Grazer Know-how für Nigeria

 

erstellt am
26. 03. 15
11.00 MEZ

Endoskopie: Studierende und Lehrende der Med Uni Graz sichern Grundversorgung
Graz (meduni) - "Global Health and Development" - hinter diesem Namen verbirgt sich eine großartige Initiative zur Entwicklungszusammenarbeit an der Medizinischen Universität Graz. Das engagierte ehrenamtliche Team aus Studierenden, Pflegepersonen und WissenschafterInnen besuchte kürzlich das Sacred Heart Hospital in Abeokuta, Nigeria, um einerseits einen Endoskopieturm zu überbringen und gleichzeitig den Aufbau eines Kompetenzzentrums für Endoskopien des Magen-Darm-Traktes maßgeblich zu unterstützen.

Engagement hilft: Global Health and Development
Die Vereinigung "Global Health and Development GHD" ist ein Zusammenschluss von Studierenden, Pflegepersonen und WissenschafterInnen der Medizinischen Universität Graz mit dem Ziel, Entwicklungshilfe im Bereich der Medizin zu leisten. Auch Personen abseits der Med Uni Graz tragen durch ihr Fachwissen in der Medizin sowie materielle Hilfeleistungen zum Gelingen der Projekte bei. Diese haben das Ziel des Wissenstransfers, der Ausbildung, aber auch der Forschung und Kooperation mit dem Hintergrund der Entwicklungszusammenarbeit. Das engagierte Team ist kürzlich von einem knapp dreiwöchigen Aufenthalt in Abeokuta, Nigeria heimgekehrt, wo ein von der Firma Olympus gesponserter Videoendoskopieturm an das Sacred Heart Hospital übergeben wurde. Damit wurde mit Hilfe der Med Uni Graz der Grundstein für ein neues Kompetenzzentrum in der Endoskopie des Magen-Darm-Traktes gelegt, um der aktuellen Unterversorgung der Bevölkerung in diesem Bereich aktiv zu begegnen.

Aktiver Austausch: Zusammenarbeit aus Tradition
Bereits seit mehr als 40 Jahren herrscht zwischen Grazer MedizinerInnen und dem 1895 gegründeten Sacred Heart Hospital SHH ein guter Kontakt und reger Austausch. "Mehrere Grazer ÄrztInnen und Studierende der Medizin haben bereits im SHH hospitiert, um ihre Kenntnisse in der Medizin in Schwellen- bzw. Entwicklungsländern zu vertiefen", berichtet Univ.-Prof. Dr. Johann Pfeifer, Projektleiter von Global Health & Development sowie Chirurg an der Med Uni Graz. Die nigerianischen Kollegen besuchen zusätzlich regelmäßig die Med Uni Graz, um sich mit den ExpertInnen vor Ort austauschen zu können.
Das SHH im Südwesten von Nigeria wird von der katholischen Kirche geführt und verfügt insgesamt über 300 Betten in den Abteilungen: Chirurgie, Innere Medizin, Kinderheilkunde sowie Gynäkologie und Geburtshilfe. Außerdem gibt es eine eigene Tuberkulose- und HIV Station. Insgesamt arbeiten 15 (!) ÄrztInnen ganztags, Konsiliarärzte kommen aus dem Bereich der Augenheilkunde, der HNO, der Zahnmedizin und Orthopädie. Vor Ort werden außerdem junge ÄrztInnen zu AllgemeinmedizinerInnen ausgebildet und es gibt eine Schule für Krankenpflege.

Neues Kompetenzzentrum: Grazer Know-how sichert GesundheitsversorgungDie Endoskopie stellt eine zuverlässige und weitverbreitete Methode dar, um schnell und sicher Diagnosen stellen zu können. "Bei endoskopischen Untersuchungen treten kaum Komplikationen auf und es ist in der Regel nur ein kurzer Krankenhausaufenthalt notwendig", so Johann Pfeifer. In Nigeria gibt es aktuell nur wenige Zentren, welche diese Untersuchungen anbieten können und oftmals bleibt der ländlichen Bevölkerung durch zu lange Anreisewege der Zugang verwehrt. Daher soll das SHH in Zusammenarbeit mit der Med Uni Graz zu einem lokalen Kompetenzzentrum für die Endoskopie des Magen-Darm-Traktes ausgebaut werden.

Zu diesem Zweck spendete das Unternehmen OLYMPUS eine neuwertige Endoskopieausrüstung - ein weiteres Endoskop stellte das LKH Hörgas-Enzenbach aus dem Bestand zur Verfügung. So konnte nun erstmals überhaupt ein Gerät für Videoendoskopie in Westnigeria installiert werden. Durch eine Förderung des Landes Steiermark von EUR 13.500,00 konnten bereits im Vorfeld wichtige bauliche Maßnahmen vor Ort getroffen werden. Das achtköpfige Team der Med Uni Graz reiste kürzlich für drei Wochen nach Nigeria, um die medizinischen Geräte einzurichten und in Betrieb zu nehmen. "Neben ÄrztInnen und Pflegekräften komplettierten Studierende der Humanmedizin unser Projektteam", berichtet Johann Pfeifer. Vor Ort erfolgten die Inbetriebnahme der Ausrüstung sowie die Einschulung des nigerianischen Krankenhauspersonals durch die Grazer ExpertInnen, so dass zukünftig selbstständig Endoskopien durchgeführt werden können und das erworbene Wissen auch an andere KollegInnen weitergegeben werden kann. "Auch in den kommenden Jahren soll regelmäßiger Austausch eine Unterstützung bieten und die optimale Versorgung der Bevölkerung in der Umgebung von Abeokuta gewährleisten", sagt Johann Pfeifer.

Weltoffene Studierende: Globaler Blick auf den Arztberuf
"Studierende der Med Uni Graz sind ein wichtiger Träger der Initiative GHD", betont Johann Pfeifer. Durch ein Benefizkonzert zusammen mit dem Gospelchor der Pfarre St. Leonhard sowie durch zahlreiche kleinere Aktionen sammelten die Studierenden im Vorfeld finanzielle Mittel, um das Projekt auch tatsächlich realisieren zu können. "Dass Studierende auch aktiv am Einsatz in Nigeria teilnahmen, stellt eine Besonderheit in der Lehre und Ausbildung von MedizinerInnen dar", so Johann Pfeifer weiter. Die GHD möchte neben der theoretischen Ausbildung vor allem praktisch Aus- und Weiterbilden. "Junge Menschen sollen den so wichtigen globaleren Blick auf die Welt der Medizin bekommen und dabei nicht nur andere Krankheitsbilder kennenlernen, sondern vor allem auch lernen, wie Medizin in unterentwickelten Ländern funktioniert", beschreibt Johann Pfeifer die Intentionen. Die angehenden MedizinerInnen erhalten so nicht nur die Möglichkeit verschiedene Medizinsysteme kritisch miteinander vergleichen und bewerten zu können, weltoffene MedizinerInnen erhalten durch die Projekte der GHD auch die für den Arztberuf so wichtige Herzensbildung.

 

 

 

Allgemeine Informationen:
http://www.medunigraz.at

 

 

 

 

 

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