Neuer Demenzbericht dient als Grundlage für die Entwicklung der österreichischen
Demenzstrategie
Wien (bmask/bmg) - Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser und Sozialminister Rudolf Hundstorfer haben am
11.02. die Auftaktveranstaltung "Gut leben mit Demenz" zur Entwicklung einer Demenzstrategie eröffnet.
Ausgangsbasis dafür ist der aktuelle Demenzbericht, der im Rahmen der vom Gesundheits- und Sozialministerium
organisierten ExpertInnenveranstaltung in der Wiener Urania erstmals präsentiert wurde.
Rund 1,2 Prozent der Bevölkerung in Österreich leidet an Demenz. Aufgrund des kontinuierlichen Altersanstiegs
in der Bevölkerung wird sich diese Anzahl bis zum Jahr 2050 verdoppeln, denn das Risiko an Demenz zu erkranken
steigt mit dem Alter an. Demenz gilt bis heute als unheilbar. Die Versorgung von Menschen mit Demenz stellt somit
eine der größten zukünftigen Herausforderungen für unsere Gesellschaft dar. Die Bundesregierung
hat deshalb in ihrem aktuellen Regierungsprogramm die Erarbeitung einer Demenzstrategie verankert, in deren Rahmen
Empfehlungen für eine notwendige öffentliche Bewusstseinsbildung, Versorgungsstrukturen, Prävention
und Früherkennung sowie Schulung und Unterstützung von pflegenden Angehörigen erarbeitet werden
sollen.
Als erster Schritt wurde der vorliegende Demenzbericht 2014 im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit,
in Zusammenarbeit mit dem Sozialministerium und einer interdisziplinären und multiprofessionellen ExpertInnengruppe
von der Gesundheit Österreich GmbH erstellt. Er liefert eine umfassende Bestandsaufnahme der Versorgungssituation
und kompakte epidemiologische Aussagen zur Häufigkeit von Demenz in Österreich. Der Demenzbericht befasst
sich mit Gender- und rechtlichen Aspekten sowie mit zukünftigen Herausforderungen.
Häufig negieren Betroffene und ihre Angehörigen die ersten Zeichen einer Demenzerkrankung. Die Angst
vor Stigmatisierung und Einschränkungen im Alltag sind einfach zu groß. Dabei kann eine frühzeitige
Abklärung und entsprechende Behandlung die Pflegebedürftigkeit verzögern. "An Demenz zu erkranken
darf kein gesellschaftliches Stigma sein und zu sozialer Ausgrenzung führen", betont Gesundheitsministerin
Sabine Oberhauser. "Mit einer nationalen Demenzstrategie wollen wir das Thema Demenz enttabuisieren, für
Aufklärung sorgen und die Früherkennung fördern", so Oberhauser weiter.
Hundstorfer: Pflegende Angehörige brauchen besondere Aufmerksamkeit und Unterstützung
Leben mit Demenz im eigenen Zuhause ist nicht nur der Wunsch der meisten betroffenen Personen, sondern kann auch
helfen, den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen. Von Demenz ist das gesamte System Familie betroffen. Sozialminister
Rudolf Hundstorfer verweist daher auf die Bedeutung der Angehörigen bei der Pflege demenziell erkrankter Menschen:
"Ganz besonders wichtig ist mir, besonderes Augenmerk auf die Angehörigen zu legen, zumal der größte
Teil der demenziell erkrankten Menschen zu Hause in unterschiedlichen Pflegesettings versorgt wird. Diese Betreuung
zuhause ist auch wichtig, denn nach Expertenmeinungen bleibt die Eigenständigkeit bei dieser Form der Betreuung
am längsten erhalten. Das Fehlen einer Betreuungsperson stellt einen Hauptvorhersagefaktor für einen
frühen Übergang in eine stationäre Pflegeeinrichtung dar. Von Seiten des Sozialministeriums gibt
es für Menschen mit Demenz und deren Angehörige eine breite Palette an Unterstützungsmaßnahme.
Ich verweise hier auf den Erschwerniszuschlag beim Pflegegeld, die finanzielle Unterstützung für eine
Ersatzpflege, die Förderung der 24 Stunden Betreuung, die Pflegekarenz und die sozialversicherungsrechtliche
Absicherung pflegender Angehöriger", so der Sozialminister.
"Wir wissen, dass in den kommenden Jahren immer weniger Angehörige für die Betreuung zur Verfügung
stehen werden. Gründe dafür sind zum Beispiel die sinkende Anzahl von Kindern, die steigende Erwerbsquote
bei Frauen oder eine längere Lebensarbeitszeit. Unser Ziel ist es, mit der nationalen Demenzstrategie die
bestmögliche und eine für alle Beteiligten zufriedenstellende Versorgung in Österreich sicher zu
stellen", hält Gesundheitsministerin Oberhauser fest.
Auf Bundesebene ist in Österreich das Gesundheitsministerium für die Aspekte der Krankenversorgung und
Prävention bei Demenz zuständig. Langzeitbetreuung und -pflege von Menschen mit Demenz liegen im Kompetenzbereich
der Bundesländer. Geldleistungen für Langzeitpflege wie Pflegegeld und Pflegefonds fallen in die Zuständigkeit
des Sozialministeriums. In der Versorgung der an Demenz erkrankten Menschen tragen auch die Bundesländer sowie
die Sozialversicherung große Verantwortung. Eine österreichweite Strategie soll daher auch der Vielzahl
der AkteurInnen als gemeinsame Richtschnur und Leitlinie dienen.
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