Schellhorn bei Auftakt der Reihe "Mut zur Erinnerung"
Hallein/Salzburg (lk) - "Die Arbeit mit Menschen mit Behinderung ist zutiefst und im besten Sinn des
Wortes politisch. Sie ist ein Prüfstein für den zivilisatorischen und Menschenrechtsstandard einer Gesellschaft.
Angesichts unserer ganz konkreten Geschichte trifft dies umso mehr zu", sagte Kultur- und Sozialreferent Landesrat
Dr. Heinrich Schellhorn am 06.03. in seinen Grußworten zum Auftakt der Veranstaltungsreihe "Mut zur
Erinnerung" des Vereins Laube im Keltenmuseum Hallein.
Mit der systematischen Ermordung von Menschen mit Behinderung während des Nationalsozialismus sei die permanent
vorhandene Tendenz zur Ausgrenzung mörderisch auf die Spitze getrieben worden. "Unsere konkrete Geschichte
belegt, dass Missachtung, Feindbilder und Ausgrenzung eskalieren können und dies auch tun. Ausgrenzung ist
das grundlegende Paradigma rechter, menschenfeindlicher Gesinnung und Politik. Ausgrenzung von allem und jedem,
wogegen eine vermeintliche oder tatsächliche Mehrheit mobilisierbar ist. Die Opfer sind abwechselnde religiöse,
ethnische oder soziale Minderheiten, Juden, Fremde, Asylwerberinnen und Asylwerber, Bürgerrechtlerinnen und
Bürgerrechtler, Obdachlose, Arme, Kranke, Schwule oder eben auch Menschen mit Behinderung", so der Landesrat.
"Auch in diesem Bewusstsein müssen wir gemeinsam Integration und Inklusion als unsere Aufgabe empfinden.
Und zwar als soziale und humanitäre Aufgabe, ebenso wie als politische und gesellschaftliche. Gerade, wenn
es um Menschen mit Behinderungen geht, sind diese beiden Ebenen untrennbar miteinander verbunden", sagte Schellhorn.
Das zustimmende Schweigen
Der Verein Laube ist ein geschätzter Partner des Landes Salzburg. In den Einrichtungen der Laube werden engagiert
Menschen mit psychischen Erkrankungen betreut. "Aber die Laube lässt es - vollkommen zu Recht - nicht
dabei bewenden. Die Laube nimmt auch gesellschaftliche Verantwortung wahr und bezieht gesellschaftlich Position.
Mit der Veranstaltungsreihe 'Mut zur Erinnerung' werden wir aufgefordert, genau die Erinnerungen wachzuhalten,
die gerne verdrängt und vergessen werden. Die Laufbahn des Psychiaters und Gerichtsgutachters Dr. Heinrich
Gross steht für diese Verdrängung und für Kontinuitäten in der Rolle der Medizin während
und nach dem Nationalsozialismus. Der Wiener Arzt und Publizist Dr. Werner Vogt hat große Verdienste daran,
dass das zustimmende Schweigen beendet wurde", so der Landesrat weiter.
Während des Nationalsozialismus habe eine gar nicht so kleine Minderheit von Menschen enormen Mut bewiesen
und sich schützend vor Menschen mit Behinderung gestellt. Schellhorn: "Der heutige 'Mut zur Erinnerung'
verlangt uns vergleichsweise weniger ab. Er ist trotzdem notwendig."
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