Neues Handbuch gibt Empfehlungen und Tipps für die Pflege von Begleitvegetation an Gewässern
und Straßen
Eisenstadt (blms) - Die Begleitvegetation an Bächen und Flüssen, an Wegen und Straßen, aber
auch Feldgehölze und Raine, Streuobst- und Kopfbäume sind wichtige Lebensräume für viele Pflanzen-
und Tierarten. Die Pflege dieser Strukturen steht im Spannungsfeld zwischen technischen und ökologischen Funktionen
- mit unterschiedlichen Interessen von Straßenerhalter und Naturschutz, Wasserbau und Landwirtschaft, Gemeinden
und Privatpersonen. Ein neues Handbuch, das von der Burgenländischen Landesumweltanwaltschaft initiiert und
in enger Zusammenarbeit mit dem Naturschutzbund Burgenland, der Abteilung 5 Referat Naturschutz sowie mit allen
Abteilungen und Organisationen, die mit dem Thema „Grün-Pflege“ zu tun haben, erarbeitet wurde, konnte am
23.02. der Öffentlichkeit präsentiert werden. Es umfasst Informationen, Anregungen und Tipps für
Landesstellen, Gemeinden, Landwirte und alle, die Pflegemaßnahmen durchführen, leistet einen wertvollen
Beitrag zur Sicherung der Artenvielfalt in der Kulturlandschaft, und ist gleichzeitig ein Beispiel für die
gelungene Zusammenarbeit vielfältiger Interessensgruppen – vom Naturschutz bis hin zum Straßenbau.
Beispielsweise werden bei der Pflege von Wiesen und anderen krautigen Beständen an regulierten Gewässern
diese aus Kostengründen meist gemulcht. Aus ökologischer Sicht werden aber eine Mahd und die Abfuhr des
Mähgutes angestrebt. Ein Kompromiss, der ökologische Verbesserungen mit sich bringt und trotzdem Pflegekosten
spart: Bei der 1. Pflege wird ein bis zu 2 m breiter Streifen an der Wasserlinie belassen und dient so als Rückzugsraum
für viele Tierarten. Dieser Streifen wird erst beim 2. „Pflegedurchgang“ bearbeitet. „Das Burgenland nimmt
heute im Naturschutz die Spitzenposition in Österreich ein. In Summe sind bereits 33% der Fläche des
Landes unter Naturschutzstatus. Dabei zeigt sich die enorme Vielfalt der Tier- und Pflanzenwelt im Schnittpunkt
unterschiedlicher natürlicher Gegebenheiten. Vielfältig und abwechslungsreich präsentiert sich das
Landschaftsbild des Burgenlands. Besondere Bedeutung erfährt dabei auch der Schutz und Erhalt der traditionellen
Kulturlandschaft. Diese Kulturlandschaft leistet einen wesentlichen Beitrag zur Bewahrung der heimischen Biodiversität.
Durch ein stärkeres Bewusstsein der Bevölkerung gewinnt auch die Erhaltung dieser Natur, durch gezielte
Bewirtschaftungsmaßnahmen von beispielsweise Streuobst- und Kopfbäumen, massiv an Bedeutung. Mit diesem
Bewusstsein wollen wir das wertvolle Erbe für künftige Generationen bewahren“, erklärte dazu Landesrat
Andreas Liegenfeld.
Eine gute Möglichkeit, ökologische und sicherheitstechnische Aspekte in der Pflege am Straßenrand
zu berücksichtigen, bietet die Unterscheidung in einen intensiven und einen extensiven Pflegebereich. Dazu
DI Gerald Gebhardt, Abteilung 8 Straßenbau, Bau- und Betriebsdienstleistungszentren Nord, in Vertretung von
Straßenbaureferent Landesrat Helmut Bieler: „Die burgenländische Baudirektion ist ein modernes Kompetenzzentrum
mit rund 600 Mitarbeitern als Dienstleister auf den Landesstraßen. Die Kernaufgaben liegen in der Straßen-
und Brückenerhaltung. Das Hauptaugenmerk wird auf die Gewährleistung der Verkehrssicherheit auf den burgenländischen
Straßen gelegt. Ein wesentlicher Aspekt sind dabei auch die Mäharbeiten zur Gewährleistung der
Sicht auf Wegrändern und Straßenböschungen. Zusätzlich stellt sich in den letzten Jahren die
Problematik der Allergiepflanzen, die besonderer Mähzyklen bedürfen. Ein Beispiel dafür ist Ragweed.
Um die Population der Pflanze einzudämmen, wird sie mit großem Aufwand bekämpft. Naturnahe Grünpflege
ist für die Landesstraßenverwaltung ein täglicher Leitfaden. Dieses Handbuch bietet allen Interessierten
ein unverzichtbares Nachschlagewerk.“
Weitere Beispiele für Praxis-Tipps aus dem Handbuch betreffen die Pflege von Feldgehölzen und Windschutzgürtel,
die Mistel-Entfernung bei Straßenbäumen, das Schneiden von Kopfbäumen, Maßnahmen bei Kastanienrindenkrebs
sowie den Umgang mit Neophyten, wie beispielsweise Stauden-Knöterich, Drüsiges Springkraut, Ragweed und
Kanadische Goldrute. „Wegränder, Straßenböschungen und Uferbegleitvegetation erfüllen eine
bedeutende ökologische Funktion in der Kulturlandschaft. Als Wanderkorridore in der Landschaft dienen sie
der Vernetzung von Lebensräumen und sind oft wichtige Rückzugsgebiete für Pflanzen- und Tierarten.
Damit leisten diese Strukturen einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung und Förderung der Biodiversität,
der Vielfalt der Arten und Lebensräume. Die naturnahe Pflege dieser Strukturen ist dem Naturschutz ein Anliegen,
das mit wirtschaftlichen, technischen und rechtlichen Rahmenbedingungen in Einklang zu bringen ist“, so Landesumweltanwalt
Mag. Hermann Frühstück.
Eingebunden in die Erstellung dieses Praxis-Leitfadens waren die Abteilungen 4a Agrarrecht, 4b Güterwege,
Agrar- und Forsttechnik, 5 Naturschutz, Biologische Station Neusiedler See, 8 Straßenbau, Bau- und Betriebsdienstleistungszentren
Nord und Süd sowie 9 Wasserwirtschaft, Flussbau, öffentliches Wassergut beim Amt der Burgenländischen
Landesregierung, die Landesumweltanwaltschaft, die Wildbach- und Lawinenverbauung, der Gemeindebund, der Gemeindevertreterverband,
der Städtebund Burgenland, die Landwirtschaftskammer Burgenland, der Burgenländische Landesjagdverband,
der Maschinenring-Service Burgenland und der Naturschutzbund Burgenland. Alle Beteiligten sind sich einig, dass
diese Landschaftselemente eine Pflege brauchen. Jedoch bei der praktischen Umsetzung – wie pflegen und wann pflegen
– werden die unterschiedlichen Zielsetzungen deutlich. Das nun vorliegende Handbuch beleuchtet diese Fragestellungen
aus verschiedenen Perspektiven und zeigt Ansätze auf, wie unterschiedliche Interessen „unter einen Hut“ gebracht
werden können. Neben vielen Informationen und Pflege-Tipps sind auch die Kontaktdaten der relevanten Stellen
im Handbuch enthalten. Dieses steht im Internet auf der Homepage des Landes unter zum Download bereit.
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