Auf Spurensuche in Paris Lodrons welschtiroler Heimat / Neuer Grenzfall auf salzburg.at erschienen
Salzburg (lk) - Warum ein Salzburger Erzbischof mehrfach Burgherr in Trient war, warum beim Salzburger Verwaltungsnachwuchs
Buben aus dem Lagertal positiv diskriminiert wurden und warum der Salzburger Dom in italienischem Flair erstrahlt
und was das mit dem litauischen Vilnius zu tun hat, verrät dieser Grenzfall, der am 09.03. auf http://www.salzburg.at, der Plattform für die Europaregion, erschienen ist.
Dem südwärts strebenden Italienreisenden wird es kaum auffallen: Ist die Aufmerksamkeit nach dem Verlassen
Südtirols ganz auf den Gardasee, Verona und das oberitalienische Flair gerichtet, bleiben Rovereto links und
das kleine Örtchen Villa Lagarina rechts liegen. Dabei verpasst man die Heimat eines der bedeutendsten Salzburger
Landesherren, der das Fürsterzbistum einst aus den Wirren des Dreißigjährigen Krieges herauszuhalten
verstand: Paris Graf Lodron.
Seine Familie zählte zu den mächtigsten und ältesten im Trentino, das bis 1918 als Welschtirol zur
österreich-ungarischen Monarchie gehörte. Unweit von Rofreit, so hieß Rovereto in altösterreichischen
Zeiten, hatte sie im Lagertal, dem heutigen Vallagarina, ihre Machtbasis. Die Burgschlösser Castellano und
Castelnuovo di Noarna hoch über dem Tal und der repräsentative urbane Palazzo Lodron im Nogaredo waren
jahrhundertelang in Lodronschen Händen und sind es zum Teil bis heute. Zielstrebig arbeitete die Familie des
1586 auf Schloss Castelnuovo di Noarna geborenen Paris auf eine Karriere in Salzburg hin. Sein naher Verwandter
Anton Graf Lodron verzichtete 1606 zugunsten seines Neffen auf sein Kanonikat in Salzburg. Paris wurde sowohl im
bayerischen Ingolstadt als auch in Rom ausgebildet. 1619 wurde er zum Fürsterzbischof von Salzburg gewählt.
Er ging nicht nur als Gründer der Universität 1622, sondern auch als Vollender des Salzburger Doms sechs
Jahre später in die Geschichte ein. Dafür setzte er vor allem auf zwei Künstler aus italienischen
Gefilden, die bereits sein Vorgänger Markus Sittikus nach Salzburg geholt hatte: den Baumeister Santino Solari
und den Maler und Stuckateur Arsenio Mascagni. Das Duo hinterließ seine künstlerischen Spuren auch im
Lagertal. Solari baute Schloss Nogaredo im Auftrag Paris Lodrons um und erweiterte es. Ein besonderes Prunkstück
Nogaredos ist die reichlich mit Stuckarbeiten von Arsenio Mascagni ausgestattete, dem Salzburger Kirchenpatron
Rupert geweihte Kapelle. Ähnlichkeiten mit den Stuckarbeiten Mascagnis im Salzburger Dom werden hier besonders
deutlich.
Innen-Deko des Doms führt nach Litauen
Apropos Mascagni und Dom: Wer sich beim Besuch der Peter und Pauls-Kirche im litauischen Vilnius frappierend an
die Salzburger Kathedrale erinnert fühlt, liegt richtig. Die Innenausstattung mit reichem Stuck durch die
künstlerischen Nachfolger Pietro Perti und Giovanni Maria Galli nahm Anleihen aus Salzburg.
Salzburger Studierplätze für Verwaltungsnachwuchs aus dem Süden
Paris Lodrons Spuren in Salzburg sind mannigfaltig. Auf seine Heimat im Trentino weist noch das von ihm gegründete
ehemalige Collegium Marianum in der Salzburger Bergstraße hin, in welchem immer drei Studienplätze für
Knaben aus dem Lagertal bereitgestellt wurden. Der Fürsterzbischof richtete es 1645 zur Sicherung einer künftigen
fähigen Beamtenschaft ein. Nach Abschluss der Ausbildung hatten die Zöglinge zwei Jahre gegen ein geringes
Entgelt im Lodronschen Besitz zu arbeiten. Auf Paris Lodron geht auch die Gründung des Schneeherren-Kollegialstiftes
beim Dom zurück, dem im Lauf der Zeit auch viele Landsleute aus dem Trentino angehörten. Kein Wunder
auch, dass auch die Zahl der Studierenden aus Welschtirol an der Salzburger Universität äußerst
hoch war.
"Paris Lodron hat also nie die Verbindung mit seiner Welschtiroler Heimat verloren und ist somit ein 'Wanderer
in beiden Welten' geworden, ganz abgesehen von der Tatsache, dass erst durch ihn die Familie Lodron in den Erblanden
auf dem Gebiet des heutigen Österreichs besitzmäßig Fuß fasste", bringt es der Hobbygenealoge
Konrad Falko Wutscher auf den Punkt. Paris Graf Lodron wurde übrigens als einziger Salzburger Fürst von
Ludwig I. von Bayern in die aus Untersberger Marmor erbaute Walhalla bei Regensburg aufgenommen.
Das Land Salzburg hat in einer Partnerschaft die Beziehungen zur nun italienischen Region Trient in den 1980er
und 1990er Jahren neu aufleben lassen. Die Aktivitäten richteten ihren Schwerpunkt auf den Bildungs- und Kulturaustausch.
Lodron-Vortrag am 11. März
Wer neugierig auf die welschtiroler Heimat des Salzburger Landesfürsten geworden ist und und dazu noch mehr
erfahren will, hat dazu bei einem Vortrag über die Lodronischen Schlösser am Mittwoch, 11. März,
um 19.00 Uhr im Romanischen Saal der Erzabtei St. Peter die Möglichkeit.
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