Bohuslav: Baudynamik in London als Chance für heimischen Export
St. Pölten (nlk) - "Architektur & Bauwirtschaft im Vereinigten Königreich - Markt, Trends
& Ideenaustausch" lautete der Titel der Marktsondierungsreise, die von Niederösterreichs Wirtschafts-
Landesrätin Dr. Petra Bohuslav in Kooperation mit dem Außenwirtschaftscenter London, mit ecoplus International
und der Wirtschaftskammer Anfang März unternommen wurde. Der Fokus des Besuchsprogramms richtete sich dabei
auf die Baudynamik der Londoner City. Begleitet wurde die niederösterreichische Wirtschaftsdelegation von
heimischen Unternehmen, die die zahlreichen Termine in London für konstruktive Gespräche und Geschäftsanbahnungen
nutzten, um ihre Exportchancen am britischen Markt zu erhöhen.
"In unserer Wirtschaftsstrategie 2020 haben wir einen klaren Fahrplan für die kommenden Jahre festgelegt
und vier Kernstrategien entwickelt. Eine davon betrifft die Internationalisierungsaktivitäten, wobei wir Unternehmen
in ihrem Exportbestreben umfassend unterstützen werden", erklärt Bohuslav. "Deshalb ist es
wichtig, Impulse zu setzen und die Position Niederösterreichs als unternehmerfreundliches Bundesland zu festigen,
damit wir der Wachstumsmotor in Ostösterreich bleiben, weiterhin hochqualifizierte Arbeitsplätze schaffen
und unseren attraktiven Wirtschaftsstandort ausbauen."
Über 40 Prozent des NÖ Bruttoregionalprodukts werden durch Warenexport generiert, daher zählt die
Internationalisierung zu den wesentlichen Säulen für das Wirtschaftswachstum in Niederösterreich.
Studien zufolge sichert jede Milliarde Exportumsatz über 11.000 Arbeitsplätze und eine regionale Wertschöpfung
von 260 Millionen Euro. Durch die Fokussierung Niederösterreichs auf die Märkte in den mittel- und osteuropäischen
Ländern in den letzten Jahren fiel das Wachstum stärker aus, als es ohne die EU-Ost-Erweiterung der Fall
gewesen wäre. So konnte 2013 Waren im Wert von rund 20,8 Milliarden Euro exportiert werden. Um diese Dynamik
weiter fortzusetzen wurde die Erschließung neuer Märkte als wesentliche Stoßrichtung in die Wirtschaftsstrategie
festgeschrieben. Nachdem die CEE-Märkte von den niederösterreichischen Unternehmen bisher sehr erfolgreich
bearbeitet wurden, liegt der Fokus der nächsten Jahre verstärkt auch auf neuen Wachstumsmärkten.
Erst letzten Dezember präsentierte Wirtschafts-Landesrätin Dr. Bohuslav mit Großbritannien und
den USA zwei neue Zielmärkte, wobei Dr. Christian Helmenstein vom Economica Institut für Wirtschaftsforschung
das geplante Ansinnen "stay east and go (far) west" in seinen Analysen untermauerte. Bohuslav dazu: "Ein
Blick auf die niederösterreichische Exportstatistik zeigt, dass bei Großbritannien durchaus noch Aufholbedarf
besteht." Die Signale, die der britische Markt an die heimische Exportwirtschaft sendet, sind vielversprechend.
Im Jahr 2014 konnte Großbritannien ein BIP-Wachstum von 2,6 Prozent vorweisen, wobei für das laufende
Jahr ein Wachstum von 2,7 Prozent prognostiziert wird. Zudem erwartet der britische Baustoffverband CPA für
die nächsten fünf Jahre ein Branchenwachstum von 22,2 Prozent. Augenblicklich entstehen in London-Battersea
und London-Earls Court für jeweils rund acht Milliarden Pfund neue Stadtteile. Im Stadtteil Canary Wharf betragen
die Kosten für die Crossrail-Station rund 600 Millionen Euro. Künftig sind noch eine Hochgeschwindigkeitsstrecke
von London nach Birmingham in der Pipeline oder der Bau eines 25 Kilometer langen Abwasserkanals, dem "Thames
Tideway Tunnel", der von Westlondon bis Abbey Mills in Ostlondon führen soll.
Das kräftige Wachstum in Großbritannien beruht aber auch auf der deutlich stärkeren privaten Nachfrage.
So erhalten Privatpersonen beim Kauf von Eigentum staatliche Unterstützungen und es gibt auch ein Förderprogramm
mit dem Namen "Green Deal". Alte Wohnungen sollen energie-effizienter gemacht werden. Für das Jahr
2015 erwarten Experten deshalb ein Plus von zehn Prozent am Wohnungsbau und Häusermarkt im Vergleich zum letzten
Jahr. Im Bürogebäude- und Infrastrukturbau werden acht Prozent bzw. sieben Prozent Steigerung prognostiziert,
obwohl bereits im Jahr 2014 in allen drei Segmenten Zuwachsraten im zweistelligen Prozentbereich erzielt werden
konnten.
"Wir sehen gute Chancen für unsere Unternehmen im Bereich energieeffizientes Bauen und Urban Technologies,
Umwelt- und Energietechnik. Das sind Stärkefelder der niederösterreichischen Wirtschaft und dieses Potenzial
gilt es während dieser Besuchsreise auszuloten", erklärt ecoplus Geschäftsführer Mag.
Helmut Miernicki. "Erste Exporterfahrungen in das Vereinigte Königreich könnten durchaus Sprungbrett
für die weitere Expansion in die USA sein. Beide Märkte haben eine ähnliche Geschäftskultur
und eine Let's-do-Mentalität. Aus Umfragen wissen wir, dass viele niederösterreichische Betriebe im angelsächsischen
Raum ihr Wachstumspotenzial orten", erkennt auch Franz Kirnbauer, Obmann der Sparte Handel in der Wirtschaftskammer
Niederösterreich, durchaus Chancen in den westlichen Wirtschaftsmärkten.
Neben dem Zusammentreffen mit Branchenvertretern standen auch Besuche in der Österreichischen Botschaft und
bei der "Innovate UK", der obersten Technologiestelle Großbritanniens, am zweitägigen Arbeitsprogramm.
Bei allen Gesprächen bekannten sich die Teilnehmer zu einer stärkeren Zusammenarbeit mit Niederösterreich
und den niederösterreichischen Unternehmen.
Außerdem nutzten die mitgereisten niederösterreichischen Unternehmen (AIT Austrian Institute of Technology
Gmbh, Berndorf Metall- und Bäderbau Gmbh, easyLIVING innovations- und projektentwicklungs gmbh, FunderMax
GmbH, Lichttechnische Planung - Lighting Design, Murexin AG, Prinz GmbH & Co KG, Solar 4 You Consulting GmbH)
die Möglichkeit, Kontakte mit britischen Betrieben zu knüpfen und mögliche Kooperationen auszuloten.
Im Zuge der Delegationsreise wurden mehrere Großbauprojekte, wie der "Queen Elizabeth Olympic Park"
und auch die ecobuild 2015 besucht. Diese Messe widmet sich der nachhaltigen Planung, dem Bau und der Renovierung
von Gewerbe- und Wohngebäuden. Am österreichischen Gemeinschaftsstand waren u.a. der Heiz- und Kühlsysteme-Erzeuger
Variotherm aus Leobersdorf, der Befestigungsspezialist für Elektroinstallationen Schnabl Stecktechnik aus
St. Pölten, der Heizsystem-Experte Strebelwerk aus Wiener Neustadt sowie der Fertighausproduzent Elk aus Schrems
vertreten.
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