| Landesrat Dr. Peter Rezar forciert Initiativen für mehr Beschäftigung von BurgenländerInnen
			im BurgenlandEisenstadt (blms) - Eine neue Initiative zur Unterstützung der Beschäftigung der burgenländischen
			Bevölkerung hat Soziallandesrat Dr. Peter Rezar am 23.02. vorgestellt. Im Wesentlichen gehe es dabei um zwei
			Richtungen, erläutert das Regierungsmitglied: „Einerseits geht es darum, wie bestehende oder neu entstehende
			Arbeitsplätze verstärkt mit Burgenländerinnen und Burgenländern besetzt werden können,
			anderseits darum, wie Beschäftigung für Menschen geschaffen werden kann, die von der Wirtschaft keine
			Chance bekommen.“ Um punktgenau auf regionale Bedürfnisse abgestimmte Maßnahmen zu entwickeln, wurde
			in einem ersten Schritt das Burgenland hinsichtlich seiner bisherigen Entwicklung genau unter die Lupe genommen.
			Konkret wurde vom ÖIR-Projekthaus in Zusammenarbeit mit der PROSPECT Unternehmensberatung eine sogenannte
			raumstrukturelle Analyse des Burgenlandes erstellt. Basierend auf den erhobenen Daten werden in Folge gezielt neue
			Initiativen setzen. Ziel ist, die bestehenden regionalspezifischen Strukturen mit den Bedürfnissen und Anforderungen
			der Betriebe und der Arbeitsuchenden besser abzustimmen sowie die Angebote des Landes, insbesondere im Qualifizierungsbereich,
			zu optimieren.
 
 Angesichts der seit mehreren Jahren bestehenden konjunkturellen Schwäche der Wirtschaft und der steigenden
			Arbeitslosigkeit sei die Unterstützung der Beschäftigung der burgenländischen Bevölkerung eine
			der wichtigsten Herausforderungen des Landes, so Rezar. Auch wenn das Burgenland erfolgreicher als die anderen
			Bundesländer und die meisten Regionen Europas der nationalen und internationalen Wirtschaftsschwäche
			gegensteuert – so nahm die Jugendarbeitslosigkeit im Jänner im Burgenland um 4,9% ab, während sie österreichweit
			um 9% wuchs – bleiben Herausforderungen bestehen. So sei eines der zentralen Merkmale des burgenländischen
			Arbeitsmarktes die zu geringe Zahl an Beschäftigungsmöglichkeiten für die lokale, arbeitsfähige
			Bevölkerung, so der Landesrat: „Das heißt, das steigende Angebot an vor allem ausländischen Arbeitskräften
			schöpft die zusätzlichen Beschäftigungsmöglichkeiten zu einem hohen Anteil ab, während
			die lokale Bevölkerung des Burgenlandes immer noch in die benachbarten Bundesländer auspendelt. Der Pendleranteil
			im Burgenland liegt bei 40 %.“ Deshalb wolle man Initiativen setzen, die darauf zielen, bestehende oder neue Arbeitsplätze
			verstärkt mit burgenländischen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern zu besetzen. „Es geht hier aber nicht
			um Ausländerfeindlichkeit. Ich denke, dass es sehr oft so ist, dass Betriebe und Arbeitsuchende mit ihren
			jeweiligen Vorstellungen nicht wirklich zusammenkommen – das zeigt etwa der Raum Parndorf, wo viele Menschen in
			den Raum Wien auspendeln und die Arbeitsplätze vor Ort zu einem hohen Anteil durch PenderlInnen aus dem benachbarten
			Ausland besetzt werden. Aber das muss nicht sein“, stellt Rezar klar.
 
 Ähnlich sieht auch Trude Hausegger von der Unternehmensberatung PROSPECT die Ausgangslage: „Wir haben das
			Burgenland hinsichtlich seiner bisherigen Entwicklung genau unter die Lupe genommen und bis hinein in die Kleinregionen
			angesehen, wie die bestehenden Rahmenbedingen und Strukturen aussehen, wo es Probleme zum Beispiel in der Abstimmung
			zwischen Angebot und Nachfrage gibt. Es wurden bereits Maßnahmen gesetzt, damit Betriebe gezielt Burgenländerinnen
			und Burgenländer als Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ansprechen.“ Zum Teil gelte es aber auch darum, Angebote
			besser aufzusetzen um sie für die heimische Bevölkerung attraktiver zu machen. „Hier gibt es Erfahrungen,
			wie diese Suchstrategien besser aufeinander abgestimmt werden können“, so Rezar. Ziel ist, dass die Unternehmen
			verstärkt auf Arbeitskräfte aus der Region zurückgreifen  und so zum regionalen Arbeitsmotor werden.
 
 Eine zweite Herausforderung sei die zunehmende Spaltung am Arbeitsmarkt, betont Rezar: „Ältere, Unqualifizierte
			und Personen, die tatsächlich oder auch nur vermuteter Weise nicht oder nicht mehr voll am Arbeitsmarkt konkurrieren
			können, tun sich in dieser Wirtschaftslage besonders schwer.“ Das Arbeitsmarktservice reagiere auf diese Entwicklung
			mit zwar an sich guten, aber in vielen Bereichen nicht genügend ausdifferenzierten und eher traditionellen
			Maßnahmen. „Vor allem aber mit zu wenig Geld. Die Bundesregierung macht genau das, was in dieser Situation
			falsch ist: Sie kürzt die Mittel des AMS“, übt Rezar Kritik. Denn es gehe darum, „Menschen zu tatsächlichen
			Arbeitsangeboten zu verhelfen. Das heißt, dort, wo die Wirtschaft auslässt, zusätzliche Beschäftigung
			 im kommunalen Bereich zu schaffen. Oder auch eigene ,Soziale Betriebe‘ zu gründen, die spezifisch diese Personen
			einstellen und mit diesen Aufträge lukrieren können.“
 
 Sieht man sich die Arbeitsmarktlage genauer an, gibt es klare regionale Unterschiede, weiß Cornelia Krajasits
			vom ÖIR-Projekthaus. „Zum Beispiel liegt der Anteil der arbeitslosen Männer über 50 Jahren im Nordburgenland
			höher als im Süden. Das mag überraschend sein für viele. Betroffen sind hauptsächlich
			Gemeinden mit einem hohen Auspendleranteil. Arbeitnehmer, die ihren Job in benachbarten Bundesländern verloren
			haben, sitzen nun zu Hause im Burgenland und sind hier arbeitslos gemeldet. Da ist eine exportierte Arbeitslosigkeit.“
 
 Anderseits gäbe es im Burgenland lokale, regionale Arbeitsmarktzentren, die Potential hätten. „Diese
			kann man durch das Setzen von standortpolitischen Maßnahmen weiterentwickeln, um die vorhandenen Potentiale
			zu heben und so die exportierte Arbeitslosigkeit abzufangen“, so die ÖIR-Expertin. „Wir müssen auch danach
			trachten, Potentiale zu erkennen, die von den Betrieben nicht nachgefragt werden. Dabei hilft uns die raumstrukturelle
			Analyse sehr“, ergänzt Hausegger, die noch weitere Maßnahmen vorschlägt: „Die Qualifizierungsangebote
			des Landes müssen noch besser an die Bedürfnisse der Betriebe angepasst werden. Der Arbeitsmarkt ist
			heute ein sehr dynamischer Bereich, die Anforderungen ändern sich rasch. Außerdem sollten die Geschulten
			in einer ersten Phase der Beschäftigung aktiv begleitet werden, um bei Bedarf mit Nachschulungen rasch reagieren
			zu können. Zudem könnten auch Praktikumsphasen verstärkt in die Ausbildung integriert werden.“
 
 Um vor allem jene Personen zu unterstützen, die kaum Chancen auf einen dauerhaften, adäquaten Arbeitsplatz
			finden, sollen vor allem Maßnahmen mit stark regionalem und lokalem Fokus gesetzt werden, um das in den Gemeinden
			zu nutzen. „Wir planen zum Beispiel einen Wettbewerb unter den Gemeinden auszuschreiben, um Ideen für Projekte
			zu erhalten“, so Rezar. Außerdem werde man mit Betrieben und Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern gemeinsam
			an neuen flexibleren Arbeitsmodellen arbeiten, „die ein ,Ausbrennen‘ durch die Arbeit verhindern und den Möglichkeiten
			der Menschen gerecht werden“, schließt Rezar.
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