"Nachbarschaften. Archiv der Erinnerung"

 

erstellt am
10. 03. 15
11.00 MEZ

Ungewöhnliche Ausstellung zu gewöhnlichen Alltagsgegenständen. Spurensuche einer Stadt. Von 12.03.bis 06.06.2015
Leonding (stadt) - Alltags- und Kunstgegenstände aus der Sammlung des Stadtmuseums Leonding bilden den Ausgangspunkt der Ausstellung "Nachbarschaften. Archiv der Erinnerung". Mittels minimaler Eingriffe und Neupositionierung des Sammlungsbestands werden aktuelle, einzigartige und interessante Zusammenhänge der Stadtgeschichte Leondings geschaffen und in einen neuen Kontext gestellt. Nicht die bloße Aneinanderreihung historischer Artefakte steht im Vordergrund, sondern die Beziehung unter den Objekten, die als Vermittler zwischen Vergangenheit und Gegenwart fungieren.

Was hinterlässt ein Mensch seiner Nachwelt? Was bleibt von einem Leben und dessen Kultur? Mit diesen Fragestellungen konfrontiert Kurator Alexander Jöchl die Besucher_innen der Ausstellung "Nachbarschaften. Archiv der Erinnerung" im Leondinger Turm 9. Von über 10.000 Objekten des heimatkundlichen Sammlungsbestandes aus dem Stadtmuseum Leonding finden nun zahlreiche Alltags- und Kunstgegenstände Eingang in die Schau. Zeitungsfragmente, abgenutzte Schuhe, alte Fotoaufnahmen hinter gebrochenem Glas, reparierte Gegenstände des täglichen Gebrauchs: Längst sind ihre Besitzer verstummt, doch sie alle erzählen von deren Geschichte, vom Schicksal, vom Leben und von jener Kultur, die Generationen danach bis heute prägt.

Mit Blick auf das gegenwärtige Leben einer Stadt, schaut Jöchl nun zurück auf die Spuren der Zeit. Eine Spurensuche, die für den Kurator im Archiv beginnt und die ihre Fortsetzung bei den Besucher_innen selber findet. Von besonderem Interesse ist dabei die Frage, welche Objekte überhaupt erst Eingang in Depots und Museen finden und, damit verbunden: welchen Einfluss hat ein Archiv für die kulturelle Prägung einer ganzen Stadt? Diese wesentliche Rolle des Sammelns und Bewahrens bleibt in "Nachbarschaften. Archiv der Erinnerung" nicht unberührt.

Denn die Beschäftigung mit Erinnerungskultur trifft jüngst auch in der zeitgenössischen Kunst wieder auf fruchtbaren Boden. Zwei gegenwärtige künstlerische Positionen wurden daher zur Ausstellung geladen. Mit Fotoarbeiten der Serie "Museumsdepots" des Wiener Künstlers Stefan Oláh und dem Video "Measuring Angst" des in Kalifornien geborenen und in New York lebenden Medienkünstlers Jonathan Schipper wird der gezeigte Archivbestand nicht nur um neue Medien erweitert, vielmehr wird ein Dialog zwischen Gegenwart und Vergangenheit eröffnet. Die künstlerischen Arbeiten durchdringen und vertiefen die Frage nach dem Wert von Kultur - der Kultur menschlicher, städtischer und gemeinschaftlicher Existenzen, die unweigerlich auch aus Erinnerungen erwächst. Erinnerungen, die per se keine Spuren hinterlassen und stets private Erinnerung bleiben. Nicht sichtbar für die Außenwelt.

Sichtbar hingegen sind jene Spuren, die sich über die Zeit ins Material eingeschrieben haben und die in "Nachbarschaften. Archiv der Erinnerung" nun im Mittelpunkt stehen. Welche Rückschlüsse lassen sich auf die Personen ziehen, die einst im Besitz der Gegenstände waren? Jöchl lässt die Objekte für sich selber sprechen, stellt je eigene Ansichten und Erinnerungen auf die Probe, konfrontiert und hinterfragt die Praxis von Geschichtsschreibung und wählt dafür eine ungewohnte Art der Präsentation, die zu neuen Bedeutungszuschreibungen der Artefakte anregt. So wird sich während der Ausstellung der einzelne Archivgegenstand sowohl auf erwartete, als auch auf überraschende Weise verhalten.

 

 

 

Allgemeine Informationen:
http://www.leonding.at

 

 

 

 

 

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