IFES-Studie zeigt Wunsch von Homosexuellen und Transgender nach Sensibilität und Diskriminierungsfreiheit
in der Pflege auf
Wien (rk) - Die Studie "Wohnen, Pflege und Betreuung im Alter bei Homosexuellen und Transgender"
wurde von IFES, im Auftrag von Sozial Global GmbH und Wiener Sozialdienste, erstellt und untersuchte die Wünsche
und Erwartungen von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgender-Personen zur Pflegesituation im Alter.
Das zentrale Ergebnis der Studie ist, dass Lesben, Schwule und Transgender-Personen kein eigenes Betreuungsangebot
wünschen, sondern am liebsten zu Hause oder in für LGBTIQ-Themen sensiblen Pflegeeinrichtungen betreut
werden wollen. Das vorrangige Ziel für eine adäquate Altersbetreuung ist laut Studie eine Struktur, die
LGBTIQs integriert. Zudem ist an einem gesellschaftlichen Klima zu arbeiten, in dem alle ihre sexuelle Orientierung
ohne Probleme thematisieren können. Die Nutzung des Angebots durch "auch andere" Schwulen/Lesben/Transgender-Personen
wird wesentlich stärker befürwortet (ca. 80 Prozent), als eine ausschließliche Nutzung durch die
Zielgruppe (ca. 20 Prozent). "Es wäre mir nicht wichtig, ja fast unangenehm, nur mit Schwulen und Lesben
zu leben, aber der Einzige will man doch wieder nicht sein. Dieses Gefühl hatte man wohl bereits oft genug",
lautete etwa ein Kommentar aus der Befragung. Worauf es in der Qualität der Betreuung ankommt, geht ebenfalls
aus den Ergebnissen hervor: An vorderster Stelle soll die Pflege diskriminierungsfrei, respektvoll und wertschätzend
sein.
Pflege: respektvoll und diskriminierungsfrei
"Alle älteren und pflegebedürftigen Menschen in Wien sollen ein möglichst selbstbestimmtes
und sicheres Leben führen können. Die Stadt Wien macht das durch ein maßgeschneidertes Pflege-
und Betreuungsangebot möglich", so Gesundheits- und Sozialstadträtin Sonja Wehsely anlässlich
der Ergebnisse der IFES-Studie "Wohnen, Betreuung und Pflege im Alter bei Lesben, Schwulen und Transgender-Personen".
"Homophobie und Transphobie sind leider immer noch Realität. Gerade in den Sozialberufen ist es notwendig,
hier an der Sensibilisierung und Akzeptanz zu arbeiten. Auch im Alter dürfen Wienerinnen und Wiener keine
negativen Erfahrungen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität befürchten
müssen. Daher setzen wir darauf, zukünftig verstärkt Pflegeeinrichtungen der Stadt auf die Lebenssituation
von Lesben, Schwulen, Intersexuellen oder Transgender-Personen vorzubereiten. Die Wiener Antidiskriminierungsstelle
für gleichgeschlechtliche und transgender Lebensweisen (WASt) hat hierfür bereits ein Pilotseminar für
das Pflege-Personal gestartet. Pflege unter dem Regenbogen bedeutet dabei Menschen und ihre Lebenserfahrung ernst
zu nehmen und ihnen ein Altern in Würde zu ermöglichen", so Sandra Frauenberger, Stadträtin
für Antidiskriminierung.
Ambulant vor stationär
Ein wichtiger Aspekt des Wiener Geriatriekonzepts ist der Ausbau mobiler Pflege- und Betreuungsleistungen.
Rund 34.000 Wienerinnen und Wiener nehmen Heimhilfe, Hauskrankenpflege, Besuchsdienst oder weitere Angebote mobiler
Diensten in Anspruch. Der erste Schritt dazu: Case ManagerInnen machen einen Hausbesuch bei der Kundin oder dem
Kunden. So können sie am besten feststellen, in welchen Bereichen wie viel Hilfe gebraucht wird. Gemeinsam
mit den KundInnen und gegebenenfalls auch deren Angehörigen wird der individuelle Unterstützungsbedarf
festgelegt. Besuche von Pflege- bzw. Betreuungspersonen sind je nach Bedarf von einmal in der Woche bis hin zu
mehrmals täglich möglich.
Wohnortnahe Betreuung
In verschiedenen vom Fonds Soziales Wien (FSW) geförderten Einrichtungen bzw. in Wohn- und Pflegehäusern
anerkannter PartnerInnenorganisationen des FSW finden WienerInnen ein Zuhause, wenn ihnen ein selbstständiges
Leben in ihren Wohnungen nicht mehr möglich ist. Aktuell werden über den FSW stationäre Pflege-
und Betreuungsleistungen für rund 22.000 KundInnen gefördert. Wohnortnahe Betreuung und Pflege nach modernsten
baulichen, medizinischen und pflegerischen Standards sind dabei wesentliche Eckpunkte. Das Wiener Geriatriekonzept
sieht ein dichtes und leistungsfähiges Netz aus städtischen und privaten gemeinnützigen Pflegeeinrichtungen
vor. 2015 werden die letzten Meilensteine umgesetzt. Insgesamt wurden 36 Pflegewohnhäuser und PensionistInnenwohnhäuser
neu errichtet, saniert oder modernisiert. Damit macht sich Wien fit für die Zukunft der Pflege und die steigende
Lebenserwartung der Menschen in dieser Stadt.
Details zur Studie
Die Studie "Wohnen, Betreuung und Pflege im Alter bei Lesben, Schwulen und Transgender-Personen"
wurde von den Sozialdienstleistern Sozial Global und Wiener Sozialdienste in Auftrag gegeben und vom Fonds Soziales
Wien finanziert. Ziel war, die Vorstellungen und Wünsche für das Leben und Wohnen im Alter von Lesben,
Schwulen und Transgender-Personen in den Bereichen in Wien zu erheben. Durchgeführt wurde sie vom Markt-,
Meinungs- und Sozialforschungsinstitut IFES, 1.140 Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender-Personen haben daran
teilgenommen.
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