Kambodscha, Osttimor oder Jordanien: In den vergangenen fünfzig Jahren hat Österreich
weltweit Polizistinnen und Polizisten zu 33 Auslandseinsätzen entsendet.
Wien (bmi) - "Über 1.400 österreichische Polizistinnen und Polizisten haben in mehr als dreißig
friedensunterstützenden Missionen einen wichtigen Beitrag für die Sicherheit in Krisenregionen geleistet",
sagte Innenministerin Mag.a Johanna Mikl-Leitner bei der Präsentation der Publikation des Buches "50
Jahre Auslandseinsätze der Polizei". "Neben polizeilichem Geschick und sprachlichen Fähigkeiten
haben sie dabei auch persönliche Eigenschaften, wie Stressresistenz, Teamgeist und interkulturelles Fingerspitzengefühl
bewiesen. Sie haben dazu beigetragen, dass die österreichische Polizei international einen sehr guten Ruf
genießt."
Herausgeber des Werks ist die Sicherheitsakademie des Bundesministeriums für Inneres. Die Autoren Berthold
Hubegger (Stellvertretender Leiter der Abteilung Einsatzangelegenheiten und Leiter des Referats Auslandseinsätze
in der Generaldirektion für die öffentliche Sicherheit), Friedrich Katschnig (Referat Auslandseinsätze),
Mario Muigg (Sicherheitsakademie/Institut für Wissenschaft und Forschung) und Christian Schramm (LPD Oberösterreich)
geben einen Überblick über die historische Entwicklung der österreichischen Auslandsentsendungen
sowie die 33 Missionen, an denen sich österreichische Polizistinnen und Polizisten beteiligt haben. Dabei
werden jeweils der Hintergrund, die Aufgaben und Ziele der Mission sowie die österreichische Beteiligung dargestellt.
Erste Entsendungen
Der erste offizielle Einsatz begann am 14. April 1964. Damals wurden vom Innenministerium 28 Polizisten und
Gendarmen zur internationalen Friedensmission der Vereinten Nationen nach Zypern (United Nations Peacekeeping Force
in Cyprus) entsendet. Davor waren schon Sicherheitswache- und Gendarmeriebeamte bei UNO-Missionen im Nahen Osten
(ab Ende 1957) und in der Demokratischen Republik Kongo eingesetzt. Die Beamten wurden gegen Entfall der Bezüge
karenziert und als Angestellte der Vereinten Nationen entlohnt.
Seither haben mehr als 1.400 österreichische Polizistinnen und Polizisten an 33 Auslandsmissionen der Vereinten
Nationen (UNO), der Europäischen Union (EU) und der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in
Europa (OSZE) teilgenommen. Sie wurden in alle Kontinente, außer Australien, entsandt: Destinationen waren
unter anderen Namibia, El Salvador, Irak, Mosambik, Kambodscha und Osttimor sowie während des Jugoslawienkonflikts
besonders die Staaten des Westbalkans (z. B. Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Kosovo).
Vorbereitung für Auslandseinsätze
Für die Klärung der rechtlichen und logistischen Rahmenbedingungen sowie für die Ausbildung der
Polizistinnen und Polizisten sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Generaldirektion für die öffentliche
Sicherheit, Abteilung "Einsatzangelegenheiten", Referat "Auslandseinsätze" zuständig.
Das Innenministerium startet jährlich eine bundesweite Interessentensuche für Auslandseinsätze.
Neben den allgemeinen Kriterien sind für eine erfolgreiche Bewerbung ein definitives Dienstverhältnis,
persönliche und fachliche Eignung, disziplinäre Unbescholtenheit sowie Fremdsprachenkenntnisse, vor allem
Englisch, notwendig. Ausgewählte Kandidaten nehmen an einem zweiwöchigen Vorbereitungskurs teil, der
seit 2010 in Kooperation mit dem Bundesheer in der Wallenstein-Kaserne in Götzendorf stattfindet. Je nach
Funktion und Entsendung sind danach weitere Kurse der UNO oder der EU zu besuchen.
Personalauswahl
Die EU und die UNO richten ihre Personalanforderung für Auslandsmissionen mit Arbeitsplatzbeschreibung und
Anforderungsprofil an die Mitgliedstaaten. Sofern die Zustimmung von der Bundesregierung und dem Hauptausschuss
des Nationalrats zur Entsendung von Polizisten vorliegt, werden die Anforderungen mit dem österreichischen
Personalpool abgeglichen und geeignete Kandidaten bewerben sich direkt bei der UNO oder EU. Je nach Ausschreibungsprofil
und -mission findet danach ein umfangreiches Bewerbungsverfahren durch die jeweilige internationale Organisation
statt.
Ausrüstung- und Ausstattung der Polizistinnen und Polizisten
Bei Auslandsmissionen wird die Missionslogistik, wie Fahrzeuge, IT-Infrastruktur und Gebäude, von der UNO
und der EU zur Verfügung gestellt. Die persönliche Ausrüstung der Polizisten, wie Uniform, Bewaffnung
und Schutzausrüstung, statten die Entsendestaaten aus. Die Missionen stellen nur Kopfbedeckungen und Armbinden
mit dem Missionslogo bereit. Bei UNO- und EU-Missionen wird das Tragen der nationalen Uniform mit dem Barett der
Mission und einer Armbinde vorgeschrieben. Österreichische Polizistinnen und Polizisten tragen bei Auslandseinsätzen
ihre auch in Österreich verwendete Einsatzuniform.
Entsendung
Vor der Entsendung organisiert das Innenministerium eine missionsspezifische Ausbildung, die die Polizistinnen
und Polizisten auf ihre zukünftige internationale Verwendung vorbereitet. Im Zentrum stehen das Kennenlernen
der künftigen Tätigkeit, der Sicherheitssituation im Einsatzgebiet und die Vermittlung von interkulturellen
Besonderheiten. Je nach Anforderung, Gefährdungspotenzial und Aufgabenspektrum des Auslandseinsatzes kann
diese Schulung einige Tage bis zu mehreren Wochen dauern. Die Entsendung der Polizistinnen und Polizisten in ein
Einsatzgebiet dauert in der Regel ein Jahr, eine Verlängerung ist in Ausnahmefällen möglich.
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