LH Kaiser und LHStv.in Prettner unterstützten internationales Projekt mit Kärntner
Beteiligung – Auch taubblinde, gehörlose und fünfsinnige Jugendliche sind aktiv eingebunden
Klagenfurt (lpd) - 1915 erreichte der Erste Weltkrieg Kärnten, vor 70 Jahren endete der Zweite Weltkrieg.
Das Jahr 2015 ist daher für Kärnten ein besonderes Gedenkjahr, das es laut Landeshauptmann Peter Kaiser
bewusst und durch Unterstützung bewusstseinsbildender Projekte begeht. Neben der bereits angekündigten
Ausstellung „Viktor Ullmann – Zeuge und Opfer der Apokalypse“ des Kärntner Künstlers und Theaterregisseurs
Herbert Gantschacher und dem Viktor Ullmann Festival von „ARBOS – Gesellschaft für Musik und Theater“ in Prag,
wird das Projekt „Hidden History – Kriegsinvalidität, Taubheit, Blindheit und Taubblindheit im großen
Krieg 1914-1918“ auf ein zumeist wenig beachtetes Kriegsthema aufmerksam machen. „Hidden History“ ist ein internationales
und EU-gefördertes Projekt mit Kärntner Beteiligung, das die furchtbaren Auswirkungen des Krieges aufzeigt.
Aktiv dabei eingebunden sind auch dreisinnige und viersinnige Jugendliche“, kündigen der Landeshauptmann und
Sozialreferentin LHStv.in Beate Prettner an, die gemeinsam die Projektvorbereitung unterstützten.
„Die Vergangenheit zu kennen und sich ihr zu stellen, ist die Voraussetzung dafür, für die Zukunft zu
lernen und diese friedvoll und konfliktfrei zu gestalten“, betont Kaiser. Er verweist auf die enge Verbundenheit
Kärntens mit seinen italienischen Nachbarregionen und Slowenien. „Wo im Ersten Weltkrieg die Isonzofront verlief
und gegeneinander blutigste Kämpfe ausgetragen wurden, geht man jetzt Schulter an Schulter in eine gemeinsame,
erfolgreiche Zukunft“, meint der Landeshauptmann und verweist auf die vielfältige Zusammenarbeit im Rahmen
der Euregio „Senza Confini – Ohne Grenzen“, der Alpen-Adria-Allianz, des Gemeinsamen Komitees Kärnten-Slowenien
sowie verschiedenster EU-Projekte. Auch das ARBOS-Projekt „Krieg=daDa“ ist im August 2015 mit Ausstellungen, Symposien
und Theatervorstelllungen im Alpen-Adria-Raum, also im Kärntner Gailtal, in Italien und Slowenien präsent.
Prettner begeistert an „Hidden History“ vor allem die Einbindung von taubblinden, gehörlosen und fünfsinnigen
Jugendlichen, etwa bei einem Theaterworkshop. „Die Teilnehmenden können dabei die Kultur- und Kommunikationstechniken
von taubblinden Menschen buchstäblich begreifen lernen“, erklärt sie. So schaffe „Hidden History“ auf
ganz intensive Weise Erfahrungen, Bewusstsein und Sensibilität. „Das Projekt zeigt auch auf, dass – egal ob
Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft – immer Mensch und Menschlichkeit im Mittelpunkt stehen müssen“, meint Prettner.
„Hidden History“ wurde im Oktober 2014 als Pilotprojekt der deutschen Stadt Sassnitz auf der Insel Rügen gestartet.
Sie hatte dazu die Städte Trelleborg in Schweden und Kingisepp in Russland eingeladen. Gemeinsam wollte man
ein kulturelles und wissenschaftliches Projekt zum hundertsten Jahrestag des beginnenden Kriegsinvalidenaustausches
1915 zwischen dem Russischen Reich der Romanows, dem Deutschen Reich der Hohenzollern und der Habsburger-Monarchie
über die Eisenbahnfähre Sassnitz-Trelleborg durchführen. Als österreichischer Vertreter ist
„ARBOS – Gesellschaft für Musik und Theater“ um den Kärntner Künstler Herbert Gantschacher dabei,
der Kärntner gehörlose Schauspieler Werner Mössler spielt und macht Workshops, auch die Neue Mittelschule
Klagenfurt-Wölfnitz macht mit.
ARBOS ist im Rahmen von „Hidden History“ an folgenden Kulturprojekten beteiligt:
10. bis 16.Mai 2015, Sassnitz auf der Insel Rügen (Deutschland): drei ARBOS-Projekte: „Eine Trommel, ein Seil,
ein Schwamm, Handshaker und viele andere Dinge mehr“ ein Theaterprojekt mit taubblinden und fünfsinnigen Jugendlichen;
„Begreifen-Erriechen-Erschmecken“ - Theaterworkshop zur Sensibilisierung der Sinne und zum Begreifen der Kultur-
und Kommunikationstechniken von taubblinden Jugendlichen; „Der Pianist Paul Wittgenstein und der Kriegsinvalidenaustausch
ab 1915“ – Veranstaltungsorte sind der Glasbahnhof, das Grundtvig-Haus und das E-Werk in Sassnitz
28. Juni bis 3.Juli 2015, Kingisepp (Russland): „Verweigert den Krieg!“, ein Theaterprojekt mit Originaltexten
der taubblinden Helen Keller und des Wiener Pazifisten, Philosophen und Reformpädagogen Wilhelm Jerusalem.
„Begreifen-Erriechen-Erschmecken“ (die genauen Veranstaltungsorte in der Stadt Kingisepp werden demnächst
bekannt gegeben)
13. bis 15.August 2015, Sassnitz auf der Insel Rügen (Deutschland) und Trelleborg (Schweden): „Der Pianist
Paul Wittgenstein, Otto Bauer und der Kriegsinvalidenaustausch ab 1915“ – Veranstaltungsorte sind der Glasbahnhof
in Sassnitz und der historische Fährbahnhof in Trelleborg
1. bis 9.Oktober, Sassnitz auf der Insel Rügen (Deutschland): „Talking Gloves - Sprechende Handschuhe“, Visuelles
Theater zum Thema Taubheit, Blindheit und Taubblindheit nach den Bildern „Sämann und Teufel / Sturm. Den Namenlosen
/ Totenopfer / Der Auferstandene“ von Albin Egger-Lienz und Gedichten den „Wacht / Patrouille / Kriegsgrab“ von
August Stramm; „Begreifen-Erriechen-Erschmecken“ – Veranstaltungsorte sind der Glasbahnhof, das Grundtvig-Haus
und das E-Werk in Sassnitz
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