Oberwart/Eisenstadt (diözese) - Mit einem Trauergebet gedachte Bischof Ägidius Zsifkovics gemeinsam
mit hunderten Menschen und zahlreichen Vertretern der Politik am Abend des 04.02. der vier jungen Roma, die 1995
in Oberwart von einer Bombe aus dem Leben gerissen wurden. Mit einem Lichterzug und einer Gedenkfeier haben gestern
in Oberwart mehrere hundert Menschen des Ereignisses gedacht, das 1995 die Republik Österreich erschütterte.
Gemeinsam mit Superintendent Manfred Koch und Altbischof Paul Iby gedachte Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics
der Toten und bat Gott um Erbarmen für das Versagen des Menschen durch Intoleranz, Hass und Gewalt.
Zsifkovics: Auf die Frage „Wo warst Du, Gott?“ antwortet Gott mit „Wo warst Du, Mensch?“
Der Eisenstädter Bischof brachte in seinem Gebet auf Deutsch und in der Sprache der Opfer, auf Romanes,
die Wut und gleichzeitig die Ohnmacht zum Ausdruck angesichts dessen, was Menschen einander antun. Auf die Frage,
wo Gott war, „als Josef Simon, Peter Sarközi, Karl und Erwin Horvath aus der Volksgruppe der Roma vor 20 Jahren
hier in Oberwart Opfer eines feigen Attentats wurden“, aber auch, „als sich in Auschwitz, in Dachau, in Mauthausen
und an vielen anderen Orten die Hölle öffnete“, so Zsifkovics wörtlich, ertöne wie ein Echo
die Frage Gottes, „wo der Mensch war, wo sein Mitleid, seine Barmherzigkeit, seine Vernunft, seine Gnade.“ Angesichts
menschlicher Intoleranz, des Hasses und der Gewalt bat Zsifkovics Gott um Erbarmen: „Sende vom Himmel Dein Mitleid
gegen unsere Gleichgültigkeit, Deine Barmherzigkeit gegen unsere Herzlosigkeit, Deine Vernunft gegen unsere
Angst und Unsicherheit, Deine Gnade gegen unser Versagen!“
Stimmen der Angehörigen und der Politik
Landeshauptmann Hans Niessl fand neben seiner Trauer auch kritische Worte und stellte die Frage, was sich seit
dem schrecklichen Ereignis an der gesellschaftlichen Situation der Roma geändert habe. Auch wenn eine Verringerung
früherer sozialer Gegensätze bemerkbar sei, seien Ausgrenzung und Geringschätzung der Roma immer
noch ein Thema. Stefan Horvath, Vater des damals ermordeten Peter Sarközi, bestätigte diese Einschätzung.
Er erinnerte an die 200-jährige Tradition der Roma-Siedlungen in Oberwart, die immer außerhalb der Stadt
gelegen seien, stets gemieden worden seien und für die es auch noch heute kein klares Bekenntnis von den Verantwortlichen
der Politik, aber auch von den Bewohnern selbst gebe.
Bundespräsident Heinz Fischer verwies in seiner Rede auf den historischen Hintergrund rassistischer Ideologie,
die in Österreich „ein gewisses Ausmaß an Gift und Vergiftung" hinterlassen und zum Attentat von
1995 geführt habe.
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