Wien (pk) - Die Wirtschafts- und Finanzkrise habe gezeigt, dass die Bekämpfung
der Jugendarbeitslosigkeit und Fragen der Aus- und Weiterbildung zunehmend auch auf europäischer Ebene behandelt
und gelöst werden müssen, gibt Bundesministerin Sophie Karmasin im Vorwort der EU-Jahresvorschau 2015
für die Bereiche Familie und Jugend zu bedenken. Zahlreiche Initiativen der Union betreffen daher diesen Sektor.
Einen kleinen, aber wichtigen Beitrag dazu bieten aber auch Jugendmobilitätsprogramme (z.B. Erasmus+), durch
die junge Menschen europäische Erfahrungen und Kompetenzen für das künftige Berufsleben sammeln
können. Die Familienpolitik wird weitestgehend von den Mitgliedstaaten selbst bestimmt, heißt es im
Bericht, Kommission und Rat geben jedoch länderspezifische Empfehlungen ab. Österreich ist im Hinblick
auf die Umsetzung der EU 2020-Ziele aufgefordert worden, Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitsmarktchancen
von Frauen zu ergreifen, indem unter anderem die Kinderbetreuungsdienste verbessert werden. Darüber hinaus
werden die bessere Nutzung des Arbeitsmarktpotenzials von Frauen und das geschlechtsspezifische Lohn- und Pensionsgefälle
angesprochen.
Ratsprogramm: Empowerment und Förderung der Teilnahme am demokratischen Leben
Im Mittelpunkt des 18-Monate-Programms der drei Ratspräsidentschaften (Italien, Lettland, Luxemburg) steht
die Thematik "Befähigung" (Empowerment). Die italienische Ratspräsidentschaft hat ihren Schwerpunkt
zunächst auf den Zugang junger Menschen zu ihren Rechten gelegt, um die Autonomie und die Teilhabe an der
Zivilgesellschaft zu fördern. Durch die Unterstützung von Jugendarbeit und Jugendorganisationen soll
die Vermittlung von zielgruppenorientierter und jugendgerechter Information über die Rechte und Pflichten
junger Menschen gewährleistet werden.Priorität der lettischen Präsidentschaft ist die Stärkung
der bereichsübergreifenden Zusammenarbeit, um die Herausforderungen für junge Menschen, insbesondere
den Übergang von der Ausbildung ins Berufsleben, besser bewältigen zu können. Da junge Menschen
die Architekten von Europa sind, halten es die lettischen Vertreter für besonders relevant, die Auswirkungen
von Politikmaßnahmen auf Jugendliche zu prüfen und zu kommentieren. Die politische Beteiligung junger
Menschen am demokratischen Leben in Europa prägt das Arbeitsprogramm der luxemburgischen Präsidentschaft.
Das BMFJ begrüßt die Initiativen der EU betreffend die Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit und
unterstützt deren Umsetzung in Österreich. Aus Sicht des Ressorts sind hierbei insbesondere die Aspekte
der Stärkung des Unternehmensgeistes junger Menschen (Youth Entrepreneurship) und des Empowerments sowie der
Sichtbarmachung und Anerkennung von Fähigkeiten und Kenntnissen, die in non-formalen und informellen Lernprozessen
gesammelt wurden, wichtige und zentrale Ansätze.
Der Programmbereich "Erasmus+: Jugend in Aktion" verfügt über ein eigenes Programmbudget und
wird in Österreich von der Nationalagentur Interkulturelles Zentrum abgewickelt, informiert der Bericht.EU-weit
nahmen im Jahr 2013 etwa 275.000 Menschen (4.472 davon aus Österreich) an den 12.100 Projekten dieses Programms
teil, wobei 51% aller Projekte die Einbeziehung benachteiligter Jugendlicher möglich machten. In Zeiten wie
diesen sei es besonders wichtig zu zeigen, dass es nicht nur für Bildungs- oder Einkommenseliten einen Zugang
zu internationaler Mobilität und non-formaler Bildungserfahrung in Europa gibt, urteilt das Ressort.
EU-Kommission: Spezielle Internetstrategie für die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen
Das erste Arbeitsprogramm der neuen EU-Kommission, die am 1. November 2014 ihr Amt angetreten hat, enthält
ein umfangreiches Maßnahmenpaket, das natürlich auch Auswirkungen auf die Bereiche Familie und Jugend
haben wird. Darunter fallen etwa die Investitionsoffensive in der Höhe von 315 Mrd. €, die Vertiefung der
Wirtschafts- und Währungsunion oder die Pläne in Bezug auf die Schaffung einer Energieunion oder den
digitalen Binnenmarkt.
Ein konkretes Vorhaben ist dabei die "Europäische Strategie für ein besseres Internet für Kinder",
die von österreichischer Seite begrüßt und unterstützt wird. Spezielle Regelungen seien nach
Ansicht der Kommission notwendig, damit das Internet für Kinder ein Ort ist und bleibt, der ihnen Chancen
bietet und der es ihnen erleichtert, Zugang zu Wissen zu erlangen, zu kommunizieren, ihre Kompetenzen zu entwickeln
und ihre Berufsaussichten und ihre Beschäftigungsfähigkeit zu verbessern. Für Kinder und Jugendliche
sollte ein sicheres, integratives und positives Online-Umfeld gewährleistet werden. Das Bundesministerium
weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass strenge legistische Regelungen oder technische Sperren nicht ausreichen,
um die Heranwachsenden zu schützen, sondern dass sich die Vermittlung von Medienkompetenz für alle Beteiligten
(Kinder, Jugendliche, Eltern und Pädagog/-innen) als wesentlich effizienter erwiesen habe. Als Beispiel werden
die Aktivitäten rund um die Saferinternet-Initiative angeführt; allein im vergangenen Jahr wurden in
Österreich über 1.000 Workshops zur Förderung der Medienkompetenz mit allen oben genannten Zielgruppen
durchgeführt. Aus Sicht des BMFJ ist eine Weiterführung dieses Programms in der bisherigen und bewährten
Form unbedingt anzustreben.
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