Dunst: „Wichtige Basisarbeit, um Maßnahmen und Projekte gezielt auf die Bedürfnisse
der Frauen zuschneiden zu können“
Eisenstadt (blms) - Frauenlandesrätin Verena Dunst hat am 11.03. den Burgenländischen Frauenbericht
2014 präsentiert. Ein fünfköpfiges Team aus Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Forschung Burgenland
und dem Department Soziales der Fachhochschule Burgenland hat von Juli 2014 bis Ende Jänner an dessen Umsetzung
gearbeitet. Dieser Bericht zeigt die Situation der Frauen sowie geschlechtsspezifische Unterschiede im Burgenland
auf. Der Frauenbericht sei notwendig und eine wichtige Basisarbeit für effiziente und zielgerichtete Frauenpolitik,
erklärt Dunst: „Das erhobene Zahlenwerk ermöglicht uns Maßnahmen, die gesetzt wurden, zu evaluieren.
Welche Maßnahmen greifen und sollten fortgesetzt werden, wo stehen die Frauen im Burgenland? Das zu wissen
ist auch deshalb wichtig, weil die neue EU-Förderperiode vor der Tür steht. 2,7 Millionen Euro stehen
für innovative Frauenprojekte bereit.“ Neben aktuellen Zahlen, Daten und Fakten soll der Frauenbericht aber
vor allem auch Ursachen näher beleuchten, Interpretationen für gegenwärtige Zustände liefern
und langfristige Trends hinterfragen. Erstellt wurde der Bericht im Auftrag von Landesrätin Dunst von der
Forschung Burgenland in Kooperation mit der FH Burgenland Department Soziales und über ESF-Mittel sowie über
Mittel des Landes finanziert.
Damit eine Vergleichbarkeit mit den Berichten aus den Vorjahren gewährleistet ist, orientiert sich der Frauenbericht
2014 im Wesentlichen an der inhaltlichen Konzeption des letzten Frauenberichts aus 2011. „Wir haben in unseren
Untersuchungen den Fokus auf die Themenbereiche Bevölkerung, Bildung, Erwerbsarbeit, Kinderbetreuung, Einkommen,
Gesundheit, Kunst & Kultur und Politik gelegt“, sagt Mag. Marion Rabelhofer, wissenschaftliche Mitarbeiterin
des Projekts.
Der Frauenbericht 2014 zeigt eine durchaus positive Entwicklung in der burgenländischen Frauenförderung.
Mehr Maturantinnen, mehr Arbeitstätigkeit
Bei den Ergebnissen seien das Ineinandergreifen der einzelnen Lebensbereiche und ihre Abhängigkeiten zueinander
gut erkennbar, betont Dunst: Generell zeigt sich der anhaltende Trend, dass mehr Frauen als Männer maturieren
und ein Studium abschließen. Frauen sind die Gewinnerinnen der Bildungsoffensive. 58 Prozent der Maturaabschlüsse
und 61 Prozent der Uniabschlüsse leisten Frauen. Das höhere Bildungsniveau beeinflusst in Folge auch
deren Beschäftigungsquote, die seit 2005 kontinuierlich gestiegen ist.“ Die weibliche Erwerbsbeteiligung –
vor allem in der Gruppe der 35 bis 44-Jährigen – ist gestiegen. „Dem kommt das burgenländische Kinderbetreuungsangebot
entgegen – 60 Prozent nutzen ganztägige Betreuungsangebote“, fasst Rabelhofer zentrale Studienergebnisse zusammen.
Vor allem 2 bis 5jährige Kinder besuchen institutionelle Betreuungseinrichtungen, Volksschulkinder wiederum
– im Gegensatz zu Gesamtösterreich – eher weniger.
Teilzeitarbeit überwiegt nach wie vor
Der Frauenbericht legt aber auch den Blick auf noch immer bestehende Benachteiligungen von Frauen frei. Im
Gegensatz zu Männern sind Frauen häufiger teilzeiterwerbstätig. „Die Teilzeiterwerbsquote bei Frauen
liegt bei 86,8 Prozent. So ergeben sich beim Einkommen und in Folge bei den Pensionseinkommen starke Unterschiede“,
erklärt die Frauenlandesrätin. Unter den Vollzeiterwerbstätigen verdienten Frauen im Jahr 2013 um
ein Fünftel weniger als Männer. Hier zeigt sich auch, dass die einkommensbezogenen Unterschiede je nach
Erwerbstätigengruppe variieren und Auswirkungen auf Pensionseinkommen, Arbeitslosengeld und Notstandshilfe
haben. „Kurz zusammengefasst, untermauern die Daten aus der Studie, was vielerorts im Alltag augenscheinlich wird:
Frauen arbeiten häufiger in schlecht bezahlten Branchen und sind seltener in Führungspositionen vertreten“,
so Rabelhofer. Ein Vergleich der Bruttoeinkommen von Männern und Frauen im Jahr 2013 belegt dies: Während
Frauen 20.547 Euro verdienten, durften sich die Männer über 33.986 Euro freuen. Ähnlich der Vergleich
bei den Bruttopensionen 2013: diese betrug bei den Frauen 13.259 Euro, bei den Männern 23.302 Euro.
Frauenbericht erstes Forschungsprojekt des neuen FH-Department „Soziales“
„Der Frauenbericht ist das erste Forschungsprojekt, welches das im Herbst 2014 neu gegründete Department für
Soziales an der Fachhochschule Burgenland abschließen konnte“, berichtet Department- und Studiengangsleiter
Prof. (FH) Mag. (FH) Dr. Roland Fürst, der auch die wissenschaftliche Leitung für das Projekt übernommen
hat. Der Frauenbericht wurde von der zuständigen Landesrätin Verena Dunst in Auftrag gegeben. Das Thema
passe „wunderbar zum Schwerpunkt Kinder-, Jugend- und Familienhilfe des Departments Soziales. Dieser Schwerpunkt
wird nicht nur im neuen Bachelorstudiengang Soziale Arbeit abgebildet, sondern auch in der Forschung und Entwicklung“,
so Fürst.
Sozialwissenschaft für gesellschaftlich brennende Fragestellungen
„Wir verstehen die Wissenschaft als Übersetzer von vielleicht komplexen Sachverhalten, damit möglichst
viele Menschen damit etwas anfangen können“, erläutert Fürst einen Grundsatz im Department Soziales,
wo schon zahlreiche Forschungsaktivitäten stattfinden. „Mit diesem Forschungsansatz orientieren wir uns hier
an der FH Burgenland an den Grundsätzen der empirischen Sozialforschung.“ Dieser sozialwissenschaftliche Forschungsansatz
ist für die gesellschaftlich brennenden Fragestellungen relevant, um rechtzeitig die Grundlagen für Antworten
in der Sozialplanung zu liefern. Nicht zuletzt deshalb habe man beispielsweise zu jedem Kapitel des Frauenberichts
einen Experten oder eine Expertin befragt und deren Stellungnahmen eingearbeitet. Eine spezielle inhaltliche Erweiterung
erfolgte durch das Kapitel „genderATlas“. In diesem gleichnamigen Projekt der Technischen Universität Wien,
der Universität Wien und der ÖIR-Projekthaus GmbH werden mittels virtueller Aufbereitung geschlechtsspezifische
Daten und Informationen dargestellt.
Das Zahlenmaterial wurde vorwiegend der Statistik Austria sowie aktuellen Berichten wie etwa dem Einkommensbericht
des Rechnungshofes entnommen. Die Statistik Burgenland stellte ebenso Datenmaterial und im Bericht dargestellte
Burgenlandkarten zur Verfügung.
Die grafische Gestaltung des Berichts, der ab sofort beim Referat für Frauenangelegenheiten bezogen werden
kann, erfolgte über die Eisenstädter Grafikerin Kerstin Kriks.
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