Studie belegt wirtschaftlichen Betrieb und empfiehlt den Ausbau der Eisenbahnstrecken Friedberg
- Oberwart - Szombathely und Sopron - Ebenfurth
Sopron/Eisenstadt (blms) - Der Ausbau bzw. streckenweise Neubau und die Modernisierung der Bahnstrecken
Friedberg – Oberwart - Szombathely und der Bahnstrecke Sopron – Wulkaprodersdorf sind ein gutes Stück nähergerückt,
gaben Landeshauptmann Hans Niessl, der ungarische Staatssekretär für Auswärtige Angelegenheiten
Magyar Levente gemeinsam mit österreichischen und ungarischen Experten bei einem Pressegespräch am
17.03. in Sopron bekannt. Ein österreichisch-ungarisches Expertenteam hat im Rahmen des grenzüberschreitenden
ETZ-Projektes „GrenzBahn“ eine Kosten-/Nutzenanalyse vorgenommen und die Bestandssanierung bzw. den teilweisen
Neubau der Strecken empfohlen. Die Gesamtprojektkosten für die Bestandssanierung und den Friedberg – Oberwart
- Szombathely werden mit 119 Mio. Euro beziffert. Die Fahrzeit von Friedberg bis Szombathely soll weniger als eine
Stunde betragen, womit die notwendige Wirtschaftlichkeit gegeben ist. Eine Anbindung Richtung Wiener Neustadt und
Wien via Aspangbahn ist gegeben. Die Einreichplanung soll sofort starten, Baubeginn könnte 2019, Inbetriebnahme
2023 sein. Die Kosten der Kapazitätsausweitung durch den Ausbau der Bahnstrecke Sopron – Ebenfurth werden
in der Studie mit 43 Millionen Euro angegeben.
„Der Ausbau der Eisenbahninfrastruktur wertet den Wirtschaftsstandort Burgenland auf. Wir brauchen noch bessere
grenzüberschreitende Verkehrsanbindungen, um den Wirtschaftsstandort Burgenland noch attraktiver zu machen.
Das Projekt ist auch in den Juncker-Plan aufgenommen worden, damit besteht die große Chance auf eine EU-Finanzierung.
Die Bewertung der volkswirtschaftlichen Effekte durch das IHS hat gezeigt, dass für die Region Burgenland-Westungarn
langfristige positive Effekte durch den Bau und den Betrieb dieser Eisenbahnstrecke zu erwarten sind, beispielsweise
durch die Ansiedlung von Betrieben, durch zusätzliche Arbeitsplätze und eine steigende Siedlungsentwicklung.
Das kann auch eine positive Entscheidungsgrundlage für eine Finanzierung des Projektes durch die Europäische
Investitionsbank darstellen. Auch für den Ausbau der Strecke Sopron – Ebenfurth wollen wir EU-Fördertöpfe
nutzen. Die ÖBB und das Infrastrukturministerium tragen das Projekt mit und das Land Burgenland wird auch
einen Beitrag zur Kofinanzierung leisten“, so Niessl, der davon überzeugt ist, dass „die Realisierung der
GrenzBahn eine wichtige Investition in die Zukunft ist.“ Niessl betont auch den positiven Effekt für den Schutz
der Umwelt, bedingt durch eine verstärkte Verlagerung des Gütertransports auf die Schiene. Initiert wurde
das Projekt GrenzBahn bei einem Treffen zwischen Landeshauptmann Hans Niessl und dem ungarischen Ministerpräsidenten
Viktor Orbán vor zwei Jahren.
Bestandssanierung und Neubau der Bahnstrecke (Friedberg-) Oberwart – Szombathely
„Um den Ausbau einer Regionalbahn wirtschaftliche und fachlich begründen zu können, muss man sowohl
den Personen- als auch den Güterverkehr genau ansehen, und zwar was den Bestand betrifft, aber auch dahingehend,
was in der Zukunft machbar ist“, sagt Dr. Harald Frey vom Institut für Verkehrswissenschaften an der TUI Wien.
„Verkehrsachsen tragen wesentlich zur Stabilisierung einer Region bei und wirken auf internationaler, nationaler
und regionaler Ebene.“
Für die Bahnverbindung Friedberg – Oberwart – Szombathely wurde aus mehreren Varianten eine Trassenführung
ausgewählt und näher untersucht, die auf burgenländischer Seite weitgehend der Bestandsstrecke folgt
und über eine neu zu errichtende Grenzübertrittsstelle bei Schachendorf in den ungarischen Streckenteil
mündet. Diese Neubaustrecke bindet von Norden kommend in die Bestandsstrecke der Raaberbahn am Bahnhof Szombathely
ein.
Der große Vorteil dieser Variante ist, dass eine Fahrzeit zwischen den beiden Endstellen Friedberg und
Szombathely von weniger als einer Stunde der Ausarbeitung des Betriebskonzeptes zugrunde gelegt werden konnte.
Dadurch kann eine Durchbindung von Zügen in Richtung Wiener Neustadt und Wien durch eine Zugkoppelung mit
den bestehenden Zügen der Aspangbahn („Flügelkonzept“) vorgesehen werden. Weiters hat das Fahrplankonzept
gezeigt, dass die knotengerecht zur vollen Stunde in Szombathely abfahrenden Züge erreicht werden können
und dadurch eine Durchbindung von Zügen in Richtung Eisenstadt und Wien über Szombathely möglich
ist.
Die Prognosekosten dieser Auswahlvariante betragen im österreichischen Streckenabschnitt ca. 89 Millionen
Euro und im ungarischen 30 Teil Millionen Euro. Die Gesamtsumme beträgt somit 119 Millionen Euro. Die Kosten-Nutzen–Analyse
zeigt, dass eine Kostendeckung des laufenden Betriebs im Bereich des Machbaren liegt und die jährlichen Erlöse
die zu erwartenden Kosten um ca. 200.000 EUR überschreiten.
Kapazitätsausweitung durch Ausbau der Bahnstrecke Sopron - Ebenfurth
„Die Zielsetzung für die Betrachtung der Bahnstrecke Sopron – Ebenfurth war es, festzustellen, inwieweit
die bestehende Eisenbahninfrastruktur ausgebaut werden muss, um einerseits eine Kapazitätsausweitung des Güterverkehrs
zwischen Sopron bzw. Eisenstadt und Wien im Güterverkehr zu ermöglichen und um andererseits eine dauerhafte
Fahrplanstabilität im Personenverkehr sicherzustellen. Dabei wurden folgende Varianten untersucht und verglichen“,
sagt der Burgenländische Verkehrskoordinator Mag. Peter Zinggl.
Dabei wurden folgende Varianten untersucht und verglichen, als Ergebnis dieser Variantenuntersuchung wurde ein
selektiv zweigleisiger Ausbau ohne Schleife Eisenstadt mit folgenden Maßnahmen empfohlen:
- Errichtung einer Schleife in Ebenfurth (kürzeste Variante)
- Errichtung der Schleife Eisenstadt/Wulkaprodersdorf
- Zweigleisiger Ausbau zwischen der Schleife Eisenstadt/Wulkaprodersdorf und dem
Bahnhof Neufeld/Leitha
- Geänderte Streckenführung zwischen dem Bahnhof Sopron und der Grenzübertrittsstelle
bei Schattendorf
Die Prognosekosten dieser Auswahlvariante betragen im österreichischen Streckenabschnitt ca. 33 Millionen
Euro und im ungarischen Teil 10 Millionen Euro. Die Gesamtsumme beträgt somit 43 Millionen Euro. Im Vergleich
dazu hätte ein vollständiger zweigleisiger Ausbau der Strecke Investitionskosten von ca. 81 Millionen
Euro für den österreichischen Streckenteil verursacht. Auf der Strecke Sopron – Ebenfurth gäbe es
ein Potential, die Fahrgastzahlen um 40 Prozent zu steigern, so Frey.
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