Faymann zum Gedenken an die Anschläge von Oberwart vor 20 Jahren
Wien (bpd) - Zum Gedenken an die vier ermordeten Roma, die in der Nacht vom 4. auf den 5. Februar 1995 einem
heimtückischen Rohrbomben-Anschlag zum Opfer fielen, erinnert Bundeskanzler Werner Faymann an die Verantwortung,
entschlossen gegen Verhetzung und extremistisches Gedankengut vorzugehen. "Dieser schwerste politische Anschlag
seit 1945 hat uns gezeigt, dass wir wachsam gegenüber autoritären und antidemokratischen Tendenzen sein
müssen. Das ist heute aktueller denn je", betonte Faymann. Man lasse es nicht zu, dass extreme Gruppierungen
einen Keil in die Gesellschaft treiben. Österreich sei eine Nation der Vielfältigkeit, genau darin bestehe
ihre Kraft.
"Jede Volksgruppe hat das Recht auf einen fairen, gerechten und respektvollen Umgang", unterstrich der
Bundeskanzler weiter. Kein Mensch dürfe durch seine Zugehörigkeit zu einer Volksgruppe, wegen seines
Glaubens oder seiner Rasse schlechter behandelt werden. Die Volksgruppe der Roma, die Ziel des Anschlags von Oberwart
war, wurde während der NS-Zeit systematisch verfolgt, 17.000 ihrer Angehörigen im Zuge des Holocausts
im so genannten "Zigeunerlager" in Auschwitz umgebracht. Seit dem Jahr 1993 ist sie in Österreich
als Volksgruppe anerkannt.
"Es ist unsere Pflicht, gegen jede Form von Terror und Diskriminierung vorzugehen und einen fairen und gerechten
Umgang mit allen Volksgruppen herzustellen. Gerade die jüngsten Anschläge von Paris haben gezeigt, dass
man wachsam bleiben muss", erklärte der Bundeskanzler abschließend.
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Mitterlehner: Oberwart-Attentat ist Mahnmal gegen Fremdenhass und Extremismus
20. Jahrestag des Anschlags vom 4. Februar 1995 – Gemeinsam für Toleranz, Respekt
und friedliches Miteinander
Wien (övp-pd) - "Das Rohrbomben-Attentat von Oberwart, bei dem vor 20 Jahren vier Roma ermordet
wurden, ist bis heute ein Mahnmal gegen Fremdenhass und Extremismus. Daher gedenken wir nicht nur der Opfer dieses
Angriffs, sondern stellen uns auch gegen Rassismus, Hetze und Radikalismus, die in unserer Gesellschaft keinen
Platz haben dürfen", sagt Vizekanzler und ÖVP-Bundesparteiobmann Reinhold Mitterlehner anlässlich
des heutigen Gedenkens an die Anschläge vom vierten Februar 1995, die auch den Anfang einer weiteren Briefbombenserie
markierten.
"Damals hat sich gezeigt, wohin Fremdenhass und Extremismus in letzter Konsequenz führen können.
Umso wichtiger ist es, dass wir in Österreich konsequent für Toleranz, Respekt, Menschenrechte und ein
friedliches Miteinander eintreten. Auch die jüngsten Anschläge von Paris haben einmal mehr verdeutlicht,
dass wir gemeinsam für die Grundwerte unserer Gesellschaft eintreten und sie entschlossen gegen Terroristen
verteidigen müssen", sagt Mitterlehner.
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Zinggl: Salbungsvolle Worte reichen nicht
Grüne: Wertvolle Arbeit der Sinti- und Romavereine im Hintergrund bleibt weitgehend
unbedankt
Wien (grüne) - Bei einem Rohrbombenanschlag im Februar 1995 hat der Fremdenhass vier Roma in Oberwart
getötet. Heute, 20 Jahre danach, mühen sich Roma und Sinti in ganz Europa immer noch mit offener Diskriminierung
ab, mit Ablehnung und Vorurteilen, die ihnen aus der Mehrheitsgesellschaft entgegenschlagen. Der alltägliche
Rassismus in Österreich trifft die osteuropäischen Roma und die autochton österreichischen. Zwar
gibt es so etwas wie einen politischen Konsens, rassistische Vorurteile zu verurteilen. Geht es aber um effektive
Maßnahmen, die soziale Situation der Roma zu verbessern und damit auch die Diskriminierungen zu reduzieren,
halten sich die unterstützenden Stimmen in Grenzen.
"Jedes Gedenken an das grauenhafte Bombenattentat muss uns Anlass sein, effektivere Maßnahmen zu ergreifen
als bisher. Die zahllosen Aktivitäten der Roma- und Sintivereine werden nicht ausreichend wertgeschätzt",
kritisiert Wolfgang Zinggl, Kultursprecher der Grünen. "Diese Vereine leisten tagtäglich erstaunliche
Arbeit in der Prävention von Konflikten. Sie vermitteln, klären auf, geben Lernnachhilfe und übernehmen
Mediation in den Schulen. Zahllose soziale und bildungspolitische Aufgaben werden ihnen allein aufgebürdet.
Dabei arbeiten sie selbst in den meisten Fällen unter prekärsten Bedingungen und müssen jedes Jahr
neuerlich um die ohnehin äußerst knappen Fördergelder bangen, wiewohl einige Projekte europaweit
als Best-practice-Beispiele gelten. Die Regierung muss endlich konkrete Maßnahmen entwickeln, oder zumindest
denen, die solche Maßnahmen vorschlagen, entsprechend unter die Arme greifen, effektive Projekte absichern
und neue Aktivitäten zulassen. Das wird immer nötiger", sagt Zinggl.
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Nachbaur: Geschichte darf sich niemals wiederholen
Mit Respekt, Toleranz und Verständnis gegen steigenden Antisemitismus
Wien (str) - "Das Gedenken an den mörderischen Rohrbomben-Anschlag gegen Roma und Sinti ist gleichzeitig
auch ein Auftrag, dass wir uns weiterhin vehement gegen Fremdenfeindlichkeit, Extremismus und Hetze stellen müssen",
mahnt Team Stronach Klubobfrau Kathrin Nachbaur 20 Jahre nach dem Attentat auf eine Siedlung in Oberwart. Nachbaur
weiter: "Die Geschichte darf sich niemals wiederholen - dafür müssen wir sorgen!"
Gewalt sei noch nie eine Möglichkeit gewesen, Konflikte zu lösen, erinnert Nachbaur. "Gerade jetzt,
in Zeiten von steigendem Antisemitismus und wachsender Intoleranz gegenüber anderen Religions-und Bevölkerungsgruppen,
müssen wir gemeinsam mit Respekt, Toleranz und Verständnis antworten", so Nachbaur, denn "Nur
so können auch unsere Kinder in einem demokratischen und weltoffenen Österreich aufwachsen!" Nachbaur
erinnert aber auch: "Integration ist keine Einbahnstraße!" Zuwanderer müssten sich - wie auch
in andern Ländern und Kulturkreisen üblich - an die Landessitten anpassen und die Sprache der neuen Heimat
lernen.
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Scherak: Anschlag von Oberwart darf niemals vergessen werden
"Auch 20 Jahre nach dem Attentat in Oberwart hat Fremdenhass und Hetze gegen Minderheiten
keinen Platz in Österreich"
Wien (neos) - "Das Rohrbomben-Attentat vor 20 Jahren in Oberwart gegen Roma und Sinti stellt bis heute
ein Warnzeichen für alle Österreicherinnen und Österreicher dar. Fremdenhass, Extremismus und Hetze
werden nie Teil einer Lösung sein, sondern nur weitere Probleme und Leid verursachen. Wir gedenken nicht nur
an diesem einen Tag den Opfern dieses Anschlages, sondern müssen uns auch im Alltag unserer Verantwortung
gegenüber einer offenen und pluralistischen Gesellschaft bewusst sein", so der stellvertretende Klubobmann
der NEOS Niki Scherak.
"Egal in welcher Form Extremismus auftritt: Wir müssen geeint und gemeinsam für ein demokratisches
und weltoffenes Österreich und Europa einstehen. Anschläge gegen unser Gesellschaftssystem, wie zuletzt
in Frankreich, dürfen nicht zu Hass gegenüber Minderheiten führen. Intoleranz gegenüber Muslimen
hat in Österreich genauso wenig zu suchen, wie der Hitler-Gruß bei einer Demonstration in der Wiener
Innenstadt", so Scherak abschließend.
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Parlament erinnert an das Attentat von Oberwart
Bundesrats-Vizepräsidentin Posch-Gruska lädt zu Buchpräsentation ein
Wien (pk) - In der Nacht vom 4. auf den 5. Februar 1995 wurden vier Roma bei einem Rohrbomben-Attentat im
burgenländischen Oberwart getötet. Es war und ist der bislang schwerste politisch motivierte Anschlag
auf Menschen aufgrund ihrer Herkunft in der Zweiten Republik. Was aber bleibt heute, zwanzig Jahre später,
vom damaligen Schock, von den Solidaritätskundgebungen und dem gleichermaßen sichtbaren wie abscheulichen
Akt von Rassismus, den eine ganze Republik erschüttert hat?
Fragen, denen sich am Abend des 04.02. auf Einladung der Vizepräsidentin des Bundesrats Inge Posch-Gruska
und dem burgenländischen Verlagshaus edition lex liszt 12 ab 18.00 Uhr eine Buchpräsentation mit dem
Titel "Das Attentat von Oberwart – Terror, Schock und Wendepunkt" im Parlament widmet.
Posch-Gruska: Klar Stellung gegen Hetze auf der Straße beziehen
Denn, geht es nach Posch-Gruska, ist Erinnern allein für Vergangenheitsbewältigung zu wenig. "Gefragt
sind Zivilcourage der Bürgerinnen und Bürger und eine verantwortungsbewusste Politik, die Intoleranz
und Demagogie keinen Platz lässt. Wenn wir uns auch heute, 20 Jahre nach den grausamen Morden von Oberwart,
fassungslos die Frage stellen, wie ein solches Verbrechen geschehen konnte, ob dieses tatsächlich völlig
unvorhersehbar war, so ist die notwendige Konsequenz daraus, kompromisslos für Menschenrechte, Menschenwürde
Demokratie und Rechtsstaat einzutreten. Wir dürfen uns nicht sicher sein, dass sich Ausgrenzung, Hass und
Menschenhatz nicht wiederholen", so die Vizepräsidentin des Bundesrats. "Gerade wenn unter dem Deckmantel
einer 'BürgerInnenbewegung' von 'Pegida' Hetze auf die Straße getragen wird, müssen wir klar Stellung
beziehen: Wir haben die Verantwortung, gegen jede Form der Diskriminierung vorzugehen und auch für soziale
Entwicklungsmöglichkeiten aller Menschen in Österreich zu sorgen". Posch-Gruska sieht gerade in
Bezug auf die Roma eine besondere Verpflichtung, Benachteiligungen abzubauen und Chancengerechtigkeit herzustellen.
"Der Jahrestag des Attentats gegen die burgenländischen Roma sollte Anlass sein, nicht nur zu gedenken,
sondern auch nachhaltig an einer Verbesserung ihrer Situation zu arbeiten", bekräftigt sie.
Zwazl: Wer Ehrfurcht vor dem Leben und dem Anderen lebt, steht auf der richtigen Seite
Begrüßen wird die Präsidentin des Bundesrats Sonja Zwazl. Auch sie sieht alle Menschen in der Gesellschaft
gefordert, jeglicher Form von Ausgrenzung mit einer klaren Botschaft entgegenzutreten: "Gewalt – körperliche
ebenso wie verbale – ist grundsätzlich der falsche Weg", betont sie. Es gebe nichts – keine Religion,
keine Kultur, keine Ethnie, kein Andersdenken –, das Gewalt im Zusammenleben und im Austausch unterschiedlicher
Meinungen und Gedanken auch nur im Entferntesten rechtfertigen könne und dürfe. "Wer Ehrfurcht vor
dem Leben und dem Anderen lebt, der steht auf der richtigen Seite", so Zwazl.
Ana Blatnik: Wer nicht bereit ist, das Vergangene zu verarbeiten, wird die Gegenwart niemals verstehen
Ebenso Gebot der Stunde ist für die ehemalige Präsidentin des Bundesrats Ana Blatnik, nicht wegzuschauen
und Verantwortung zu übernehmen, vor allem auch angesichts der Tatsache, dass die Roma – mit Abstand die größte
Minderheit in Europa – noch immer gegen Diskriminierung, Ausgrenzung, Vorurteile und Segregation kämpft und
größtenteils in Armut und prekären Wohnungsverhältnissen lebt. Blatnik liegt die Sensibilisierung
der Jugend in diesem Zusammenhang besonders am Herzen: "Wir wollen hellhörig machen, wenn mit diskriminierender
Hetze einfache Antworten auf schwierige Fragen gegeben werden. Es sollte uns wichtig sein, den Geschehnissen mit
all ihren dunklen Kapiteln zu gedenken, diese aber nicht als Geschichte abzustempeln, sondern an ihren gegenwärtigen
Anknüpfungspunkten zu arbeiten." Wer nicht bereit ist, das Vergangene zu verarbeiten, wird die Gegenwart
niemals verstehen, ist Blatnik überzeugt.
Über das Buch, in dem sich ZeitzeugInnen, Familienangehörige der Opfer, VertreterInnen der Roma-Vereine
sowie AutorInnen wie Doron Rabinovici, Gerhard Roth und Marlene Streeruwitz eingehend und differenziert mit den
Geschehnissen auseinandersetzen, spricht Horst Horvath. Daraus lesen werden Erich Schneller, Christoph Krutzler
und Barbara Horvath. Eine Keynote hält der Landtagspräsident des Burgenlandes Gerhard Steier sowie Bundesrat
Walter Temmel. Musikalisch umrahmt wird die Veranstaltung von der Band Romano Rath, Eveline Rabold sowie Ferry
Janoska.
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