Wien (wifo) - Gemäß der Quartalsrechnung des WIFO stagnierte die Wirtschaftsleistung im IV. Quartal
2014 gegenüber dem Vorquartal. Gegenüber dem Vorjahr war ein Rückgang von 0,2% zu verzeichnen. Für
das gesamte Jahr 2014 ergibt sich ein Wirtschaftswachstum von 0,3%. Die leichte Verstärkung der außenwirtschaftlichen
Impulse gegen Jahresende 2014 fiel zu gering aus, um der Schwäche der Binnennachfrage entgegenzuwirken. Das
Bild der Vorlaufindikatoren ist seit längerem trüb und hat sich neuerlich verschlechtert. Vor diesem
Hintergrund dürfte trotz des zuletzt niedrigen Rohölpreisniveaus auch das I. Quartal 2015 von einer trägen
Dynamik geprägt sein.
Das niedrige Niveau der Rohölpreise unterstützt zwar die Erholung der Weltwirtschaft, dennoch belebt
sich die Konjunktur weiterhin nur allmählich, und die Entwicklung verläuft in den einzelnen Regionen
unterschiedlich. In den USA ist nach wie vor ein kräftiges Wachstum zu verzeichnen, während die Dynamik
in China nachlässt und in Brasilien nicht an Schwung gewinnt. In Russland verschlechterte sich die Wirtschaftslage
neuerlich; die Ansteckungseffekte für andere Schwellenländer waren bislang begrenzt. Der Welthandel weist
Anzeichen einer Belebung auf. Wegen der Energieverbilligung ist die Inflationsrate in vielen Industrieländern
rückläufig. Im Euro-Raum gaben die kurzfristigen Geldmarktzinssätze in einem Umfeld erhöhter
Überschussliquidität weiter nach und befanden sich zeitweilig auf einem neuen Tiefstand. Die langfristigen
Zinssätze erreichten ebenfalls einen neuen Tiefstwert und spiegelten damit die Wachstumsflaute und die gedämpfte
Inflationsdynamik sowie die Erwartungen zum Ankauf von Staatsanleihen durch das Eurosystem wider. Unterdessen zogen
die Aktienkurse im Euro-Raum weiter an. Der Euro wertete sowohl nominell-effektiv als auch bilateral gegenüber
dem Dollar erneut ab.
Die österreichische Volkswirtschaft stagnierte im 2. Halbjahr 2014. Zur Zeit fehlen expansive Impulse sowohl
aus dem Inland als auch aus dem Ausland. Die Schwäche der Binnennachfrage und der Exporte sowie der Rückgang
der Wertschöpfung in der Sachgütererzeugung und im Bauwesen prägten die Entwicklung im IV. Quartal
2014. Die Kombination aus ungünstiger Auftragslage, Abnahme der in- und ausländischen Endnachfrage und
trüber Stimmung resultiert in einer Zurückhaltung der Investitionen. Damit hielt die träge Entwicklung
der Vorquartale Ende 2014 an. Im Vorjahresvergleich sank die gesamtwirtschaftliche Produktion im IV. Quartal um
0,2%. Für das Jahr 2014 ergibt sich insgesamt ein Wirtschaftswachstum von 0,3%.
Die der Wirtschaftsentwicklung vorlaufenden Indikatoren kündigen auch für die kommenden Monate keine
Belebung an, großteils verschlechterten sie sich zuletzt sogar.
Trotz der verhaltenen Konjunktur wird die Beschäftigung anhaltend ausgeweitet (unselbständig aktiv Beschäftigte
Februar 2015 +22.000 gegenüber dem Vorjahr; vorläufige Daten), zugleich nimmt das Arbeitskräfteangebot
kräftig zu. Im Februar registrierte das Arbeitsmarktservice 397.600 Arbeitslose. Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote
betrug damit 8,8%.
Methodische Hinweise und Kurzglossar
Periodenvergleiche
Zeitreihenvergleiche gegenüber der Vorperiode, z. B. dem Vorquartal, werden um jahreszeitlich bedingte Effekte
bereinigt. Dies schließt auch die Effekte ein, die durch eine unterschiedliche Zahl von Arbeitstagen in der
Periode ausgelöst werden (etwa Ostern). Im Text wird auf "saison- und arbeitstägig bereinigte Veränderungen"
Bezug genommen.
Die Formulierung "veränderte sich gegenüber dem Vorjahr . . ." beschreibt hingegen eine Veränderung
gegenüber der gleichen Periode des Vorjahres und bezieht sich auf unbereinigte Zeitreihen.
Die Analyse der saison- und arbeitstägig bereinigten Entwicklung liefert genauere Informationen über
den aktuellen Konjunkturverlauf und zeigt Wendepunkte früher an. Die Daten unterliegen allerdings zusätzlichen
Revisionen, da die Saisonbereinigung auf statistischen Methoden beruht.
Wachstumsüberhang
Der Wachstumsüberhang bezeichnet den Effekt der Dynamik im unterjährigen Verlauf (in saisonbereinigten
Zahlen) des vorangegangenen Jahres (t0) auf die Veränderungsrate des Folgejahres (t1). Er ist definiert als
die Jahresveränderungsrate des Jahres t1, wenn das BIP im Jahr t1 auf dem Niveau des IV. Quartals des Jahres
t0 (in saisonbereinigten Zahlen) bleibt.
Durchschnittliche Veränderungsraten
Die Zeitangabe bezieht sich auf Anfangs- und Endwert der Berechnungsperiode: Demnach beinhaltet die durchschnittliche
Rate 2005/2010 als 1. Veränderungsrate jene von 2005 auf 2006, als letzte jene von 2009 auf 2010.
Reale und nominelle Größen
Die ausgewiesenen Werte sind grundsätzlich real, also um Preiseffekte bereinigt, zu verstehen. Werden Werte
nominell ausgewiesen (z. B. Außenhandelsstatistik), so wird dies eigens angeführt.
Produzierender Bereich
Diese Abgrenzung schließt die NACE-2008-Abschnitte B, C und D (Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden,
Herstellung von Waren, Energieversorgung) ein und wird hier im internationalen Vergleich verwendet.
Inflation, VPI und HVPI
Die Inflationsrate misst die Veränderung der Verbraucherpreise gegenüber dem Vorjahr. Der Verbraucherpreisindex
(VPI) ist ein Maßstab für die nationale Inflation. Der Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) ist
die Grundlage für die vergleichbare Messung der Inflation in der EU und für die Bewertung der Preisstabilität
innerhalb der Euro-Zone ( siehe auch http://www.statistik.at/ ).
Die Kerninflation als Indikator der Geldpolitik ist nicht eindeutig definiert. Das WIFO folgt der gängigen
Praxis, für die Kerninflation die Inflationsrate ohne die Gütergruppen unverarbeitete Nahrungsmittel
und Energie zu verwenden. So werden knapp 87% der im österreichischen Warenkorb für den Verbraucherpreisindex
(VPI 2010) enthaltenen Güter und Dienstleistungen in die Berechnung der Kerninflation einbezogen.
WIFO-Konjunkturtest und WIFO-Investitionstest
Der WIFO-Konjunkturtest ist eine monatliche Befragung von rund 1.500 österreichischen Unternehmen zur Einschätzung
ihrer aktuellen und künftigen wirtschaftlichen Lage. Der WIFO-Investitionstest ist eine halbjährliche
Befragung von Unternehmen zu ihrer Investitionstätigkeit ( http://www.konjunkturtest.at/ ). Die Indikatoren
sind Salden zwischen dem Anteil der positiven und jenem der negativen Meldungen an der Gesamtzahl der befragten
Unternehmen.
Arbeitslosenquote
Österreichische Definition: Anteil der zur Arbeitsvermittlung registrierten Personen am Arbeitskräfteangebot
der Unselbständigen. Das Arbeitskräfteangebot ist die Summe aus Arbeitslosenbestand und unselbständig
Beschäftigten (gemessen in Standardbeschäftigungsverhältnissen). Datenbasis: Registrierungen bei
AMS und Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger.
Definition gemäß ILO und Eurostat: Als arbeitslos gelten Personen, die nicht erwerbstätig sind
und aktiv einen Arbeitsplatz suchen. Als erwerbstätig zählt, wer in der Referenzwoche mindestens 1 Stunde
selbständig oder unselbständig gearbeitet hat. Personen, die Kinderbetreuungsgeld beziehen, und Lehrlinge
zählen zu den Erwerbstätigen, nicht hingegen Präsenz- und Zivildiener. Die Arbeitslosenquote ist
der Anteil der Arbeitslosen an allen Erwerbspersonen (Arbeitslose plus Erwerbstätige). Datenbasis:
Umfragedaten von privaten Haushalten (Mikrozensus).
Begriffe im Zusammenhang mit der österreichischen Definition der Arbeitslosenquote
Personen in Schulungen: Personen, die sich zum Stichtag in AMS-Schulungsmaßnahmen befinden. Für die
Berechnung der Arbeitslosenquote wird ihre Zahl weder im Nenner noch im Zähler berücksichtigt.
Unselbständig aktiv Beschäftigte: Zu den "unselbständig Beschäftigten" zählen
auch Personen, die Kinderbetreuungsgeld beziehen, sowie Präsenzdiener mit aufrechtem Beschäftigungsverhältnis.
Zieht man deren Zahl ab, so erhält man die Zahl der "unselbständig aktiv Beschäftigten".
|