Creditreform Privatinsolvenzstatistik 2014 – Privatkonkurse sinken auf tiefsten Wert seit 2007
Wien (creditreform) - Die endgültigen Zahlen der Creditreform Privatinsolvenzstatistik für das
Gesamtjahr 2014 zeigen einen starken Rückgang bei der Zahl an Insolvenzen von Privatpersonen um 6% auf rund
9.500 Verfahren, der niedrigste Stand seit sieben Jahren. Die Anzahl der eröffneten Schuldenregulierungsverfahren
ist hierbei um 6,2% auf 8.400 Verfahren gesunken, die mangels Vermögens abgewiesenen Insolvenzanträge
sind um 4,2% auf knapp 1.100 Fälle zurückgegangen. Die Durchschnittsverschuldung beträgt rund 70.000
Euro. Der "typische" Schuldner ist männlich, zwischen 30 und 50 Jahre alt, lebt in der Stadt und
verfügt nur über eine unterdurchschnittliche (Aus-)Bildung.
Bundesländervergleich: 14 von 10.000 Erwachsenen sind zahlungsunfähig/überschuldet
Ein Bundesländer-Vergleich zeigt, dass entgegen dem bundesweiten Trend nur in Oberösterreich (+0,4%)
die Insolvenzen leicht gestiegen sind. Hingegen sind in Vorarlberg (-22,7%), im Burgenland (-12,2%) und in Niederösterreich
(-9,8%) die Insolvenzen am stärksten zurückgegangen. Spitzenreiter bei der absoluten Zahl an Insolvenzen
ist die Bundeshauptstadt mit über 3.800 Fällen, ebenso bei der relativen Insolvenzbetroffenheit: Fast
28 von 10.000 erwachsenen Wienern wurden insolvent. 40% aller Insolvenzverfahrenen finden somit in Wien statt.
Österreichweit wurden hingegen 14 von 10.000 Erwachsenen zahlungsunfähig.
Conclusio 2014 - Ausblick 2015
Der niedrigste Stand an Privatinsolvenzen seit 2007 ist bemerkenswert. Diese auf den ersten Blick erfreuliche
Entwicklung verdeckt aber folgende Tatsache: Aufgrund der steigenden Arbeitslosigkeit können sich viele überschuldete
Personen mangels Einkommens eine Entschuldung mittels Zahlungsplan schlicht nicht leisten. Diese Personen bleiben
auf das Exekutionsminimum gepfändet und haben keine ökonomische Zukunft. Für die Gläubiger
ist - wenn überhaupt noch ein Vermögen vorhanden sein sollte und man nicht im ersten Rang besichert ist
- ebenso wenig zu holen, die Abschreibungen steigen. Der schon schwächelnden heimischen Konjunktur entgehen
somit weitere kauffreudige Konsumenten, die den Binnenkonsum befeuern können.
Einmal mehr fordert Creditreform die Einführung eines Pflichtschulfaches "Finanzbildung", da
das Wissen um Kredit, Zinsen, etc. genauso zur Allgemeinbildung wie Lesen, Schreiben und Rechnen gehört. Nur
mündige Bürger sind auch selbstverantwortliche Konsumenten, die sich vor voreiligen Entscheidungen mit
finanziellen Folgewirkungen schützen können. Für das 2015 ist mit einem weiteren Rückgang auf
ca. 9.000 Insolvenzverfahren zu rechnen.
Creditreform ist seit 1889 in Österreich tätig und Teil von Europas führendem Anbieter von
Wirtschaftsinformationen. Über 4.500 Mitarbeiter in 21 Ländern Europas und in China erbringen für
165.000 Kunden professionelle Dienstleistungen "rund um den Kredit", von Wirtschaftsauskünften über
das Risiko- und Forderungsmanagement (Inkasso) bis zu Unternehmensratings und Marketingdatenbanken. Seit 1. Juni
2007 ist der Österreichische Verband Creditreform als staatlich bevorrechteter Gläubigerschutzverband
im Bereich der Insolvenzvertretungen tätig.
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