Eine Kooperation von MAK und Universität für angewandte Kunst
Wien
Wien (mak) - In seiner raumgreifenden architektonischen Installation "Cabinet" verknüpft
der Künstler Alfredo Barsuglia (* 1980 in Graz) Elemente des Gewohnten und des Unerwarteten. Im Rahmen der
Ausstellungsreihe ANGEWANDTE KUNST. HEUTE, einer Kooperation von MAK und Universität für angewandte Kunst
Wien, transformiert Barsuglia die MAK GALERIE in eine komplexe Abfolge vermeintlich privater Wohnräume, die
im titelgebenden "Cabinet" kulminieren. Die Installation lotet Grenzzonen und Übergänge zwischen
öffentlichem und privatem Raum aus, sensibilisiert bewusst und beweist angesichts des gegenwärtigen Privatsphäre-Diskurses
rund um das Web 2.0 absolute Aktualität.
"Cabinet" ist ein artifizielles Setting inmitten des Museums, das mit eigens für die MAK-Ausstellung
entworfenen Möbelstücken und Alltagsgegenständen den Ausschnitt einer realen Wohnung simuliert.
Wie ein Regisseur inszeniert Barsuglia mit gezielt gesetzten Ein- und Ausblicken das räumliche und gedankliche
Eindringen in die Privatsphäre fiktionaler BewohnerInnen, vielleicht sogar in die des Künstlers selbst.
Die vielschichtig verwobene Installation gibt keine Handlung vor und lässt immer wieder neue individuelle
Assoziationen entstehen. Innerhalb dieses akribisch arrangierten Mikrokosmos schaffen Fensterausblicke in unterschiedliche
Umgebungsszenarien gezielte Realitätsbrüche, die durch einen Blick "hinter die Kulissen" auch
leicht als solche enttarnt werden können.
Der Begriff "Cabinet" wurde im 18. Jahrhundert im Kontext der strengen Abfolge von Repräsentationsräumen
in der französischen Barockarchitektur geprägt und ist im österreichischen Sprachgebrauch als "Kabinett"
bis heute gängig. In unmittelbarer Nachbarschaft zum privaten Schlafzimmer gelegen, galt das "Cabinet"
als intimer Raum für den Mann, der analog zum feminin konnotierten "Boudoir" dem privaten Gebrauch
vorbehalten war und als Arbeitszimmer oder Rückzugsraum diente.
Einmal in Alfredo Barsuglias "Cabinet" vorgedrungen, eröffnet sich dieser intime Raum den BesucherInnen
als bewusst konzipierter Hauptraum der Installation. Als eine Art offene Wohnküche gestaltet, wird er vom
Künstler jeden Dienstagabend zum Abendessen für ihn und fünf weitere Personen genutzt. Als lebendiger
Teil der Ausstellung kann dieser "Jour Fixe" spontan besucht werden, nähere Informationen dazu sind
während der gesamten Ausstellungsdauer auf der eigens angelegten Website www.cabinet-at-mak.at zu finden.
Alfredo Barsuglia lebt und arbeitet in Wien. Er studierte von 1999 bis 2004 an der Universität für angewandte
Kunst und der Akademie der bildenden Künste in Wien. Seine Arbeiten wurden unter anderem im MUMOK (Wien),
MAK Center (Los Angeles, USA), Mestrovic Pavilion (Zagreb, Kroatien), CAFA Art Museum (Peking, China), MACRO (Rom,
Italien) oder im Artplay Design Center (Moskau, Russland) gezeigt. Vor Kurzem sorgte der MAK-Schindler Stipendiant
von 2006 mit seiner Installation "Social Pool", www.social-pool.com, einem winzigen, via MAK Center,
L.A. per GPS-Koordinaten und Schlüssel zugänglichen Schwimmbecken inmitten der Wüste Kaliforniens
in internationalen Medien und TV-Übertragungen für Aufsehen.
"Alfredo Barsuglia. Cabinet" ist die achte Ausstellung im Rahmen der Reihe ANGEWANDTE KUNST. HEUTE, die
eine Plattform für zeitgenössische Formen der angewandten Kunst und damit eine größere Sichtbarkeit
für besonders interessante Positionen in Österreich lebender und arbeitender AbsolventInnen der Universität
für angewandte Kunst Wien schaffen soll. Den Auftakt der Reihe bildete die Ausstellung "PATRICK RAMPELOTTO.
Adventures in Foam" (25.1. -26.5.2012). Es folgten die Positionen "STIEFEL & COMPANY ARCHITECTS.
Faux Terrains" (23.5. - 16.9.2012), "taliaYsebastian. The Committee of Sleep" (3.10.2012 - 6.1.2013),
"MARCO DESSÍ. STILL LIFE" (30.1. -5.5.2013), "Lisa Truttmann. MY STAGE IS YOUR DOMAIN"
(19.6. -6.10.2013), "soma architecture. Immanent Elasticity" (13.5. -14.9.2014) und "Valentin Ruhry.
Grand Central" (8.10.2014 -8.2.2015).
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