise mit dem Schlaf in Verbindung bringen, hat die Menschheitsgeschichte
stets begleitet. Als Objekt reagiert es auf die Physiognomie des menschlichen Körpers, es abstrahiert und
stilisiert diese in einer Form, die dessen aufrechte, gestreckte Haltung nachahmt. Die Darstellung und die Rolle
des Bettes in der Kunst entwickelten sich vom Hintergrund- oder Kulissenobjekt zum unabhängigen Bildgegenstand,
und das stets mit metaphorischem und/oder anthropomorphem Gehalt.
Ein Großteil der Menschen wird in einem Bett geboren, man könnte sagen, dass das Wunder des Lebens darin
seinen Anfang nimmt. Ein Werk der Ausstellung ist ein Gemälde von Lavinia Fontana aus dem 16. Jahrhundert,
das ein Kind in einer Wiege zeigt - die wahrscheinlich erste Umsetzung dieses Sujets in der Kunstgeschichte. Die
Tradition der Darstellung der Geburt setzt sich bis heute fort, beispielsweise bei Robert Gober oder Sherrie Levine.
Zahlreiche Künstler der Gegenwart, von Nobuyoshi Araki, Diane Arbus, Lucian Freud, Yayoi Kusama über
Jannis Kounellis, Antoni Tàpies, Rosemarie Trockel bis Juergen Teller, Franz West oder Rachel Whiteread,
haben sich der Form des Bettes bedient oder - wie Tracey Emin, Mona Hatoum, Damien Hirst, Jim Lambie und Sarah
Lucas - das Bett als Readymade verwendet. Auch Arbeiten der Künstler Pierre Bonnard, Agostino Carracci, Jota
Castro, Artemisia Gentileschi, Nan Goldin, Maria Lassnig, Bettina Rheims und Erwin Wurm stellen das Bett ins Zentrum.
"Ausgehend von einem der alltäglichsten Dinge begeben wir uns in dieser Ausstellung auf eine Reise durch
die Geschichte der Menschheit und der Kunst, geht es doch um einen Gegenstand, auf dem die normalsten und wichtigsten
Ereignisse des Lebens stattfinden und der so universell ist, dass jeder Mensch ihn in den unterschiedlichsten Formen
benützt, und so trivial, dass seine Omnipräsenz in Leben und Kunst als selbstverständlich gilt",
beschreibt Agnes Husslein-Arco, Direktorin des Belvedere und des 21er Haus, die Ausstellung.
"Das Bett als Gegenstand bzw. als Topos hat die menschheitsgeschichte stets begleitet, und das von ihren Anfängen
an und in allen Kulturen der Welt. Als Ort, als Raum ist es dialektisch und ständig im Werden begriffen. Auf
dem Bett und um das Bett herum ereignen sich einige der bedeutendsten und entscheidendsten Dinge in unserem Leben",
erläutert Mario Codognato, Chefkurator des 21er Haus, die Schau.
"Schlaflos. Das Bett in Geschichte und Gegenwartskunst" liefert einen historischen und multimedialen
Exkurs über das Bett und seine Geschichte in der Kunst und analysiert das Bett und seine Verwendung im individuellen,
aber auch im sozialen, im medizinischen und im geografischen Kontext. Die Ausstellung veranschaulicht all jene
Bereiche des Lebens und der Kunst, die auf dem Bett, darunter, daneben oder damit passieren, in neun Kapiteln:
"Geburt", "Liebe", "Einsamkeit", "Krankheit", "Tod", "Gewalt",
"Politik", "Mythos" und "Anthropomorph".
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