Hemmung von CDK6 könnte Leukämierückfälle verhindern
Wien (vetmeduni) - Trotz enormer Fortschritte in der Therapie von Leukämieerkrankungen erleiden viele
PatientInnen Rückfälle. Ein Forschungsteam um Veronika Sexl an der Vetmeduni Vienna hat nun eine mögliche
Lösung für dieses Problem entdeckt. Leukämiestammzellen, die über Jahre im Knochen der PatientInnen
verweilen, brauchen CDK6 um aktiv zu werden. Mit der Hemmung von CDK6 könnten die leukämischen Stammzellen
stillgelegt werden, ohne gleichzeitig gesunde Blutstammzellen zu beschädigen. Die Leukämie könnte
so an der Wurzel gepackt werden. Die Ergebnisse wurden in der aktuellen Ausgabe von Blood veröffentlicht.
Blutstammzellen oder Hämatopoetische Stammzellen (HSCs) befinden sich im Knochenmark. Benötigt der Körper
neue Blutzellen, werden diese Stammzellen aktiv, vermehren sich und reifen zu Blutzellen heran. Tritt diese Aktivierung
unter falschen Voraussetzungen und zum falschen Zeitpunkt ein, können sogenannte leukämische Stammzellen
entstehen. Diese Zellen können eine Leukämieerkrankung verursachen.
Leukämische Stammzellen können über Jahre im Knochenmark ruhen
Leukämische Stammzellen stellen eine große Herausforderung in der Krebstherapie dar, weil sie im
Knochenmark ruhen und gegen Therapien mit Chemotherapeutika abgeschirmt sind. Genau diese ruhenden leukämischen
Stammzellen sind es, die oft Jahre und Jahrzehnte nach einer erfolgreichen Krebsbehandlung erneut eine Leukämie
ausbrechen lassen.
Ohne CDK6 werden leukämische Stammzellen nicht aktiv
Die Erstautorin Ruth Scheicher und ihre KollegInnen vom Institut für Pharmakologie und Toxikologie haben die
Unterschiede zwischen gesunden Blutstammzellen und leukämischen Stammzellen untersucht. Insbesondere interessierten
sie sich für die Funktion des Proteins CDK6 (Cyclin-dependent Kinase 6). Dieses ist bekannt dafür, den
Zellzyklus zu kontrollieren. Die Forschenden fanden heraus, dass CDK6 auch leukämische Stammzellen und ruhende
Blutstammzellen in Stress-Situationen aktivieren kann. Stress entsteht, wenn sehr rasch neue Blutzellen produziert
werden müssen wie zum Beispiel bei großem Blutverlust, nach Knochenmarkstransplantation oder Chemotherapie.
CDK6 aktiviert dann diese Zellen, indem es den Transkriptionsfaktor Egr1 hemmt und die Zellteilung ermöglicht.
Ohne CDK6 kann Egr1 nicht reguliert werden und so bleiben die Blutstammzellen im Ruhezustand. Besonders interessant
ist, dass dieser Mechanismus nur im leukämiekranken Organismus stattfindet, nicht aber im gesunden Körper
unter normalen Umständen.
„Um eine Leukämie auszulösen benötigen leukämische Stammzellen unbedingt CDK6. Ohne das Protein
gibt es keine Aktivierung und Teilung der Krebsvorläuferzellen. Bei der normalen Blutzellbildung spielt CDK6
aber keine Rolle. Und genau das schafft eine Möglichkeit, die Leukämie an der Wurzel zu packen. Hemmt
man CDK6, attackiert man dadurch lediglich leukämische Stammzellen. Die gesunden Stammzellen bleiben unbeschadet“,
erklärt Scheicher.
Service: Der Artikel “CDK6 as a key regulator
of hematopoietic and leukemic stem cell activation” von Scheicher R, Hoelbl-Kovacic A, Bellutti F, Tigan AS, Prchal-Murphy
M, Heller G, Schneckenleithner C, Salazar-Roa M, Zöchbauer-Müller S, Zuber J, Malumbres M, Kollmann K
und Sexl V. wurde im Journal Blood veröffentlicht.
http://www.bloodjournal.org/content/125/1/90.long?sso-checked=true
Über die Veterinärmedizinische Universität Wien
Die Veterinärmedizinische Universität Wien (Vetmeduni Vienna) ist eine der führenden veterinärmedizinischen,
akademischen Bildungs- und Forschungsstätten Europas. Ihr Hauptaugenmerk gilt den Forschungsbereichen Tiergesundheit,
Lebensmittelsicherheit, Tierhaltung und Tierschutz sowie den biomedizinischen Grundlagen. Die Vetmeduni Vienna
beschäftigt 1.300 MitarbeiterInnen und bildet zurzeit 2.300 Studierende aus. Der Campus in Wien Floridsdorf
verfügt über fünf Universitätskliniken und zahlreiche Forschungseinrichtungen. Zwei Forschungsinstitute
am Wiener Wilhelminenberg sowie ein Lehr- und Forschungsgut in Niederösterreich gehören ebenfalls zur
Vetmeduni Vienna. Im Jahr 2015 feiert die Vetmeduni Vienna ihr 250-jähriges Bestehen.
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