Längster Babyboom in Neuseeland, kürzester in Italien Heimischer Arbeitsmarkt verliert
bis 2034 über 750.000 Menschen Österreichs Altenquotient explodiert bis 2034 von 27,3 auf 41,9
Wien (allianz) - Die ersten österreichischen Babyboomer starten heuer in ihr letztes Arbeitsjahr. Weltweit
ist ein Übergang dieser Generation in den Ruhestand bereits seit Jahren im Gange, was sowohl die Pensionssysteme
als auch den Arbeitsmarkt in zunehmendem Ausmaß vor Herausforderungen stellt. Dies zeigen die Ergebnisse
einer aktuellen Allianz Studie. Untersucht wurden Babyboom und Babybust sowie die Auswirkungen auf die Pensionssysteme
in achtzehn Ländern. "Bis 2034 gehen mehr Österreicher in Pension als in den vergangenen sechzig
Jahren: Mehr als 750.000 Menschen werden den Druck auf die erste Säule deutlich verstärken", erklärt
Dr. Wolfram Littich, Vorstandsvorsitzender der Allianz Gruppe in Österreich.
Babyboom im weltweiten Vergleich
Der Anstieg der Geburtenraten nach dem Zweiten Weltkrieg stellte eine plötzliche demografische Wende dar,
da bis dahin die Kinderanzahl pro Frau in vielen westlichen Ländern unter 2,1 gesunken war. Der Babyboom setzte
in den meisten Ländern bereits kurz nach Kriegsende ein, in Österreich, Belgien, Deutschland und Großbritannien
erst zehn Jahre später. Durchschnittlich dauerte dieses Phänomen sechzehn Jahre an, im angelsächsischen
Raum deutlich länger als in den untersuchten kontinentaleuropäischen Ländern: Klarer Spitzenreiter
ist Neuseeland mit einer Dauer von 27 Jahren (1946 bis 1972), Italien landet im Vergleich dazu mit lediglich vier
Jahren (1946 bis 1949) auf dem letzten Platz. Österreich liegt mit einer vierzehn Jahre (1956 bis 1969) andauernden
Phase im Mittelfeld. Die Dauer des Babybooms wirkte sich auch auf die Bevölkerungsstrukturen aus. Der Anteil
der Babyboomer an der Gesamtbevölkerung in den USA und Australien lag gegen Ende des demografischen Phänomens
bei rund 40 Prozent, in Neuseeland sogar bei 53 Prozent. In den meisten europäischen Ländern ist dieser
Anteil aufgrund der kürzeren Dauer deutlich geringer. In Österreich etwa machten die während des
Babybooms geborenen Kinder nur 23 Prozent der damaligen Gesamtbevölkerung aus, das waren rund 1,7 Millionen
Menschen. Große Unterschiede gibt es aber auch im Hinblick auf die Geburtenrate: Australien, Kanada, Neuseeland
und die USA erreichten in der Zeit des Babybooms durchschnittlich eine Höchstkinderanzahl pro Frau von 4,0.
Im europäischen Raum lag dieser Wert im Vergleich bei nur 3,0 Kindern pro Frau. In Österreich wurde ein
Rekordhoch von 2,82 im Jahr 1963 verzeichnet.
Europa: Dramatischer Rückgang der Geburtenraten
Während der Babyboom in Australien, Kanada, Neuseeland oder den USA intensiver ausfiel und länger
andauerte, war in vielen europäischen Ländern hingegen ein neues Phänomen - der plötzliche
Einbruch der Geburtenraten - stärker ausgeprägt: der Babybust. Dieser dramatische Rückgang der durchschnittlichen
Kinderanzahl pro Frau hielt in Europa im Schnitt bis zu vier Jahrzehnte an, während der Babyboom schon nach
rund 13,5 Jahren wieder vorbei war. In Österreich fiel die Geburtenrate in nur drei Jahren nach Ende des Babybooms
auf unter 2,1 Kinder pro Frau. Der Tiefstwert der Geburtenraten lag in europäischen Ländern durchschnittlich
bei 1,4. Hierzulande wurde die niedrigste Geburtenrate mit nur 1,33 Kindern pro Frau im Jahr 2001 verzeichnet.
Die niedrigste Geburtenrate erreichte Bulgarien mit lediglich 1,09 Kindern pro Frau im Jahr 1997.
Bis 2034: Österreichischer Arbeitsmarkt verliert mehr als 750.000 Menschen
In allen von der Allianz untersuchten Ländern wird mit ökonomischen Herausforderungen zu rechnen
sein, wenn die Babyboomer in den Ruhestand gehen. Unabhängig von Dauer und Ausmaß von Babyboom und Babybust
müssen sich die meisten Länder den Konsequenzen beider Phänomene stellen, darunter auch Österreich.
Die Pensionsantrittswelle der Babyboomer wird der österreichischen Bevölkerungsstruktur eine besondere
Dynamik verleihen: Laut Zahlen der Statistik Austria ist der Anteil der Über-65-Jährigen in Österreich
seit dem Jahr 1955 von etwa 800.000 auf derzeit rund 1,57 Millionen gestiegen. Somit hat es ganze sechzig Jahre
gedauert, bis die Bevölkerung im Pensionsalter um mehr als eine Dreiviertelmillion Menschen angewachsen ist.
Wenn allerdings die Babyboomer in den Ruhestand gehen, wird es nicht einmal zwanzig Jahre dauern, ehe es eine weitere
Dreiviertelmillion zusätzlicher Pensionisten gibt: Etwa 2,35 Millionen Österreicher werden am 31.12.2034,
wenn der letzte heimische Babyboomer in Pension geht, über 65 Jahre alt sein. Parallel dazu wird der Anteil
der erwerbsfähigen Bevölkerung um mehr als 200.000 Menschen schrumpfen.
Diese Entwicklungen lassen sich auch aus dem "Altenquotient" ablesen, der das Verhältnis zwischen
den Über-65-Jährigen zu denjenigen im Haupterwerbsalter zwischen 15 und 64 Jahren misst. Zu Beginn des
Babybooms 1956 lag der Altenquotient in Österreich laut Statistik Austria bei 17,4. 1985, als der letzte Babyboomer
einen Lehrberuf ergriffen hat, konnte noch ein Wert von 21,0 verzeichnet werden. Auch in den letzten Jahrzehnten
ist der Altenquotient nur leicht gestiegen. Während der Pensionsantrittswelle der Babyboomer ist jedoch mit
einer drastischen Steigerung zu rechnen: von 27,3 im vergangenen Jahr auf 41,9 im Jahr 2034. Das bedeutet, dass
immer weniger Erwerbstätige für eine immer größer werdende Anzahl an Pensionisten aufkommen
müssen.
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