Kremser Kamingespräche on tour: Stunde.Null

 

erstellt am
13. 02. 15
11.00 MEZ

Krems/Wien (volkskultureuropa) - Erstmals gingen die Kremser Kamingespräche „on tour“. Auf Einladung des Wiener Volksliedwerks konnte Edgar Niemezeck, GF der Kultur.Region.Niederösterreich und Ideengeber der Symposiumsreihe, am 11.02. ein interessiertes und fachkundiges Publikum im Bockkeller begrüßen. Unter der Moderation von Barbara Battisti führten Herbert Zotti, geschäftsführender Vorsitzender des Wiener Volksliedwerks und Ulrich Morgenstern, Volksmusikforscher an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien eine sehr informative und launige Diskussion über eine Stunde.Null in der Volksmusik, über Tradition und Innovation, über Gefahren der Musealisierung und neue Chancen.

Dabei wurde mit so manch romantischen Vorstellungen aufgeräumt. Zum einen müsse man sich von der Vorstellung verabschieden, dass Volksmusik etwas „Uraltes“ sei, meinte Herbert Zotti, vielmehr stammten die meisten heute gesungen und bekannten Lieder aus dem späten 19. und 20. Jahrhundert. Die populären Kärntner Lieder sind rund 60 Jahre alt. Und auch in vergangen Tagen wurde keineswegs mehr und zu jederzeit gesungen. „Volksmusik war nie nur die Musik des Durchschnittsmenschen, auch hier gab es immer Eliten. Das Prinzip der Partizipation und der Repräsentation ist über Jahrhunderte belegt.“, erklärte Ulrich Morgenstern. Definieren ließe sich Volksmusik am ehesten durch ein Moment der Kontinuität, durch das Verbinden von Generationen.

Man könne auch nicht wirklich von einer Stunde.Null in der österreichischen Volksmusik sprechen. Auch das Jahr 1945 stelle keinen wirklichen Bruch dar. Zwar hätte es eine kritische Reflexion mit den Inhalten der Geschichte gegeben, aber dennoch herrschte eine weitgehende personelle Kontinuität vieler einflussreicher Protagonisten in der Volkskultur, führte Herbert Zotti aus. Mittlerweile sei aber eine Aufbruchsstimmung in der Volksmusikszene spürbar. Man ging von der starren Volksmusikpflege zur Volksmusikvermittlung über. Besonders erfreulich sei der unverkrampfte und selbstverständliche Umgang junger, talentierter Musiker mit Volksmusik. Als meistens akademisch ausgebildete Musiker improvisieren und spielen sie mit traditionellen Harmonien und schaffen so interessante und teilweise herausragende Variationen.

Und wie sehen die Chancen der Volksmusik in der Zukunft aus? „Volkslied und Volksmusik sind an Menschen festgemacht, die weitere Entwicklung hängt daher an den Menschen“, beschließt Herbert Zotti die interessante Diskussion.

Eine Zusammenfassung dieses spannenden Kremser Kamingesprächs wird am 18 Februar. 2015, ab 21.00 Uhr auf Radio Niederösterreich gesendet. Online ist die Sendung auf http://www.volkskultureuropa.org nachzuhören.

Das nächste Kremser Kamingespräch findet am 11. März 2015 wieder im Haus der Regionen unter dem Titel „Unternehmer.Geist“ statt.

 

 

 

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