Vizepräsident der Europäischen Investitionsbank Wilhelm Molterer referierte im Trofaiacher
Stockschloss über Europa und deren Finanzierungsstrategien.
Trofaiach/leoben (pr_luki) - In Fortsetzung der Veranstaltungsreihe „The Lounge“, die im vorigen Jahr im
Trofaiacher Stockschloss ins Leben gerufen wurden und bei der international anerkannte Experten vor einer hochkarätigen
Runde – die sich u.a. aus österreichischen und internationalen Topmanagern zusammensetzt – referieren, war
diesmal der ehemalige Vizekanzler der Republik Österreich und nunmehrige Vizepräsident der Europäischen
Investitionsbank, Mag. Wilhelm Molterer zu Gast.
Molterer beleuchtete Europa und die Entwicklung der Finanzmärkte, die - so Molterer – „die einzig wirklich
globalisierten Märkte sind, weil sie auf Informationstechnologie aufbauen, nicht Standortgebunden sind und
sich den jeweils günstigsten Marktplatz aussuchen können, nämlich jenen, der am wenigsten reguliert
ist“. Wilhelm Molterer verwies darauf, dass Europa im internationalen Vergleich ein hohes Niveau an Verschuldung
hat, in erster Linie aber nicht innerhalb Europas, sondern außerhalb. Im Vergleich dazu hat Japan beispielsweise
die Schulden alle in Japan selbst. Nach Meinung von Wilhelm Molterer kann Europa keine Steuererhöhung durchführen,
weil Europa sonst Wettbewerbsnachteile hätte.
Das große Problem - so Molterer – bestehe auch darin, dass Europa massiv an Wettbewerbsfähigkeit verloren
hat, weil zu wenig investiert wird. Die Gründe dafür sehen Experten in der globalen Unsicherheit (beispielsweise
auch in der Ukraine-Krise und in der Frage, wie Europa darauf politisch reagiert). Die zweite Hürde sei nach
Expertenmeinung die regulatorische Unsicherheit (was passiert in Europa und was passiert nicht) und schließlich
der Zugang zur Finanzierung. Die Frage stellt sich daher: „Kann man Europa vertrauen? Vertraut sich Europa selbst?“.
„Wir haben in Europa keinen Liquiditätsengpass. Das Problem ist, dass die öffentlichen Haushalte als
Investoren ausfallen“. Daher stellt sich die spannende Frage: „Schaffe ich öffentliche Investitionen ohne
die öffentlichen Schulden zu erhöhen?“, so Wilhelm Molterer.
Europäische Investitionsbank
Die Europäische Investitionsbank (EIB) mit Sitz in Luxemburg, deren Vizepräsident Wilhelm Molterer
ist, gehört den EU-Mitgliedsstaaten und unterstützt deren Zielsetzungen. Die EIB finanziert Projekte,
die einen wesentlichen Beitrag zu Wachstum und Beschäftigung in Europa leisten.
Die Bank konzentriert sich dabei auf vier vorrangige Bereiche: 1. Innovation und Kompetenz, 2. Zugang kleinerer
Unternehmen zu Finanzierungen, 3. Klimaschutz und 4. Strategische Infrastruktur. Die notwendigen Mittel für
ihre Tätigkeit beschafft sich die Bank an den internationalen Kapitalmärkten, indem sie Anleihen begibt.
Dank ihres hervorragenden Ratings, kann sie dieses Geld zu attraktiven Zinssätzen aufnehmen und zu günstigen
Konditionen an ihre Kunden weitergeben. Im vorigen Jahr hat die EIB € 76 Mrd. an Darlehen vergeben, davon € 69
Mrd. innerhalb Europas. „Wir sind mit Abstand die größte Förderbank weltweit“, so Molterer.
Alle finanzierten Projekte müssen bankfähig sein und zudem strengen wirtschaftlichen, technischen, ökologischen
und sozialen Anforderungen genügen. Bei der Bank arbeiten 300 Ingenieure und Wirtschaftswissenschaftler, die
jedes Projekt vor, während und nach der Darlehensvergabe prüfen. Für alles, was die Bank tut, ist
sie gegenüber den Bürgern der EU rechenschaftspflichtig.
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