Wien (rk) - Wenn eine charismatische Künstlerin wie Kammersängerin Marjana Lipovsek mit dem "Goldenen
Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien" ausgezeichnet wird, dann verwandelt sich der Wappensaal
im Wiener Rathaus in einen Konzertsaal: SchülerInnen der Kammersängerin begleiteten die Feierstunde mit
Musik und Gesang von Johannes Brahms und Richard Strauss; weiters wurde eine Komposition von Marijan Lipovsek,
dem Vater der Künstlerin, aufgeführt. Zahlreiche Persönlichkeiten aus Politik und Kultur waren gekommen,
um an der Feierstunde teilzunehmen, darunter der slowenische Botschafter Andrej Rahten, Stadtrat a. D. Franz Mrkvicka,
Musikvereinschef Thomas Angyan, Kammersängerin Ildiko Raimondi, ehem. Volkstheaterdirektorin Emmy Werner,
Peter Simonischek und Brigitte Karner, Direktor Schönberg-Center, Christian Meyer, Gerhard Brunner, ehem.
Intendant Grazer Oper und Universitätsrätin Haide Tenner.
"Mit ihrer Stimme und ihrer Darbietungskunst hat Marijana Lipovsek die Welt erobert. Es gibt kein wichtiges
Opernhaus, in dem sie nicht aufgetreten ist", betont Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny, der die
Verleihung des Ehrenzeichens vornahm. "Neben ihrer Begabung und ihrer Disziplin ist es ihr Temperament und
ihre Menschlichkeit, die sie auszeichnen".
"Sie ist die schönste Altstimme der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts", sagte Rainer Bischof,
Musiker, Komponist und langjähriger Leiter der Wiener Symphoniker in seiner Laudatio. "Sie ist gleichermaßen
Opern- wie Lied- und Oratoriensängerin; ihr Repertoire reicht von Bach bis in die Moderne". Es sei ihre
überbordende Liebe, die sie zu einem besonderen Menschen mache - ihre Liebe zu den Menschen, der Natur, ihrer
Heimat, zur Kunst und zum Singen.
"Singen ist eine glückliche Gabe, dafür muss man das ganze Leben dankbar sein" sagte eine sichtlich
bewegte Marjana Lipovsek in ihren Dankesworte, in denen sie auch ihre tiefe Bindung an Wien betonte: "Diese
Stadt kann ohne Musik nicht leben und ich auch nicht".
Biographie Marjana Lipovsek
Marjana Lipovsek wurde 1946 in Ljubljana (Slowenien) geboren. Ihr Vater Marijan war einer der bedeutendsten slowenischen
Komponisten, der unter anderem auch einige Jahre lang Rektor der Musikakademie Ljubljana war, wo auch Marjana Musikerziehung
und Gesang studierte. Nach dem Abschluss im Jahre 1970 ging sie nach Graz, um dort an der Hochschule für Musik
und darstellende Kunst Opern- und Liedgesang zu inskribieren. Ihr Diplom erhielt sie im Jahre 1977 und wurde ein
Jahr später in das damals neu gegründete Opernstudio der Wiener Staatsoper aufgenommen.
Schon 1979 wurde sie Ensemblemitglied dieses Hauses, wo sie mit ersten kleineren Partien bedacht wurde, sang aber
bereits im selben Jahr an der Grazer Oper ihre erste Hauptpartie. 1984 entschloss sich Lipovsek, als freie Künstlerin
tätig zu werden und damit begann ihre Weltkarriere. Sie sang an nahezu allen bedeutenden Opernhäusern
der Welt, wie der Londoner Covent Garden Opera, der Pariser Opéra Bastille, der Mailänder Scala, der
Münchner Staatsoper oder der New Yorker Metropolitan Opera und bei den wesentlichen Opernfestspielen, wie
Salzburg, Bregenz, Savonlinna oder Edinburgh. Ihr Repertoire umfasst alle bedeutenden Partien des Mezzo-Faches
vom Barock bis zur Gegenwart. Sie spielte zahlreiche Opernpartien auf Tonträger ein und brachte viele CDs
mit Liedern heraus.
Ein wesentlicher Teil ihres künstlerischen Wirkens besteht bei Marjana Lipovsek im Lied- und Oratoriengesang,
wo sie Maßstäbe setzte, was zeitgemäße Interpretation betrifft. Seit 1996 gibt sie mit ihrem
Mann Alfred Burgstaller, der ebenfalls Sänger ist, Gesangskurse an der Sommerakademie Mozarteum Salzburg und
seit dem Jahr 2000 leitet sie eine Klasse für Lied und Oratorium an der Universität für Musik und
darstellende Kunst Wien.
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