LH Pröll: "Wichtiger Wegweiser am Weg in die Zukunft"
St. Pölten (nlk) - Im Rahmen des Symposiums unter dem Titel "Wessen Brot ist die Kunst?"
zogen Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll, Dr. Joachim Rössl, Leiter der Gruppe Kultur, Wissenschaft und
Unterricht der NÖ Landesregierung, der Vorsitzende des Aufsichtsrates Univ. Prof. Dr. Manfred Wagner und Geschäftsführer
DI Paul A. Gessl, am 17.03. Bilanz über 15 Jahre NÖKU, Niederösterreichische Kulturwirtschaft.
"Eine Weisheit sagt 'Jubiläen sind die Trostpflaster des Älterwerdens'. Ich möchte heute den
Spruch abwandeln in 'Jubiläen sind die Lorbeeren des Besserwerdens'", so Landeshauptmann Pröll angesichts
"15 Jahre NÖKU, hinter denen beachtliche Entwicklungen und Leistungen stehen". "Seit 1992 hat
sich das Kulturbudget verdreifacht - von 36 auf 125 Millionen Euro - und es wurde eine umfassende kulturelle Infrastruktur
geschaffen", so Pröll. In 15 Jahren seien über 60 Kulturbauten und rund 20.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche
geschaffen worden.
Man habe in Niederösterreich "einen Wechsel vollzogen von der traditionellen Kulturverwaltung zum professionellen
Kulturmanagement", so der Landeshauptmann. Es werde wirtschaftlich korrekt und kaufmännisch sorgfältig
laufend kontrolliert, aber sich in keiner Weise in kulturelle Inhalte eingemischt. Das Jubiläum "15 Jahre
NÖKU" sei eine "tolle Zwischenbilanz für den eingeschlagenen Weg", so Pröll. Am Anfang
seien vier Gesellschaften mit fünf Marken gestanden, heute manage die NÖKU zwölf Gesellschaften
und 32 Betriebe. "Die NÖ Kulturwirtschaft ist ein Prototyp für Kulturmanagement geworden",
das sei auch international anerkannt.
Die Kultur sorge für Bereicherung im Land und habe sowohl materiellen Nutzen als auch immaterielle Werte.
Durch die Kulturförderung würden pro Jahr eine Milliarde Euro an Ausgaben ausgelöst werden, 12.000
Arbeitsplätze gesichert werden und der Kulturtourismus bringe jährlich 200 Millionen Euro. Die Kulturpolitik
im Land sei durch drei Grundsätze geprägt: "Inhaltliche Freiheit der Kunst, Vielfalt der Kultur
und ein Kulturangebot, das für alle leistbar ist", so Pröll. Die NÖKU sei dafür "ein
wichtiger Wegweiser am Weg in die Zukunft geworden". Die Kultur sei "ein unglaublicher Entwicklungsmotor"
und habe Niederösterreich eine Landesidentität gegeben. "Durch die Kulturarbeit sind wir selbstbewusster
geworden und haben ein Selbstverständnis als Region erlangt", so der Landeshauptmann.
"Das kulturelle Profil hat dazu beigetragen, dass man Niederösterreich weit über die Grenzen hinaus
kennt und anerkennt", so Pröll. Die nächsten Schritte seien bereits eingeleitet worden:
"die Sichtbarmachung unserer Kulturschätze mit der Galerie der Zeitgenossen in Krems und die dauerhafte
Darstellung der Landesgeschichte durch das Haus der Geschichte in St. Pölten", so der Landeshauptmann.
Er bedankte sich bei allen Gesellschaften und Tochterbetrieben der NÖKU, den Sponsoren, die diese treu begleitet
hätten, Univ. Prof. Wagner, Dr. Rössl und DI Gessl und seinem gesamten Team.
Die beiden Architekten der NÖ Kulturwirtschaft Dr. Rössl und Prof. Wagner gaben einen Einblick in die
Entstehung dieser. Ausgangslage sei damals gewesen, eine neue Landeshauptstadt zu etablieren. Es habe lediglich
das Landesmuseum in einem traditionellen Haus und einige Punkte in Niederösterreich gegeben, die für
Aufmerksamkeit gesorgt hätten. Große Unterstützung habe es von Liese Prokop und Erwin Pröll
gegeben, die in der NÖKU eine Chance erkannt hätten, so Rössl. "Das Wichtigste im gesamten
Prozess ist die Freiheit von der Politik, von Sponsoren und gegenüber gesellschaftlichen Zwängen",
so Univ. Prof. Wagner. Man habe sich mit der NÖKU die Verantwortung geteilt - es gebe die künstlerische
Verantwortung und eine genaue ökonomische Überprüfung durch Manager. "Das gibt den Künstlern
die Möglichkeit, ihre Kreativität auszuschöpfen", so Wagner.
"Kultur braucht unternehmerisches Denken und unternehmerisches Denken braucht Kultur", sprach Geschäftsführer
Gessl von der Mission der NÖ Kulturwirtschaft. Kulturmanagement sei "ein Balanceakt zwischen Wirtschaft,
Kunst und Kultur und Politik", so Gessl. In Niederösterreich gebe es in der Kultur dieses Commitment
und Planungssicherheit, bedankte er sich bei allen Beteiligten.
"Von der Kunst, Kultur zu haben - Ein paar Versuche am Menschen" sprach Wolfgang Lorenz, ehemaliger ORF-Programmdirektor
und Intendant der europäischen Kulturhauptstadt Graz 2003. Peter Brabeck-Letmathe, Präsident des Verwaltungsrates
der Nestlé AG, referierte über "Kultur im Spannungsfeld von Wirtschaft und Gesellschaft".
Weitere Vorträge gab es von MMag. Max Hollein, Direktor der Schirn Kunsthalle, des Städel Museums und
der Liebighaus Skulpturensammlung Frankfurt am Main, zum Thema "Sponsoring und Mäzenatentum im Vergleich
Europa -USA" und Holm Keller M.A., MPA (Harvard), Theaterwissenschaftler, Verwaltungswissenschaftler und Vizepräsident
der Leuphana Universität Lüneburg, zum Thema "Kann Kunst Kunst managen? Zur Professionalisierung
in Kunst- und Kultureinrichtungen". Dazu gab es hochkarätige Diskussionsrunden, moderiert von Mag. Peter
Schneeberger vom ORF.
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