Graz (öaw) - Die NASA-Mission Magnetospheric Multiscale (MMS) ist in der Nacht von 12. auf 13.03. pünktlich
um 03.44 Uhr von Cape Canaveral aus an Bord einer Atlas-V-Rakete in den Weltraum abgehoben, um das Erdmagnetfeld
zu erforschen. Das Grazer Institut für Weltraumforschung (IWF) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
ist der größte nicht-amerikanische Partner bei diesem Projekt.
Aufgrund der großen Beteiligung des Instituts hatten rund zehn IWF-Mitarbeiter die einzigartige Gelegenheit,
den spektakulären Start live mitzuverfolgen. „Es war einer der aufregendsten Momente meines Lebens“, hieß
es in den frühen Morgenstunden von den Kollegen aus Florida. „Dafür lohnt sich die harte Arbeit und das
oftmals lange Warten auf die Ergebnisse.“
Unter der Leitung des IWF wurde die Potenzialregelung (ASPOC) entwickelt und gebaut, mit der die elektrostatische
Aufladung der Satelliten kompensiert wird. Außerdem ist das Grazer Institut an dem Elektronenstrahlinstrument
(EDI) und dem Digital FluxGate Magnetometer (DFG) beteiligt, mit denen elektrische und magnetische Felder gemessen
werden. Industrielle Partner waren in erster Linie RUAG Space in Wien und die ams AG in Unterpremstätten bei
Graz. Die Beteiligung des IWF an MMS wurde vom Weltraumministerium (bmvit) und dem Wissenschaftsministerium (bmwfw)
ermöglicht.
Die vier identisch bestückten Satelliten werden dreidimensionale Messungen in der magnetischen Schutzhülle
der Erde durchführen und die sogenannte „magnetische Rekonnexion“ im Detail untersuchen. Dieser Prozess findet
überall dort statt, wo unterschiedlich ausgerichtete Magnetfelder aufeinander stoßen und dabei explosionsartig
Energie freisetzen. Die Folgeerscheinungen sind Phänomene wie das Nordlicht und magnetische Stürme, die
enorme Auswirkungen auf das Leben auf der Erde haben können. Man erwartet sich aus den MMS-Daten aber auch
neue Erkenntnisse über die Sonne und ihren Einfluss auf die Erde und das Sonnensystem.
Als nächster Schritt beginnt die Kommissionierungsphase, bei der alle Instrumente eingeschaltet und getestet
werden. „DFG ist eines der ersten Geräte, das auf Herz und Nieren überprüft wird“, berichtet Werner
Magnes, der aus diesem Grund zusammen mit zwei weiteren IWF-Mitarbeitern nach Los Angeles reist, um von der University
of California (UCLA) aus das Magnetometer erstmals im Weltraum in Betrieb zu nehmen.
In Graz wartet man indes bereits fieberhaft auf die ersten wissenschaftlichen Daten, mit denen viele offene Fragen
beantwortet werden sollen.
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