Elektrotechniker der TU Chemnitz stellen auf der CeBIT ein „Smart-Sensor-Netzwerk“ vor, das
die Pflege von Menschen mit Demenz unterstützen soll – Laborwohnung kann an der Universität besichtigt
werden
Chemnitz (tu) - Mit zunehmendem Alter wird jeder Mensch ein wenig vergesslich, dies ist ganz normal. Das
ist jedoch nichtgleichzusetzen mit dem Krankheitsbild der Demenz, das durch einen langsam fortschreitenden Verlust
der geistigen Fähigkeiten gekennzeichnet ist. Laut Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO und
der Alzheimer´s Disease International sind weltweit derzeit etwa 44 Millionen Menschen von einer dementiellen
Erkrankung betroffen. Tendenz steigend. Auch in Deutschland lässt die demographische Entwicklung eine Erhöhung
der Betroffenenzahlen erwarten, da die Wahrscheinlichkeit, an Demenz zu erkranken, mit zunehmendem Lebensalter
steigt. Laut der Deutschen Alzheimer Gesellschaft wird sich in der Bundesrepublik die Zahl der Menschen mit Demenz
bis zum Jahr 2050 auf etwa drei Millionen erhöhen, was einem Anstieg der Erkrankten um 40.000 pro Jahr entspricht.
Dieser Prognose gegenüber steht ein zunehmender Personalmangel in der Pflege.
Vor diesem Hintergrund startete an der Professur Digital- und Schaltungstechnik der Technischen Universität
Chemnitz das Forschungsprojekt „OPDEMIVA“, das durch das Sächsische Ministerium für Soziales und Verbraucherschutz
mit Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) gefördert wird. Die Wissenschaftler
entwarfen unter der Leitung von Prof. Dr. Gangolf Hirtz Lösungen, die das Leben eines demenzkranken Menschen
mit technischen Hilfsmitteln unterstützen können, sodass ein längerer Verbleib in der gewohnten
häuslichen Umgebung ermöglicht wird. Gemeinsam mit Partnern aus Medizin, Pflege und Ingenieurwissenschaften
entwickelten die Forscher ein neuartiges bildverarbeitendes 3D-Sensorsystem, das den individuellen Tagesablauf
des Pflegebedürftigen erfasst und analysiert. So können Betroffene bei ihrer Alltagsbewältigung
durch die bedarfsgerechte Bereitstellung interaktiver Erinnerungsfunktionen unterstützt werden.
Auch hinsichtlich der informativen Teilhabe von Angehörigen und professionell Pflegenden am Alltagsgeschehen
des Betroffenen bieten sich neue Möglichkeiten. Eine Kommunikation des Pflegebedarfs, etwa per Smartphone
an Angehörige, kann Freiräume schaffen und die Pflegetätigkeit mit dem Berufsleben in Einklang bringen.
Aber auch die ambulante Pflege kann perspektivisch von zusätzlichen Informationen zum Gesundheitszustand des
Pflegebedürftigen profitieren: Beispielweise kann die Kenntnis über einen gestörten Tag-Nacht-Rhythmus
das Verständnis für das Befinden der Betroffenen fördern.
Einen Einblick in die Ergebnisse der Entwicklung und Perspektiven erhalten Interessierte vom 16. bis 20. März
2015 auf der CeBIT in Hannover (Halle 9, Gemeinschaftstand "Forschung für die Zukunft", Stand B
18). Darüber hinaus kann ab sofort nach Absprache eine mit der Sensorik ausgestattete Laborwohnung an der
TU Chemnitz besichtigt werden.
Homepage des Projektes OPDEMIVA (Optimierung der Pflege demenzkranker Menschen durch intelligente Verhaltensanalyse):
http://www.opdemiva.de
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