Öffnung und Mut zum Risiko als Treiber
 für Radikale Innovation

 

erstellt am
09. 02. 15
11.00 MEZ

Linz (academia-superior) - Manche neue Technologien haben das Potential, unser Leben radikal zu verändern. Computer, Smartphones, Digitalkameras oder das Internet sind nur einige Beispiele für Technologien, die alte Gewohnheiten grundlegend verändert und neue Märkte etabliert haben. Wer bei der Entwicklung derartiger Innovationen die Nase vorne hat, ist bestens gerüstet im globalen Wettbewerb – sei es als Unternehmen oder als Region. Dementsprechend setzt die ACADEMIA SUPERIOR – Gesellschaft für Zukunftsforschung auf dieses Thema und diskutierte im Rahmen der Veranstaltung „Radikale Innovation: Chancen für die oberösterreichische Wirtschaft“ im SIEMENS-Forum Linz, wie die Entwicklung radikaler Innovationen gefördert werden kann und welche Chancen und Risiken diese für heimische Unternehmen bieten.

Innovation ist eine wesentliche Triebfeder des Standortes
Die große Bedeutung von Innovation für Unternehmen und Standorte ist unumstritten. Nur wer sich ständig weiterentwickelt und neu erfindet, hat langfristig Bestand. So bekräftigte auch Landesrat Dr. Michael Strugl, dass Oberösterreich auf die Innovationskraft angewiesen sei: „Die Attraktivität des Standortes gewinnt durch Innovationskraft und Technologieführerschaft.“ Umso wichtiger sei es, sensibel zu sein für neue Entwicklungen. Als Industriestandort brauche es beides, schrittweise sogenannte „inkrementelle“ Innovationen und radikale Innovationen, die über das Bekannte hinausgehen, bahnbrechende Ideen und Visionen beinhalten und Märkte nachhaltig verändern oder neue schaffen: „Radikale Innovation ist die Speerspitze für das, was Oberösterreich erfolgreich macht und wesentlicher Teil der Standortstrategie. Wir müssen sie fördern und Rahmenbedingungen schaffen, dass sie in Oberösterreich stattfinden können,“ so der Obmann der ACADEMIA SUPERIOR Michael Strugl.

Innovation ist neben Exzellenz und Verantwortung eine der drei Grundwerte, die bei Siemens gelebt werden. Deshalb freute sich der Vorstand der Niederlassung Linz, Dr. Josef Kinast, bei diesem Thema mit der ACADEMIA SUPERIOR kooperieren zu können: „Innovation ist das Lebenselixier von Siemens. Wir haben im vergangenen Jahr 5,7% vom Umsatz in die Forschung investiert.“ Da sei der Konzern im Vergleich zum öffentlichen Bereich mit dem Ziel einer Forschungsquote von 4% des BIP weit voraus.

Machen, nicht warten!
Der Hauptreferent des Abends, Autor und Innovationsforscher Dr. Jens-Uwe Meyer, verdeutlichte in seinem Vortrag einmal mehr den Unterschied und die Folgen von inkrementeller und radikaler Innovation. Die stetige Verbesserung von Produkten und Prozessen auf der einen Seite ist unbedingt notwendig und auch ausreichend, solange ein Markt nicht ausgereizt sei. Allerdings laufe man Gefahr, als Unternehmen zu einem „Innosaurier“ zu werden – also gewichtig, aber langsam und behäbig zu sein – und dadurch bedeutende Entwicklungen zu versäumen. Radikale Innovation hingegen verändert eine Branche nachhaltig, was deshalb im ersten Moment meist ungern gesehen wird, da sie notwendigerweise einhergeht mit der Zerstörung oder gar Kannibalisierung von Bestehendem. Radikale Innovation setzt Mut und Visionen voraus, um langfristig den entscheidenden Vorsprung zu erbringen. Daraus abgeleitet lauten die drei grundlegenden Thesen des Redners: Nicht nur verbessern, sondern Erneuern, Ideen in allen Bereichen zulassen, seien sie noch so klein oder marginal, und das kreative Potenzial anderer nutzen.

Gleichzeitiges Verbessern von Bestehendem und Zulassen von radikal Neuem
Die anschließende Podiumsdiskussion mit Vertreterinnen und Vertreter von Wirtschaft, Wissenschaft und Politik bot Einblicke in die unterschiedlichen Dimensionen radikaler Innovationen:

Als Beispiel eines großen, etablierten Unternehmens mit einer 100jährigen Firmengeschichte, berichtete Mag. Valborg Burgholzer-Kaiser von der Eisenbeiss GmbH, was es bedeutet, auch radikale Innovationen in einer konservativen Branche der Hochleistungsgetriebe zu integrieren. Hier setze das Unternehmen in Zukunft auf den Einsatz von Elektronik in der Überwachung von Getriebesystemen. Für Frau Burgholzer-Kaiser ist klar: „Das Bekenntnis, radikale Innovationen zu ermöglichen, muss in der Geschäftsführung verankert sein.“

Ganz anders die Perspektive eines Start-Ups. Direkt von der Fachhochschule weg entwickelten DI (FH) Klaus Haberl und zwei Studienkollegen einen Pizza-Automaten, der in der Gründung der BistroBox GmbH resultierte. „Man muss daran glauben und es dauert viel länger, als man glaubt,“ weiß der Jungunternehmer, für den Hartnäckigkeit und Leidenschaft – und eine gute Portion Glück –die zentralen Elemente sind, um radikale Innovationen auch tatsächlich auf den Markt zu bringen.

Wissenschaftlich erforscht Dr. Stefan Konlechner vom Institute of Human Resource and Change Management an der Johannes Kepler-Universität Linz, wie radikale Innovationen aus Sicht der Organisationsstruktur und Unternehmenskultur ermöglicht und erfolgreich implementiert werden können. Die Antwort verortet der Wissenschafter in der „Ambidextrie“, der Beidhändigkeit – also dem gleichzeitigen Verbessern von Bestehendem und dem Zulassen von radikal Neuem, welches später in bestehende Strukturen übergeführt wird. So gilt es, eine Balance zwischen Innovation und Effizienz zu finden und auf beides gleichermaßen zu setzten.

„Man darf den Faktor Mensch nicht vergessen. Niemand wird als Innovator geboren,“ betonte der Hauptreferent Dr. Jens-Uwe Meyer in der Diskussion. Hier sei es Aufgabe des Managements und des Bildungssystems, Menschen mit der „Lust am Gestalten“ frühzeitig zu entdecken und ihnen Rahmenbedingungen zu bieten, die Kreativität und Innovationen ermöglichen: „Man braucht jemanden an der Spitze, der gute Ideen erkennen kann und die Phantasie dafür aufbringt, dass daraus etwas entstehen kann.“ Meyer sieht es auch als gesellschaftlichen Auftrag, eine Atmosphäre zu schaffen, wo deutlich mehr Menschen sich ihren Arbeitsplatz selbst schaffen wollen.

Nach der Diskussion ist evident: Innovation ist eine Querschnittsmaterie und für neue, radikale Ideen braucht es Freiräume und entsprechende Rahmenbedingungen. Wirtschaftslandesrat und Obmann der ACADEMIA SUPERIOR Dr. Michael Strugl sieht einen wichtigen Hebel darin, die Forschungskapazität in- und außerhalb von Unternehmen am Standort zu stärken. Hier gehe es auch darum, Finanzierungen zu ermöglichen und den Mut aufzubringen, dass sich eine gewisse Risikokultur etablieren kann.

Das Basisdossier „Radikale Innovationen und disruptiven Technologien – Chancen für die oberösterreichische Wirtschaft“ finden Sie auf http://www.academia-superior.at/publikationen

 

 

 

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