Bank Austria Konjunkturindikator im Februar unverändert im neutralen Bereich – Verbraucher-
und Industriestimmung weiter gedämpft, trotz zunehmendem Rückenwind aus Europa
Wien (bank austria) - Die österreichische Wirtschaft kommt nach der leichten Aufhellung des Konjunkturklimas
zu Jahresbeginn vorerst nicht vom Fleck. „Der Bank Austria Konjunkturindikator verharrt nach dem leichten Anstieg
im Vormonat im Februar bei genau null Punkten. Die aktuelle Konjunkturlage stellt sich damit zwar derzeit etwas
günstiger dar als gegen Ende des Vorjahres, doch der heimischen Wirtschaft fehlt weiterhin der Schwung“, so
Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer. Zudem lassen sich aus den bislang vorliegenden Indikatoren noch
keine Anzeichen für eine nachhaltige Belebung der Konjunktur in Österreich erkennen.
Die Stimmung in der österreichischen Wirtschaft hat sich weiter eingetrübt. „Die Stimmung der Verbraucher
hat sich im Februar im Vergleich zum Vormonat nur wenig zusätzlich belastet gezeigt. Anders verhält es
sich mit der Einschätzung der Geschäftsaussichten der Industriebetriebe, diese hat sich spürbar
verschlechtert. Damit koppelt sich das Klima in der österreichischen Wirtschaft vom positiven Trend in Europa
derzeit weiter ab“, führt Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl aus. Während in vielen Ländern
Europas der Konjunkturtiefpunkt überwunden worden ist und eine zumindest moderate Erholung mit positiven Auswirkungen
auf den Arbeitsmarkt eingesetzt hat, sind in Österreich bislang keine Anzeichen einer Verbesserung spürbar.
Das spricht dafür, dass die aktuell rückläufige Stimmung die tatsächliche Lage in der österreichischen
Wirtschaft etwas überzeichnet. Zudem gehen die Ökonomen der Bank Austria davon aus, dass der Rückenwind
aus Europa schon bald zu einer Drehung führen wird. Der mit dem österreichischen Außenhandel gewichtete
Stimmungsindex der europäischen Industrie setzte im Februar seinen leichten Aufwärtstrend fort und verspricht
damit positive Impulse für die heimische Exportwirtschaft aus dem europäischen Raum.
„Nach dem Rückgang des BIP Ende 2014 um 0,2 Prozent zum Vorquartal gehen wir davon aus, dass die österreichische
Wirtschaft im ersten Quartal 2015 die positiven Impulse aus Europa nutzen konnte, um ein leichtes Wirtschaftswachstum
einzufahren. Wir erwarten ein moderates Plus von 0,2 Prozent für den Jahresbeginn, das neben den Exporten
auch vom privaten Konsum getragen wird“, meint Pudschedl. Die anhaltende Abschwächung des Euro hat den Außenhandel
bislang kräftig unterstützt, was bereits vor dem Jahreswechsel in der Exportdynamik spürbar geworden
ist. Zudem zeichnet sich ab, dass der private Konsum angesichts der niedrigen Inflation von klar unter einem Prozent
seinen leichten Aufwärtstrend der vergangenen Quartale auch zu Beginn 2015 fortsetzten konnte. Dagegen hat
die Investitionstätigkeit trotz der günstigen Finanzierungsbedingungen vorerst noch keine merkbare Aufwärtsbewegung
gezeigt.
Im weiteren Jahresverlauf sollten die günstigen Rahmenbedingungen die Voraussetzung bieten, dass sich die
Konjunktur in Österreich dem Erholungstrend in Europa anschließen kann und eine stetige Beschleunigung
der Wachstumsdynamik eintritt. „Für das Gesamtjahr 2015 erwarten wir einen Anstieg des BIP um 0,9 Prozent
und damit immerhin eine klar höhere Dynamik als im Vorjahr. Zwar ist das Wachstum derzeit noch nicht nachhaltig,
doch profitiert die österreichische Wirtschaft weiterhin vom niedrigen Ölpreis und dem schwächeren
Euro“, meint Bruckbauer.
„Quantitative Easing“: Effekte vor allem durch schwächeren Euro
Die Unterstützung durch den niedrigen Ölpreis dürfte sich in den kommenden Monaten nicht mehr weiter
verstärken. Hingegen nimmt der Vorteil durch die Abschwächung des Euro voraussichtlich noch etwas zu,
nachdem die EZB kürzlich mit der sogenannten „quantitativen Lockerung“ begonnen hat. „Wir sind zwar nicht
sehr zuversichtlich, dass das Wertpapierankaufprogramm der EZB in Österreich zusätzlich zu den Effekten
der Abschwächung des Euros Wirkung zeigt, doch dürfte sich das TLTRO-Programm leicht positiv auf die
Kreditentwicklung auswirken. Allerdings sind bereits nach den ersten Tagen seit Beginn des EZB-Ankaufprogramms
Anzeichen vorhanden, dass sich die Fragmentierung der europäischen Märkte reduziert und tatsächlich
in allen Ländern Europas günstige Finanzierungsbedingungen vorliegen werden, die Investitionen und Konsum
stärken“, so Bruckbauer. Vor allem der Staat profitiert derzeit von der Politik der EZB.
Inflation in Österreich sinkt kaum mehr
Die Inflation in Österreich liegt derzeit zwar weiterhin klar über den europäischen Vergleichswerten,
ist aber zu Beginn des Jahres deutlich unter die Marke von einem Prozent gesunken. „Die Rohstoffpreise, die für
den starken Rückgang der Inflation seit Herbst verantwortlich sind, haben sich, zumindest gemessen in Euro,
bereits wieder leicht nach oben bewegt. Die Inflation in Österreich hat daher nach unserer Einschätzung
ihren vorläufigen Tiefpunkt bereits erreicht. Ein weiterer maßgeblicher Rückgang ist nicht mehr
zu erwarten“, analysiert Bruckbauer. Die Teuerung bleibt in den kommenden Monaten aber gering und wird rund 0,5
Prozent im Jahresvergleich betragen. Ab dem Sommer ist dann eine Aufwärtstendenz in Sicht. Insgesamt geht
die Bank Austria für 2015 weiterhin von einer durchschnittlichen Inflationsrate von 0,9 Prozent aus, die sich
2016 auf 1,6 Prozent erhöhen wird.
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