Wien (universität) - Markus Aspelmeyer von der Fakultät für Physik der Universität Wien
und Sascha Martens von den Max F. Perutz Laboratories der Universität Wien und der Medizinischen Universität
Wien erhalten je einen ERC Consolidator Grant. Damit gelang es den beiden Wissenschaftern, die jeweils bereits
einen ERC Starting Grant erhalten hatten, insgesamt rund vier Millionen Euro Drittmittel erfolgreich für die
Universität Wien einzuwerben. Das Geld wird in Grundlagenforschung investiert werden. Die Universität
Wien setzt damit ihren Erfolgskurs fort, erst im Dezember gingen drei ERC Starting Grants an ForscherInnen der
Universität Wien. Seit 2007 wurden 30 ERC Grants eingeworben.
Die Förderung von grundlagenorientierter Pionierforschung ist einer der Schwerpunkte der Europäischen
Union. Dafür wurde der Europäische Forschungsrat (European Research Council, ERC) geschaffen. ERC Consolidator
Grants unterstützen exzellente WissenschafterInnen in einem noch relativ frühen Stadium ihrer Karriere
darin, ihre Position als eigenständige ForscherInnen zu konsolidieren. Ein internationales Gutachtergremium
mit renommierten ExpertInnen entscheidet über die Förderungswürdigkeit der Anträge. Den ausgewählten
ForscherInnen wird entsprechender Freiraum zur Verwirklichung ihrer Visionen zugestanden. "Ich freue mich
sehr über die erfolgreiche Teilnahme am aktuellen ERC-Call. Damit zeigt die Universität Wien einmal mehr
ihre Forschungsstärke, mit der sie international sehr gut positioniert ist", sagt Heinz W. Engl, Rektor
der Universität Wien.
Zwischen Quantenphysik und Gravitation
Die aktuellen Forschungsschwerpunkte des Teams rund um Markus Aspelmeyer sind optische Präzisionsmessungen
sowie die quantenoptische Kontrolle von mikro- und nanomechanischen Systemen und deren Anwendung auf fundamentale
und angewandte Fragen der Quantenphysik.
Das Kernziel des ERC Consolidator Grants ist es, Methoden zur Quantenkontrolle levitierter massiver Objekte
zu entwickeln. Anders als bisherige Quantenexperimente an mikromechanischen Resonatoren soll damit ein bisher unzugänglicher
Parameterbereich für große Massen und langlebige Quantenkohärenz erschlossen werden. "Ich
erhoffe mir davon einen neuen Zugang zu Experimenten an der Schnittstelle zwischen Quantenphysik und Gravitation",
so Markus Aspelmeyer. Das Projekt baut auf den jüngsten enormen Erfolgen in der Entwicklung des Gebiets der
Quanten-Optomechanik auf, die in den letzten Jahren, auch durch die Pionierarbeiten von Aspelmeyer, als ein neuer
Zweig der interdisziplinären Forschung in den Bereichen der Quanten- und der Festkörperphysik erzielt
wurden.
Über Markus Aspelmeyer
Nach einer Promotion auf dem Gebiet der Festkörperphysik wechselte Markus Aspelmeyer 2002 in die Quantenphysik,
zunächst als Feodor-Lynen-Stipendiat, danach als Universitätsassistent in der Arbeitsgruppe von Anton
Zeilinger an der Universität Wien. Ab 2005 war er am neu gegründeten Institut für Quantenoptik und
Quanteninformation (IQOQI) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien tätig und baute dort
seine Experimente zu Quanteneffekten in mikro- und nanomechanischen Systemen auf. Seit 2009 ist Markus Aspelmeyer
Professor an der Fakultät für Physik der Universität Wien. Er ist derzeitiger Sprecher des Vienna
Center for Quantum Science and Technology (VCQ).
Der START-Preisträger ist mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Fresnel-Preis der European Physical
Society oder mit dem Ignaz-Lieben-Preis der ÖAW, wo er auch Mitglied der "Jungen Kurie" ist. Seit
2013 ist er Mitglied der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste und Fellow der American
Physical Society.
Molekulare Mechanismen der Autophagie
Die Forschungsgruppe von Sascha Martens untersucht die molekularen Mechanismen der Autophagie – jener Prozess,
der für den Abbau von Zellbestandteilen verantwortlich ist. Autophagie hilft der Zelle nicht nur bei Nahrungsmangel,
indem sie zelleigene Bestandteile recycelt und zur Energiegewinnung verwendet, sondern auch bei der "Entsorgung"
von defekten Zellbestandteilen und Krankheitserregern. Funktioniert dieser Prozess nicht richtig, können unter
anderem Krebs, Neurodegeneration und Infektionen die Folgen sein.
Mit dem ERC Consolidator Grant will Sascha Martens herausfinden, wie Zellen Autophagosomen bilden. Autophagosomen
sind kleine Vesikel (Bläschen), die überflüssige oder unerwünschte Bestandteile zum zellulären
Mülleimer, dem Lysosom, transportieren. "Wie diese Autophagosomen gebildet werden, ist bis jetzt ungeklärt.
Wir werden die autophagozytotischen Wege am Modellorganismus Hefe und an menschlichen Zellen erforschen. Im Speziellen
werden wir untersuchen, welche Faktoren für die Autophagosom-Bildung ausreichend sind und ihre Aktionsmechanismen
beleuchten", sagt Sascha Martens.
Der ERC Consolidator Grant, der an Sascha Martens’ ERC Starting Grant von 2010 anschließt, belege einmal
mehr die Qualität der Forschung an den Max F. Perutz Laboratories: "Die Forschungsgemeinschaft und die
Forschungsinfrastruktur am Vienna Biocenter schaffen exzellente Bedingungen für meine Arbeit", so Sascha
Martens.
Über Sascha Martens
Sascha Martens forscht seit 2009 an den Max F. Perutz Laboratories der Universität Wien und der Medizinischen
Universität Wien. Er erwarb sein Doktorat in Genetik an der Universität Köln und war von 2005 bis
2009 als Postdoc am MRC Laboratory of Molecular Biology in Cambridge tätig. 2010 erhielt er ein ERC Starting
Grant und 2013 den EMBO Young Investigator Award. Seit Januar 2015 hat Sascha Martens eine Assoziierte Professur
am Zentrum für Molekulare Biologie der Universität Wien inne.
Insgesamt bereits 30 ERC Grants für die Universität Wien
Seit 2007 wurden bisher zwölf ForscherInnen mit einem ERC Advanced Grant ausgezeichnet: Walter Pohl (Geschichte),
Gerhard J. Herndl (Meeresbiologie), Herlinde Pauer-Studer und Martin Kusch (Philosophie), Tecumseh Fitch (Kognitionsbiologie),
Michael Wagner (Mikrobielle Ökologie), Anton Zeilinger und Markus Arndt (Physik), Monika Henzinger (Informatik)
sowie Adrian Constantin, Walter Schachermayer und Ludmil Katzarkov (alle Mathematik). Dank 14 ERC Starting Grants,
einem ERC Proof of Concept und
nunmehr drei ERC Consolidator Grants liegt die Universität Wien bei 30 ERC-Förderungen.
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