Forschungsaktionsplan fördert Wissenschaftskarrieren, universitäre Spin-Offs und
private Finanzierung - "Jahr der Forschung" soll Wissenschaft sichtbar machen
Wien (bmwfw) - "Innovation ist der Schlüssel für gesellschaftliche Stabilität und wirtschaftliches
Wachstum. Wir müssen das generierte Wissen unserer Universitäten und Forschungsinstitutionen stärker
nutzbar und für die Gesellschaft zugänglich machen", so Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner
am 25.02. anlässlich der Vorstellung des "Jahres der Forschung". Der Sprung zu den Innovationsführern
ist nicht nur eine Frage des Geldes, sondern auch, ob das System optimal aufgestellt ist. Daher hat das Bundesministerium
für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft (BMWFW) einen Forschungsaktionsplan ausgearbeitet, der in den nächsten
ein bis zwei Jahren umgesetzt werden soll. Der Vergleich mit anderen Ländern zeigt, dass es mehr Dynamik braucht:
Dänemark und Schweden haben beide eine ähnlich hohe Forschungsquote wie Österreich, sind aber trotzdem
die innovativsten Länder Europas (2013: Dänemark Platz 1 im Innovation Union Scoreboard und 3,1 Prozent
F&E-Quote; Schweden Platz 2 und 3,2 Prozent F&E-Quote; Österreich Platz 10 und 2,8 Prozent F&E-Quote).
"Um in die Gruppe der Innovation Leader zu kommen, müssen wir einen Ruck nach vorne machen und in den
nächsten Jahren Gas geben. Dazu müssen wir Forschung sichtbarer machen und vorhandene Potentiale besser
nutzen", so Mitterlehner.
Forscherkarrieren fördern
Rund 75 Prozent der wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stehen in befristeten Dienstverhältnissen
und haben geringe Aussichten auf eine fixe Anstellung. Im Rahmen der aktuellen Verhandlungen zu den Leistungsvereinbarungen
an den Universitäten und im Zuge einer UG-Novelle werden daher gemeinsam mit den Institutionen Maßnahmen
verankert, um Forscherkarrieren zu erleichtern. "Wir wollen mehr Forscherkarrieren und stärkere Durchlässigkeit
im System schaffen, um möglichst vielen Nachwuchswissenschaftlern Entfaltungsmöglichkeiten zu geben.
Die Zahl der Beschäftigten in Forschung und Entwicklung soll langfristig um rund zehn Prozent steigen",
sagt Mitterlehner. Derzeit sind rund 108.000 Personen in diesem Bereich beschäftigt. Geplant sind die Einführung
eines gesamthaften, integrativen Personalmanagements an Universitäten und eine Weiterentwicklung der bestehenden
Kettenvertragsregelung sowie eine Reduktion des Anteils befristeter Dienstverhältnisse. Zudem sollen die rechtlichen
und organisatorischen Rahmenbedingungen weiter verbessert werden (Richtung Tenure Track-System).
Private Finanzierung erleichtern
In Österreich gibt es großen Nachholbedarf bei gemeinnützigen Investitionen in F&E. Stiftungsausschüttungen
in gemeinnützige Projekte in Deutschland liegen mit 183 Euro pro Jahr und Einwohner 60-mal über dem österreichischen
Wert (3 Euro/p.a. und Einwohner). Aktuell wird unter Federführung des Wissenschaftsministeriums an Anpassungen
zum Bundesstiftungs- und Fondsgesetz gearbeitet. "Wir nutzen das vorhandene Potenzial im Bereich der Gemeinnützigkeit
viel zu wenig. Unser Ziel ist, dass die Gründung einer gemeinnützigen Stiftung in Österreich ähnlich
einfach wie eine Vereinsgründung wird", so Mitterlehner. Statt langwieriger Genehmigungsprozesse soll
die Stiftung eingerichtet sein, wenn sie von der Behörde innerhalb einer bestimmten Frist nicht untersagt
wird. Die Spendenabsetzbarkeit für gemeinnützige Stiftungen soll ebenfalls erleichtert werden. Ziel ist,
dass die neuen Regelungen 2016 in Kraft treten.
Innovationskraft und Unternehmergeist der Hochschulen stärken
"Wissenschaft und Forschung sind Treiber für wirtschaftliches Wachstum. Ein Euro, der über die
FFG in Forschung und Entwicklung investiert wird, bringt 14 Euro an Wertschöpfung. Gerade an unseren Hochschulen
haben wir viel kreatives Potenzial, das viel zu selten in konkrete Unternehmensgründungen oder Prototypen
fließt", so Mitterlehner. 2014 gab es an den 22 öffentlichen Universitäten nur elf Ausgründungen
von Unternehmen. Ziel des BMWFW ist es, die Gründungsaktivitäten an den Hochschulen zu erhöhen und
mehr Prototypen durch Forschung zu generieren. Anfang Februar 2015 wurden mehr als 1,44 Millionen Euro für
die Entwicklung patentfähiger Prototypen an den Universitäten zur Verfügung gestellt. In Summe investiert
das BMWFW bis 2018 20 Millionen Euro in die bessere Verwertung von Forschungsergebnissen. Im Rahmen der Leistungsvereinbarungen
werden die Universitäten erstmals aufgefordert, konkrete Verwertungs-Ziele zu definieren, zudem sollen Start-Ups
durch eine Bündelung der administrativen Aufgaben oder dem Zugang zu Infrastruktur entlastet werden.
"Jahr der Forschung": Stärkung der Verbindung zwischen Wissenschaft und Bevölkerung
"Forschung wirkt und daher müssen wir dieses Zukunftsthema in den Mittelpunkt der Gesellschaft rücken
und die Bürgerbeteiligung stärken. Jeder soll wissen, dass Österreich für wissenschaftliche
Kreativität und innovative Forschung steht", so Mitterlehner. Aus diesem Grund nutzt das BMWFW das Jubiläumsjahr
2015 zu einem "Jahr der Forschung", in dem durch verschiedene Schwerpunkte auf die Entwicklungen in der
österreichischen Forschungslandschaft hingewiesen wird. Auf der Website http://www.jahrderforschung.at werden die zentralen Informationen über den Forschungsstandort
gesammelt, und österreichische Forschungsinstitutionen sind eingeladen, ihre Veranstaltungen für die
Öffentlichkeit zu präsentieren. In fünf Bereichen sind Bürger aufgerufen, ihre Zukunftsidee
für Österreich einzureichen. Zudem soll der Schwerpunkt "Citizen Science" weiter ausgebaut
werden, um Wissenschaft und Forschung bürgernah zu gestalten. Bei FWF-geförderten Projekten wird es eine
Prämie geben, wenn die Bevölkerung aktiv in das Forschungsprojekt einbezogen wird. Dafür stellt
das BMWFW über OeAD und FWF rund 500.000 Euro pro Jahr zur Verfügung.
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