Zufriedenheit mit Gesundheitssystem bleibt auf hohem Niveau; BurgenländerInnen wünschen
sich längere Öffnungszeiten von Ambulanzen
Eisenstadt (blms) - Das Thema Ärztearbeitszeiten und Entlohnung stand im Mittelpunkt der 13. Welle des Gesundheitsbarometers,
die vom Institut für Strategieanalysen im Auftrag des burgenländischen Gesundheitsfonds (BURGEF) im Jänner
und Feber 2015 durchgeführt wurde. BURGEF-Vorsitzender Gesundheitslandesrat Dr. Peter Rezar, BURGEF-Geschäftsführer
DI (FH) Mag. René Schnedl und Prof. Dr. Peter Filzmaier vom Institut für Strategieanalysen (ISA) präsentierten
am 19.02. die Ergebnisse. Fazit: Die Zufriedenheit der BurgenländerInnen mit dem Gesundheitssystem im Land
ist weiterhin auf hohem Niveau. Das Thema Ärztearbeitszeiten wird aufmerksam verfolgt, die Überlastung
vieler Ärzte als Problem wahrgenommen; mehrheitlich positiv wird deshalb die Verkürzung der Arbeitszeit
gesehen. Die Bevölkerung wünscht sich zudem längere und flexiblere Öffnungszeiten der Ambulanzen
und geringere Wartezeiten. „Das neue Ärztearbeitszeitgesetz erfordert neue Strukturen bei den Dienstabläufen.
Unser erstes Ziel ist es, ein neues Arbeitszeitschema zu finden, das die Betreuung der Patienten verbessert. Ein
neues 12-Stunden-Arbeitszeitmodell mit starker Präsenz der Ärzte während des ganzen Tages schafft
eine bessere Betreuung und vermindert die bisherige Belastung der Ärzte durch Übermüdung und damit
auch das Risiko dadurch verursachter Behandlungsfehler. Die Ergebnisse der Befragung untermauern unser Vorhaben“,
stellte Rezar fest. Bis Juni gilt eine Übergangslösung, bis dahin soll ein neues Arbeitszeit- und Entlohnungsmodell
gefunden werden.
Rund 84 Prozent der Bevölkerung (1.402 Personen wurden befragt) sind mit dem Gesundheitssystem im Burgenland
zufrieden bis sehr zufrieden – ein Wert auf konstant hohem Niveau. Dass die BurgenländerInnen auch die Diskussion
um das neue Ärztearbeitszeitgesetz sehr aufmerksam verfolgen, zeigen die Ergebnisse der Befragung zu diesem
Thema.
80 % sehen hohe Belastung der Spitalsärzte
Generell genießen die Ärzte bei der Bevölkerung hohe Wertschätzung. Rund 80 % der Befragten
sehen allerdings auch eine hohe, 55 % eine sehr hohe Belastung der Spitalsärzte durch lange Arbeitszeiten;
immerhin 46 % sehen diese auch bei den Hausärzten. Ebenfalls rund 80 % halten eine Senkung der Arbeitszeit
für gut. 65 % der Befragten meinen, die Ärzte seien dadurch ausgeruhter, weniger übermüdet,
und rund ein Viertel sagt, es würde dadurch weniger Behandlungsfehler geben. „Das zeigt, dass die Überlastung
der Ärzte von der Bevölkerung sehr wohl als Problem wahrgenommen wird“, sieht Rezar die Notwendigkeit
neuer Strukturen bestätigt.
Ausgleich von Einkommensverlusten von Bevölkerung gutgeheißen
Dass es zu wenige Ärzte gibt, diese Angst teilen 45 Prozent; 35 % befürchten auch längere Wartezeiten
auf Behandlungen oder Operationen. Als Reaktion wünschen sich 55 % der Befragten mehr Ärzte. Dass deren
durch die Neuregelung der Arbeitszeiten befürchteter Einkommensverlust ausgeglichen werden solle, halten drei
Viertel für richtig, zumal 56 % meinen, burgenländische Ärzte verdienten im Bundesländervergleich
eher weniger.
Auf rund 2.000 Euro wird das durchschnittliche Nettoeinkommen von Ärzten geschätzt; 2.500 netto wiederum
wird ihnen zugestanden, was mit dem hohen Image von Ärzten bei der Bevölkerung zusammenhänge, so
Filzmayer. Tatsächlich liege das Nettoeinkommen etwa eines fertigen Turnusarztes mit Diensten bei 2.835 Euro,
eines Assistenzarztes mit Diensten bei 3.381 Euro, eines Facharztes mit Diensten bei 4.857 Euro; das Gehalt eines
Primararztes mit Diensten beläuft sich auf netto 6.092 Euro.
Strukturreform vor neuem Entlohnungsschema
„Wir brauchen eine systemische Umstellung, mit längeren, flexibleren Anwesenheiten in den Ambulanzen.
Dafür können die Nachtdienste reduziert werden. Für Akutfälle muss immer noch genügend
Personal zur Verfügung stehen“, fordert Rezar. „Wir arbeiten seit August 2014 an einer Strukturreform, wenn
wir eine solche schaffen, kommt das direkt bei den Patienten an“, ist Schnedl überzeugt. Im Zentrum der Reform
steht das 12-Stunden-Arbeitszeitmodell: „Das bedeutet ausgeschlafene Ärzte“.
Adäquate, leistungskonforme Entlohnung
Für den Gesundheitslandesrat steht die Verbesserung der Betreuungsstruktur der burgenländischen Bevölkerung
im Vordergrund. Erst nach Klärung einer neuen Struktur soll das Thema Entlohnung angegangen werden. „Wir wollen
unsere Ärzte adäquat und leistungskonform entlohnen. Das Entlohnungsschema muss im Kontext mit den Gehältern
in der Ostregion stehen“, so Rezar.
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