Wien (österreichwein) - Nach den bekannt schwierigen Witterungsverhältnissen im Sommer und Herbst
2014 hatte Österreichs Winzerschaft in den Weingärten alle Hände voll zu tun, um gesundes und reifes
Traubengut zu gewinnen. Mit vermehrten Anstrengungen und sehr hohem Leseaufwand ist es letztendlich gelungen, trinkfreudige,
schlanke Weine zu erzielen, freilich um den Preis einer geringen Erntemenge, die mit rund zwei Millionen Hektoliter
weit unter dem langjährigen Durchschnitt liegt.
Nach einem sehr milden Winter und einem trockenen, wunderschönen Frühlingsbeginn hat der überaus
nasse und kühle Mai als erste Warnung gedient. Die Blüte verlief bei günstigem Wetter noch problemlos,
bloß setzte nach einer kurzen Hitzewelle erneut feuchte Witterung ein, die sich mehr oder weniger über
den gesamten Sommer erstreckte. Speziell der August war äußerst trüb und sonnenarm, wobei selbst
in diesem Monat noch alle Vorzeichen für einen sehr guten Jahrgang gegeben schienen. Die endgültige Wende
zum Schwierigen brachte dann der äußerst nasse, traditionell für die Hauptlese ausschlaggebende
September. Erst im Oktober wendete sich das Blatt dann ein wenig zum Positiven.
Niederösterreich fruchtbetont-frische Veltliner und feine Rieslinge
Diese Wetterkapriolen galten für das größte österreichische Weinbaugebiet Niederösterreich
vollinhaltlich, da und dort kamen noch punktuelle Hagelschläge hinzu. Dennoch haben sich bei penibler Selektion
etwa für die Haus-und-Hof-Sorte Grüner Veltliner sehr fruchtbetonte, schlanke bis mittelgewichtige Weine
mit frischer, aber nie aggressiver Säurestruktur ergeben; höhere Mostgewichte waren allerdings nur vereinzelt
möglich. Auch für die Rieslinge zahlte sich längeres Zuwarten bei der Ernte aus und wurde mit angenehm
reifen Exemplaren, die zum Teil von exotischen Fruchtkomponenten à la Ananas und Mango geprägt sind,
belohnt. Hier sind die Säurewerte zwar schmeckbar höher, fügen sich aber gut in das Gesamtbild ein.
Auch die Weißburgunder und Chardonnays fallen rund und strukturiert aus, während die Bukettsorten wie
Muskateller und Traminer mit vielerlei Schwierigkeiten zu kämpfen hatten, sodass die Ausfälle für
diese Gruppe recht hoch waren. Auf dem roten Sektor lassen sich ausgewogene, von heller Frucht durchzogene, wenn
auch etwas schlankere Gewächse erwarten, die vermutlich frühes Trinkvergnügen bereiten werden.
Burgenland rotbeerige Rote und animierende Weiße
Im Burgenland war die Situation ähnlich wie im übrigen Österreich, allerdings führte das allzu
heiße Blütewetter bereits zu Verrieselung und in der Folge deutlichen Ertragseinbußen. Auch einige
Top-Selektionen und Lagenreserven wird es 2014 aufgrund der fehlenden Zuckereinlagerung in den Trauben nicht geben.
Für viele weiße Frühsorten, aber auch für den empfindlichen Zweigelt war im September rasches
Handeln gefordert, um eine entsprechende Menge an gesundem Traubenmaterial einzufahren. Von den Rotweinsorten scheint
der dickschalige und robuste Blaufränkische im Vorteil gewesen zu sein, wie speziell die Winzer aus dem mittleren
und südlichen Burgenland berichten. Schwierig war die Situation für die französischen Rebsorten,
von denen der Merlot am ehesten reüssieren konnte. St. Laurent und Zweigelt zeigen sich zugänglich und
einladend, mit geschmeidiger Frucht und eleganter Struktur bei moderatem Alkohol; der Blaufränkisch präsentiert
sich heuer mit eher dunkleren Fruchtnoten als gewöhnlich. Prinzipiell sind im Burgenland schlanke, jedoch
zugängliche und einladende, rotbeerig anmutende Rotweine zu erwarten. Für die Süßweine ist
eine Prognose noch sehr früh, sie zeichnen sich jedoch bisher durch ihr filigrane und elegante Struktur mit
prägnanter Säure aus, die ihnen einen sehr frischen und jugendlichen Charakter verleiht und großes
Lagerpotenzial erwarten lässt. Für die trockenen Weißweine ist wieder auf die geringe Erntemenge
hinzuweisen. Die frühreifen Weißweinsorten wie Bouvier, Muskat Ottonel oder Sauvignon Blanc präsentieren
sich fruchtbetont, spät gelesene Weine wie Grüner Veltliner, Chardonnay oder Weißburgunder bestechen
durch ihre Frische und Spritzigkeit mit vielen Assoziationen an exotische Früchte.
Steiermark fruchttiefe Sauvignons und geschmeidig-balancierte Burgunder
Auch in der Steiermark verlief das Weinjahr ganz ähnlich, wobei speziell der September ausgedehnte Regenmengen
mit sich brachte, welche die Rebsorten aufgrund des Fäulnisdrucks in unterschiedlicher Weise betrafen. Zudem
hatte das Vulkanland Steiermark (Südoststeiermark) Anfang September noch ein Hagelunwetter zu verzeichnen.
Umso erfreulicher ist unter diesen Voraussetzungen, dass sich auch die steirischen Weißweine, die bis dato
verkostet werden konnten, sehr animierend und lebhaft bei etwas geringerem Alkoholgehalt als üblich präsentieren.
Dieses Manko wird aber durch trinkfreudige, harmonische Art und vor allem tiefe Frucht ausgeglichen, welche die
Sortenattribute bestens zur Geltung bringt. Sehr knusprig und erfrischend präsentieren sich beispielsweise
die Welschrieslinge, noch etwas zurückhaltend hingegen die Muskateller. Von den allerwichtigsten Rebsorten
ist der Sauvignon Blanc sehr typisch und fruchttief ausgefallen, wobei die schotigen Akzente zum Teil etwas im
Vordergrund stehen. Die Weißburgunder und Morillons sollten sich als geschmeidig wie balanciert erweisen,
was auch für die Schilcher der Weststeiermark gilt, die nach drei kräftigen Jahren wieder einmal im leichten
Bereich liegen.
Wien vielschichtige Wiener Gemischte Sätze
In Wien hatte das schwierige Weinjahr bereits mit einem Donnerschlag in Form eines heftigen Hagelgewitters
Anfang Mai begonnen, das vor allem am berühmten Nussberg erhebliche Schäden und in der Folge drastische
Ernteeinbußen verursachte. Glücklicherweise blieben andere Döblinger Lagen, aber auch die Weingärten
am Bisamberg und in Mauer verschont. Nach diesem Schock im Frühjahr verlief die Witterung im Großen
und Ganzen wie in den anderen Gebieten, wobei die Reife da und dort sogar einen Tick höher lag. Auch die Weißburgunder
und Chardonnays sind in ihrer schmelzigen, runden Verfassung gut geraten, bei den Rieslingen sind da und dort leichte
Botrytis-Einflüsse merkbar, die aber von der rassigen Säure gut konterkariert werden. Vor allem beim
stark im Aufwind befindlichen Wiener Gemischten Satz scheint es gelungen zu sein, sehr balancierte und auch vielschichtige
Gewächse hervorzubringen, welche die Eigenarten ihrer Herkunftslagen in den Vordergrund rücken. Im roten
Segment sind schlanke, rotbeerige Tropfen zu erwarten, die aber über dem Niveau des Jahres 2010 liegen.
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