Universitäten sind Leitinstitutionen der Wissensgesellschaft – Entwicklung im Hochschulbereich
im Zeitraum 2011-2014 dargestellt
Wien (pk) – In wissensbasierten Gesellschaften steigt die Nachfrage nach Forschung und Wissen. Die Universitäten
nehmen als zentrale Akteure der Wissensgesellschaft eine besondere Stellung ein. Sie erbringen hier Leistungen,
die über Forschung und Lehre hinausgehen, hält der Bundesminister für Wissenschaft, Forschung und
Wirtschaft in seinem Vorwort zum Universitätsbericht 2014 fest. Der Bericht über den Zeitraum von 2011
bis 2014, der dem Nationalrat nun vorliegt, behandelt in seinen elf Kapiteln alle relevanten Entwicklungen an den
Universitäten und erstellt Prognosen über künftige Entwicklungen.
Universitäten als zentrale Akteure im Wissens- und Technologietransfer
Die Hebung des Innovationspotenzials und die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit in einer wissensbasierten
Wirtschaft braucht einen intensivierten Transfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft hält der Universitätsbericht
fest. Im europäischen Vergleich positioniere sich Österreich bei der Kooperationstätigkeit zwischen
Wissenschaft und Wirtschaft zunehmend positiv. Als maßgeblich dafür nennt der Bericht die erfolgreichen
Einrichtungen und Programme zur Förderung wissenschaftlich- wirtschaftlicher Kooperation.
Die EU-weite Politik der "Smart Specialisation" ist der zentrale Ansatz für eine neue, wissens-
und innovationsgeleitete Regionalpolitik. Die Europäische Kommission hat 2012 die Zuerkennung von Ko-Finanzierungsmitteln
aus dem Europäischen Fonds für Regionalentwicklung (EFRE) 2014–2020 für Forschung und Innovation
mit diesem Konzept verknüpft. Österreich setzt hier Prioritäten mit der Strategie des Bundes für
Forschung, Technologie und Innovation (FTI-Strategie) und den Forschungs- und Wirtschaftsstrategien der Länder
und will künftig verstärkt das Konzept der Smart Specialisation umsetzen. Ein Expertenbericht der Europäischen
Kommission (2014) hebt Österreichs "Leitinstitutionen-Initiative" als europäisches "Smart
Policy Scheme" hervor, wird im Universitätsbericht betont.
Finanzierung der österreichischen Hochschulen
Seit Dezember 2011 besteht als Planungsinstrument zur Realisierung eines hochschulpolitischen Gesamtkonzepts
der Hochschulplan. Er soll den nachhaltigen Umgang mit Ressourcen unter Berücksichtigung der Internationalisierung
der Hochschulen sichern.
2013 beliefen sich die jährlichen, dem Universitätsbereich zuordenbaren Bundesausgaben auf 3,8 Mrd. €.
In der im Berichtszeitraum zu Ende gegangenen Leistungsvereinbarungsperiode 2010-2012 stellte der Bund insgesamt
7,7 Mrd. € zur Finanzierung der Universitäten bereit. Für die Periode 2013–2015 steht den Universitäten
ein Gesamtbetrag von rund 9 Mrd. € zur Verfügung. Ein Teil der zusätzlichen Mittel (450 Mio. €) wurde
als "Hochschulraum-Strukturmittel" gestaltet, welche das bisherige Formelbudget ersetzen und indikatoren-
und projektbezogen vergeben werden.
Mit den Leistungsvereinbarungen 2013–2015 wurden erste Schritte zur Implementierung eines neuen Modells der Hochschulfinanzierung
gesetzt. Es basiert auf einer kapazitätsorientierten, studierendenbezogenen Finanzierung der Universitäten.
Die Trennung der Finanzierung von Lehre und Forschung, im Sinne getrennter Kalkulationen und Budgetdarstellungen
soll eine größere Transparenz und Nachvollziehbarkeit sicherstellen. Den internationalen Entwicklungen
folgend, soll künftig eine eigene Kosten- und Leistungsrechnungsverordnung (KLR-VO) für die Universitäten
ermöglichen, die Leistungen der unterschiedlichen Universitäten vergleichbar darzustellen.
Weiterentwicklung der Leistungsvereinbarungen mit den Universitäten
Die vereinbarten Vorhaben und Ziele der Leistungsvereinbarungen 2010–2012 seien von den Universitäten
erfolgreich umgesetzt worden, stellt der Universitätsbericht fest. Im Fokus standen neben der Weiterentwicklung
einer effektiven Gesamtsteuerung unter anderem die Etablierung eines integrierten Qualitätsmanagementsystems,
die Umsetzung des Kollektivvertrags, eine weiterführende Schwerpunktsetzung in der Forschung, die Weiterentwicklung
der Curricula hinsichtlich ihrer beruflichen Relevanz, die Schaffung berufsbegleitender Studienangebote und die
Umsetzung einer qualitätsvollen Doktoratsausbildung.
Die weiterentwickelten Leistungsvereinbarungen sollen neben den Kernbereichen Forschung und Lehre künftig
die Leistungen der Universitäten im Bereich der gesellschaftlichen Aktivitäten ("Dritte Mission")
besser sichtbar machen. Die Anwendung von Kennzahlen für Accountability und Transparenz gewinnt für die
Gestaltung der Zusammenarbeit zwischen Universitäten und Bund zunehmend an Bedeutung. Finanzierung und Steuerung
orientieren sich verstärkt an evidenzbasierten Daten, die die Leistungen der Universitäten abbilden sollen.
Die steigende Anzahl von Rankings hat auch in Österreich zu einer Diskussion über Ziele und Methodik,
Aussagekraft und Auswirkungen von Rankings geführt. In diesem Zusammenhang wurde von BMWFW und Universitäten
das Projekt "Österreichische Universitäten und Universitätsrankings" initiiert. Um methodische
Schwächen bestehender Rankings zu überwinden, wurde im Rahmen einer europäischen Initiative U-Multirank
("European Multidimensional Global University Ranking") entwickelt, das alle Leistungsbereiche einer
Universität (Lehre und Studium, Forschung etc.) zu erfassen versucht.
Rückgang des Anteils der BeamtInnen am Universitätspersonal
An den Universitäten waren im Wintersemester 2013 rund 54.000 Personen beschäftigt, eine Steigerung um
rund 2.800 Personen (5,5 %) im Berichtszeitraum. 46 % der Beschäftigten sind Frauen. Beim wissenschaftlich-künstlerischen
Personal hat sich der Frauenanteil von 38 % (2010) auf rund 40 % erhöht. Das wissenschaftlich-künstlerische
Personal hatte mit 6 % auch einen stärkeren Zuwachs zu verzeichnen als das allgemeine Personal (5 %). Die
Zahl der BeamtInnen an Universitäten ist im Berichtszeitraum um 18 % zurückgegangen. Ende 2013 waren
73 % des Personals auf Basis des Kollektivvertrags beschäftigt.
Aufgrund des erheblichen Anteils an Teilzeitbeschäftigten wie LektorInnen und studentischen MitarbeiterInnen
entspricht die Personalkapazität rund 34.600 Vollzeitäquivalenten (VZÄ). Sie ist im Berichtszeitraum
mit 651 VZÄ bzw. 1,9 % nur geringfügig gewachsen. Der Zuwachs entfällt zu etwas über der Hälfte
auf das allgemeine Personal. Für das wissenschaftlich-künstlerische Personal ergibt sich seit 2010 ein
Zuwachs um 1,5 % bzw. 305 VZÄ.
Im Bereich ProfessorInnen ist die Personalkapazität im Berichtszeitraum um 5 % (106 VZÄ) gestiegen, die
Zahl der Personen um 6 % auf 2.356. Die Altersstruktur hat sich mit den zahlreichen Neuberufungen im Berichtszeitraum
zugunsten jüngerer Jahrgänge verschoben. Nahezu ein Drittel (31 %) der Ende 2013 tätigen Professorinnen
und Professoren wurde seit 2011 berufen. 52 % der insgesamt 727 Neuberufenen kamen aus dem Ausland, überwiegend
aus einem EU-Land. Unter den Neuberufenen aus EU-Ländern kommen mehr als 65 % aus Deutschland.
Von besonderer Relevanz für die Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses an den Universitäten ist
das Förderprogramm für Doktoratskollegs. Eine im Oktober 2014 abgeschlossene Evaluierung des Förderprogramms
unterstreicht laut Universitätsbericht seine Rolle als Exzellenzprogramm und ihren Beitrag zur Qualitätsverbesserung
der Doktoratsausbildung.
Mehr Studierende an den Universitäten
An den Universitäten sind im Wintersemester 2014 insgesamt 1.079 Studien eingerichtet. Bachelor- und Masterstudien
machen 85 % des ordentlichen Studienangebots aus, 10 % sind Doktoratsstudien, nur mehr 5 % sind Diplomstudien.
Der jährliche Neuzugang an die Universitäten ist im Berichtszeitraum weiter gestiegen (ein Plus von 2,3
% gegenüber 2010/11). Eingeschränkt auf die ordentlichen Erstzugelassenen zeigt sich im Studienjahr 2013/14
allerdings ein Rückgang um 2,4 %.
Im Studienjahr 2013/14 wurden 52.581 in- und ausländische Studierende erstmals an einer österreichischen
Universität zu einem ordentlichen oder außerordentlichen Studium zugelassen (darunter 42.151 ordentliche
Erstzugelassene). Der Anteil Erstzugelassener aus dem Ausland ist seit dem Studienjahr 2010/11 von 40 % auf 44
% gestiegen. 63 % der ausländischen StudienanfängerInnen kommen aus EU-Staaten (davon rund 43 % bzw.
6.191 Personen aus Deutschland).
Die Gesamtstudierendenzahlen haben sich im Berichtszeitraum um 5 % auf fast 300.000 Studierende erhöht (im
Wintersemester 2013 wurden 298.527 in- und ausländische ordentliche und außerordentliche Studierende
gezählt), der Zuwachs ging fast ausschließlich auf ausländische Studierende zurück. Im Rahmen
eines ordentlichen Studiums studierten 273.280 Personen, davon 204.539 Österreicherinnen und Österreicher.
Der Ausländeranteil liegt bei 25 %, wobei 69 % der ausländischen Studierenden aus EU-Staaten stammen.
... und steigende Zahl von AbsolventInnen
Die Zahlen der Absolventinnen und Absolventen sind im Berichtszeitraum durchgehend gestiegen. Mit 37.312 Studienabschlüssen
wurde im Studienjahr 2012/13 ein neues Maximum erreicht (ein Zuwachs von 34 % gegenüber 2009/10). Die steigenden
Abschlusszahlen stehen in Zusammenhang mit der fortschreitenden Umsetzung der Bologna-Studienstruktur mit Bachelor-
und Masterabschlüssen, aber ebenso mit der gestiegenen Erfolgsquote. Der Anteil der Studienabschlüsse
von Frauen ist gestiegen und lag bei 59 %. Auf AusländerInnen entfallen 22 % der Abschlüsse.
Im Studienjahr 2012/13 gab es 16.156 Abschlüsse von Bachelorstudien, ihre Zahl hat sich im Berichtszeitraum
nahezu verdoppelt. Bereits 43 % aller Abschlüsse sind Bachelorabschlüsse. Auch die Masterabschlüsse
weisen ein anhaltendes Wachstum auf (ein Plus von 80 % im Berichtszeitraum), während Diplomabschlüsse
um 6 % und Doktoratsabschlüsse um 10 % rückläufig waren. Im Studienjahr 2012/13 wurden 2.174 Doktoratsabschlüsse
gezählt, davon 44 % von Frauen. Der Ausländeranteil liegt hier bei 30 % und verweist auf die Attraktivität
einer Doktoratsausbildung an einer österreichischen Universität.
Hochschulprognose 2014 über die künftige Entwicklung der Studierendenzahlen
2014 wurde im Auftrag des BMWFW von Statistik Austria wiederum eine Hochschulprognose (Hochschulprognose 2014)
durchgeführt, die wesentliche quantitative Entwicklungen im österreichischen Hochschulbereich bis 2032/33
prognostiziert. Zwar werde die Zahl der Personen im typischen Maturaalter im Prognosezeitraum tendenziell abnehmen.
Das werde aber dadurch kompensiert, dass sich von Jahr zu Jahr mehr Personen für maturaführende Schulen
entscheiden, ist dem Universitätsbericht zu entnehmen.
Bei der Zahl der Personen, die erstmals an einer österreichischen Hochschule ein Studium beginnen (rund 66.000
im Studienjahr 2012/13), ist kurzzeitig mit einer Stabilisierung der Zahl der erstzugelassenen Personen zu rechnen.
Bis 2020/21 kommt es zu leichten Rückgängen auf rund 65.500 Personen. Erst längerfristig ist wieder
ein Anstieg zu erwarten. Bei den StudienanfängerInnen aus Deutschland wird bis 2023/24 ein Rückgang auf
rund 7.000 Personen jährlich erwartet, mit anschließendem Verbleib auf diesem Niveau.
Akademisierungsquote: Österreich im europäischen Mittelfeld
Die im internationalen Vergleich übliche "erweiterte Akademikerquote", der Anteil der Personen mit
tertiären Abschlüssen in der 25- bis 64-jährigen Bevölkerung, lag in Österreich bei 20,7
%. Dies liegt deutlich unter dem EU-Durchschnitt (28,2 % bzw. Rang 21 unter den 28 EU-Staaten). Für das EU-2020-Kernziel
zum "Anteil der 30- bis 34-Jährigen, die ein Hochschulstudium abgeschlossen haben oder über einen
gleichwertigen Abschluss verfügen" hat Österreich das nationale Ziel, diesen Anteil bis 2020 auf
38 % zu erhöhen, bereits 2012 (38,3 %) erreicht. 2013 lag der entsprechende Anteil bei nunmehr 39,6%. Damit
liegt Österreich im europäischen Mittelfeld (an 18. Stelle der EU-28) und über dem EU-Durchschnitt
von 36,9 %.
|