Eine radikale Abrechnung mit konstruierten Identitätsmetaphern, falschen Heimatgefühlen
und deren zwischenmenschlichen Konsequenzen.
Tatort München: Es ist Nacht. Jemand steigt über ein Fenster in eine Wohnung ein. Was wie eine
klassische Kriminalhandlung beginnt, mündet in ein unerwartetes Wiedersehen, in eine Suche nach den eigenen
Wurzeln und der eigenen Identität, in ein verzweifeltes Verarbeiten von Lebensumständen, in (De)maskierungen
und eine Gratwanderung zwischen Sein und Schein. Die 35jährige Ruth hat fluchtartig Israel verlassen und ist
nach Deutschland zu ihrem Vater geflogen. Sie ist schwanger und glaubt, in den besetzten Gebieten jemanden erschossen
zu haben. Ruth zwingt ihren Vater Abraham, sich seiner eigenen Vergangenheit zu stellen: Abraham hieß früher
Ernst und stammt aus einer protestantischen deutschen Familie. Gemeinsam mit seiner ersten Frau, Ruths Mutter,
trat er zum Judentum über. Sie wanderten nach Israel aus und lebten dort als orthodoxe jüdische Familie.
Nach dem ersten Libanonkrieg verließ Abraham Hals über Kopf Israel und kehrte ohne Familie nach Deutschland
zurück. Die nächtliche Situation zwischen Tochter, Vater und dessen neuer Lebensgefährtin Sabine
ist wie ein böser Traum. Unterdrückte familiäre Konflikte werden in Vehemenz ausgesprochen und reißen
Wunden auf. Alle errungenen Sicherheiten der drei Protagonisten werden in einer Nacht über den Haufen geworfen.
Was tun?
Das teilweise zweisprachig geschriebene Stück stellt in überraschend direkter Weise Jirí Grušas
Feststellung "Identität ist kein Erbstück" in den Raum. Es wurde 2006 mit dem Israelischen
Theaterpreis ausgezeichnet. 2012 wurde es in der Regie von Manfred Langner in Kooperation mit dem Cameri-Theater
in Tel Aviv an den Schauspielbühnen Stuttgart in einer autorisierten Neufassung uraufgeführt.
Theater Nestroyhof Hamakom
Premiere: Sa, 28. Februar 2015, 20 Uhr. Die Autorin ist anwesend.
weitere Vorstellungen: 03. – 07., 18. – 21., 25. – 28. März, 20 Uhr
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