Wien (belvedere) - Am 03.03. wurde Regina Ploner mit dem Großen Ehrenkreuz für Verdienste um die
Republik Österreich ausgezeichnet. 2014 hatte die Witwe von Heinz Ploner - der eine herausragende Werkschau
zeitgenössischer österreichischer Kunst zusammengestellt hatte - einen Großteil dieser Sammlung
dem Belvedere vermacht. Jene Kunstwerke, vornehmlich aus der Gattung der Malerei, aber auch Fotografie und Installation,
komplettieren und erweitern den Bestand des Belvedere. Im Zusammenhang mit der großzügigen Schenkung
wird vom 8. Juli bis 27. September 2015 in der Orangerie des Unteren Belvedere ein repräsentativer Querschnitt
aus der Sammlung gezeigt.
"Für das Belvedere ist diese Schenkung, die 109 Werke umfasst, eine wahre Bereicherung, deren Wert wohl
erst die kommenden Generationen richtig zu erfassen im Stande sein werden. Auf einen Schlag sind insbesondere die
Vertreter der 'Neuen Wilden' wie Erwin Bohatsch, Herbert Brandl, Gunter Damisch, Hubert Scheibl und Otto Zitko
mit repräsentativen Werkblöcken in der Sammlung des Belvedere vertreten und decken damit ein bedeutendes
Kapitel innerhalb der jüngeren österreichischen Kunstgeschichte in den Beständen des Hauses weitestgehend
ab", so Agnes Husslein-Arco, Direktorin des Belvedere und des 21er Haus. "Hinzu kommen etwa mit Maja
Vukoje und Zenita Komad jüngere Positionen, die einen weiterführenden Diskurs mit der nachfolgenden heimischen
Künstlergeneration, der auch andere Medien der zeitgenössischen Kunst thematisiert, gewährleistet",
so Agnes Husslein-Arco weiter.
Zwei Jahre nach dem Tod Heinz Ploners 2011 begann sich Regina Ploner, mit der Sammlung ihres Mannes auseinanderzusetzen.
"Künstler haben ein Recht, durch ihre Werke mit den Betrachtern zu kommunizieren, und das sollten möglichst
viele sein", beschreibt Regina Ploner ihr Grundverständnis im Umgang mit Kunst. Mit der Schenkung an
das Belvedere, an das Universalmuseum Joanneum und an die Albertina konnten die Werke in bestmöglicher Weise
untergebracht und dem Sammler Dr. Heinz Ploner ein fortwährendes Denkmal gesetzt werden. Regina Ploner folgt
damit dem Wunsch ihres Mannes, die Kunstwerke der Öffentlichkeit zugänglich zu machen und lebendig zu
erhalten und zugleich ein Stück österreichische Sammlergeschichte zu transportieren. "Den Sammlungsaufbau
meines Mannes habe ich ganz bewusst nicht beeinflusst. Sie war und ist seine Sammlung und trägt seine Handschrift.
Mir ist auch wichtig, klarzustellen, dass ich nie eine Sammlerin war und auch heute keine bin", betont Regina
Ploner. "Es ist jedoch eine große Freude und eine schöne, aber auch verantwortungsvolle Aufgabe,
sich dieser Sammlungs- und Sammlergeschichte zu widmen", so Heinz Ploners Witwe weiter.
Die Sammlung
Um das Jahr 1995 begann der gebürtige Gmundner Heinz Ploner (1952-2011), sich mit Kunst auseinanderzusetzen.
Er widmete sich zunächst ganz der Malerei in Österreich. Der Kunst seiner eigenen Generation wollte er
näherkommen, das war sein erklärtes Ziel. Sie sollte der Erweiterung seines eigenen Erfahrungshorizontes
dienen. Als die Sammlung dann kontinuierlich wuchs, kam neben dem Interesse an den gedanklichen Prozessen, die
der Malerei der 1970er-, 1980er-und vor allem 1990er-Jahre zugrunde liegen, auch die Lust am Organisieren von Ausstellungen
auf. Der Kunstraum, den Ploner einrichtete, zeigte u. a. die Maler Bohatsch, Scheibl und Brandl und war ein Ort
der Auseinandersetzung mit der Entwicklung der Malerei, die Ploner am liebsten anhand großer Werkblöcke
von Einzelpersonen präsentierte. In Deutschland hatte die Malerei der Neuen Wilden, eine Strömung neuer
gegenständlicher Malerei in den späten 1980er-Jahren, eine eigene Position gegen den etablierten Kunstbetrieb
eingenommen. Die Künstler verfolgten keine Utopie, sondern orientierten sich radikal an der Gegenwart. In
Österreich entwickelte sich eine gegenstandslose Malerei mit einer anderen mehr experimentierfreudigen Haltung,
die von der Ernüchterung in der Folge unerfüllter Utopievorstellungen der Kunst herrührte. Die Maler
konzentrierten sich ganz auf die Leinwand als Spielfeld neuer Seherfahrungen und Lesarten jenseits jeglicher Bilderzählung.
Die Sammlung Ploner vereint einige wesentliche Positionen jener gegenstandslosen Malerei und zeigt die Entwicklung
bis in die Jahre um den Jahrtausendwechsel.
"Sammeln ist für mich Abenteuer und Erlebnis in einem sehr umfassenden Sinn. Es geht weit über die
beiden Begriffe 'Entdecken' und 'Besitzen' hinaus. Ausschlaggebend sind für mich auch das 'Verstehen' (der
Kunstwerke und Intentionen der Künstler), das Mitverfolgen von Entwicklungen, die Faszination an der totalen
Individualität der Künstlerpersönlichkeiten, das Erfassen eines übergeordneten Kontextes und
natürlich auch gemeinsame Erlebnisse bzw. der Dialog mit den Künstlern. Sammeln formiert sich dadurch
für mich zu einem Gesamterlebnis, einem 'Gesamtsound', wenn man so will. Dazu gehört eben auch die Bereitschaft,
Abenteuer oder Abenteuerliches zu erleben", so Heinz Ploner.
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