Mittelständische Unternehmen diskutierten am Donnerstag auf Einladung von Leitbetriebe
Austria über Exportstrategien und Integration am Wirtschaftsstandort
Wien (lcg) – „Leitbetriebe sind wachstumsorientierte Unternehmen, die auf die Internationalisierung angewiesen
sind und sich im internationalen Wettbewerb behaupten müssen“, erklärte Monica Rintersbacher, Geschäftsführerin
der Leitbetriebe Austria, am 26.03. im Außenministerium. Gemeinsam mit dem Ministerium möchte das Netzwerk
des österreichischen Mittelstands in den nächsten Monaten einen Meilenstein setzen, um Wachstum der heimischen
Wirtschaft zu fördern und den Wirtschaftsstandort zu stärken.
„Erfolgreiche Integration wird zu einem bestimmenden Faktor für die Standortattraktivität“, so Rintersbacher.
Mitarbeiter mit Migrationshintergrund sind ein Türöffner und wertvolles Kapital bei Expansion in neue
Märkte, sind sich die Unternehmer einig. Viele Mittelständler bevorzugen bei den Auslandsaktivitäten
qualifizierte Mitarbeiter mit guten Marktkenntnissen gegenüber Merger-and-Acquisition-Strategien.
Qualifizierte Zuwanderung erhöht die Wettbewerbsfähigkeit
Susanne Knasmüller, Abteilungsleiterin für Integrationskoordination, unterstrich: „Diversity ist
eine Bereicherung für Unternehmen. Qualifizierte Zuwanderung erhöht die Wettbewerbsfähigkeit und
wirkt dem Fachkräftemangel entgegen. Ganz Europa wird bis 2030 rund 45 Millionen zusätzliche Arbeitskräfte
benötigen.“
Michael Girardi, Abteilungsleiter für Grundsatzangelegenheiten Integration, ergänzte: „Die österreichische
Politik hat erst sehr spät begonnen, einen nationalen Aktionsplan zu entwickeln. Wir setzen auf faktenorientiertes
Handeln und eine Willkommenskultur zusammen mit dem Österreichischen Integrationsfonds. Integration durch
Leistung beruht auf einem wechselseitigen Prozess und ist eine Querschnittsmaterie. Deutschkenntnisse, Bildung
und Arbeit sind die Grundvoraussetzungen für eine gelungene Integration.“
Rot-Weiß-Rot-Karte wird ausgebaut und angepasst
1,5 Millionen Menschen ausländischer Herkunft, von denen rund eine Million die österreichische Staatsbürgerschaft
besitzen, leben derzeit in Österreich. Zwei Drittel der heutigen Zuwanderer kommen aus dem EU-Raum, wobei
Deutschland den größten Anteil ausmacht. Während 150.000 Menschen pro Jahr zuwandern, wandern parallel
auch 100.000 Menschen jährlich aus Österreich ab.
Der qualifizierte Zuzug im Rahmen der Rot-Weiß-Rot-Karte ist jedoch noch zu gering: 2013 wurden nur 1.177
Karten vergeben. Die Rot-Weiß-Rot-Karte wird laut Knasmüller daher laufend weiterentwickelt und angepasst.
Aktuell stehen Studienabsolventen im Fokus, die schon einen großen Teil ihrer Integrationsleistung während
des Studiums erbracht haben.
Studie: Geringe Wahrnehmung institutioneller Angebote und hohes Vertrauen auf persönliche Kontakte
Peter Haric, Institutsleiter der Leitbetriebe Austria, präsentierte eine aktuelle unter mittelständischen
Unternehmen durchgeführte Studie mit einem Sample von 203, die Erfolgsfaktoren für die Internationalisierung
hinterfragte. 54 Prozent der mittelständischen Unternehmen erwirtschaften über 50 Prozent ihres Umsatzes
im Ausland. In der Studie geben die befragten Unternehmen an, die Expansion in neue Märkte vor allem durch
persönliche Kontakte und Beziehungen und nicht über institutionelle Einrichtungen voranzutreiben. Größtes
Problem für die Unternehmen ist das Informationsdefizit über rechtliche Rahmenbedingungen bei der Expansionsvorbereitung
und die Vermittlung qualifizierter Kontakte. Institutionelle Angebote haben für 57 Prozent der befragten Unternehmen
keine oder nur geringe Bedeutung. Ebenso schätzen nur elf Prozent der Unternehmen Förderungen als wesentlichen
Erfolgsfaktor für den Export ein.! Als wichtigste Märkte bezeichnet der heimische Mittelstand in Zukunft
Westeuropa, Südostasien, China und Südosteuropa mit der Türkei. Der nordamerikanische Markt wird
trotz des in Verhandlung befindlichen transatlantischen Handelsabkommens TTIP von nur fünf Prozent als relevanter
Wachstumsmarkt eingestuft.
Botschaften öffnen sich und sind aktiv
Manfred Brandner, Geschäftsführer der internationalen aktiven bit group, lobte das Angebot der Botschaften:
„Die Botschaften öffnen sich. Es liegt an den Unternehmen selbst, die Chancen zu nützen, die sich durch
die Kontakte bieten.“ Das mangelnde Engagement der Institutionen konnte Brandner ebenfalls nicht bestätigen
und meinte, dass man sich holen müsse, was geboten werde. „Die Botschaften und Außenhandelsstellen sind
interessiert, zu helfen. Der Kontakt mit den Botschaften ist eine Pflicht, um erfolgreich neue Märkte zu erschließen.“
„Die Botschaften nehmen mit Freude ihre Aufgaben als Enabler und Vernetzer wahr und unterstützen die österreichischen
Unternehmen im Ausland. Unsere Botschaften sind offen für Menschen und Unternehmen mit Ideen! Die Botschafterkonferenz
im Herbst ist eine Einladung an die Unternehmen, die Botschafter kennen zu lernen“, betonte Gesandter Michael Postl
vom BEMEIA.
Einigkeit herrschte unter den Unternehmern auch darüber, dass die institutionellen Angebote ihre Leistungen
besser kommunizieren müssen, da man mit den Leistungen grundsätzlich zufrieden sei. Im Ministerium wird
dazu der Gedanke einer eigenen Servicesektion angedacht, um sich stärker als Dienstleister zu positionieren.
Hochkarätiges Podium diskutiert über Exportchancen
Auf Einladung des Außenministeriums und der Leitbetriebe Austria tauschten sich über ihre Exporterfahrungen
unter anderem Valentin Bicu (Company Solutions), Manfred Brandner (bit group), Stefan Chalupnik (Coreth Kunstverarbeitung),
Helmut Christian Dettenweitz (Heldeco), Hannes Feuerhuber (Weba Werkzeugbau), Silvia Kelemen (Lyoness), Wilfried
Mayer (Trailfracht), Michaela Rammel (Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien), Stefanie Schwarzecker (Austrian Development
Agency), Davor Sertic (UnitCargo) sowie Josef Vuzem (Repcon) aus.
Über Leitbetriebe Austria
Unter der Marke Leitbetriebe Austria organisieren sich leistungsfähige, vorbildhafte und nachhaltig agierende
Unternehmen, die einen relevanten Beitrag für den Wirtschaftsstandort Österreich leisten. Das unabhängige,
branchenübergreifende Exzellenz-Netzwerk fördert Kooperationen, Interaktion und Wissensaustausch zur
Steigerung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit.
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