Endoskopie: Studierende und Lehrende der Med Uni Graz sichern Grundversorgung
Graz (meduni) - "Global Health and Development" - hinter diesem Namen verbirgt sich eine großartige
Initiative zur Entwicklungszusammenarbeit an der Medizinischen Universität Graz. Das engagierte ehrenamtliche
Team aus Studierenden, Pflegepersonen und WissenschafterInnen besuchte kürzlich das Sacred Heart Hospital
in Abeokuta, Nigeria, um einerseits einen Endoskopieturm zu überbringen und gleichzeitig den Aufbau eines
Kompetenzzentrums für Endoskopien des Magen-Darm-Traktes maßgeblich zu unterstützen.
Engagement hilft: Global Health and Development
Die Vereinigung "Global Health and Development GHD" ist ein Zusammenschluss von Studierenden, Pflegepersonen
und WissenschafterInnen der Medizinischen Universität Graz mit dem Ziel, Entwicklungshilfe im Bereich der
Medizin zu leisten. Auch Personen abseits der Med Uni Graz tragen durch ihr Fachwissen in der Medizin sowie materielle
Hilfeleistungen zum Gelingen der Projekte bei. Diese haben das Ziel des Wissenstransfers, der Ausbildung, aber
auch der Forschung und Kooperation mit dem Hintergrund der Entwicklungszusammenarbeit. Das engagierte Team ist
kürzlich von einem knapp dreiwöchigen Aufenthalt in Abeokuta, Nigeria heimgekehrt, wo ein von der Firma
Olympus gesponserter Videoendoskopieturm an das Sacred Heart Hospital übergeben wurde. Damit wurde mit Hilfe
der Med Uni Graz der Grundstein für ein neues Kompetenzzentrum in der Endoskopie des Magen-Darm-Traktes gelegt,
um der aktuellen Unterversorgung der Bevölkerung in diesem Bereich aktiv zu begegnen.
Aktiver Austausch: Zusammenarbeit aus Tradition
Bereits seit mehr als 40 Jahren herrscht zwischen Grazer MedizinerInnen und dem 1895 gegründeten Sacred
Heart Hospital SHH ein guter Kontakt und reger Austausch. "Mehrere Grazer ÄrztInnen und Studierende der
Medizin haben bereits im SHH hospitiert, um ihre Kenntnisse in der Medizin in Schwellen- bzw. Entwicklungsländern
zu vertiefen", berichtet Univ.-Prof. Dr. Johann Pfeifer, Projektleiter von Global Health & Development
sowie Chirurg an der Med Uni Graz. Die nigerianischen Kollegen besuchen zusätzlich regelmäßig die
Med Uni Graz, um sich mit den ExpertInnen vor Ort austauschen zu können.
Das SHH im Südwesten von Nigeria wird von der katholischen Kirche geführt und verfügt insgesamt
über 300 Betten in den Abteilungen: Chirurgie, Innere Medizin, Kinderheilkunde sowie Gynäkologie und
Geburtshilfe. Außerdem gibt es eine eigene Tuberkulose- und HIV Station. Insgesamt arbeiten 15 (!) ÄrztInnen
ganztags, Konsiliarärzte kommen aus dem Bereich der Augenheilkunde, der HNO, der Zahnmedizin und Orthopädie.
Vor Ort werden außerdem junge ÄrztInnen zu AllgemeinmedizinerInnen ausgebildet und es gibt eine Schule
für Krankenpflege.
Neues Kompetenzzentrum: Grazer Know-how sichert GesundheitsversorgungDie Endoskopie stellt eine zuverlässige
und weitverbreitete Methode dar, um schnell und sicher Diagnosen stellen zu können. "Bei endoskopischen
Untersuchungen treten kaum Komplikationen auf und es ist in der Regel nur ein kurzer Krankenhausaufenthalt notwendig",
so Johann Pfeifer. In Nigeria gibt es aktuell nur wenige Zentren, welche diese Untersuchungen anbieten können
und oftmals bleibt der ländlichen Bevölkerung durch zu lange Anreisewege der Zugang verwehrt. Daher soll
das SHH in Zusammenarbeit mit der Med Uni Graz zu einem lokalen Kompetenzzentrum für die Endoskopie des Magen-Darm-Traktes
ausgebaut werden.
Zu diesem Zweck spendete das Unternehmen OLYMPUS eine neuwertige Endoskopieausrüstung - ein weiteres Endoskop
stellte das LKH Hörgas-Enzenbach aus dem Bestand zur Verfügung. So konnte nun erstmals überhaupt
ein Gerät für Videoendoskopie in Westnigeria installiert werden. Durch eine Förderung des Landes
Steiermark von EUR 13.500,00 konnten bereits im Vorfeld wichtige bauliche Maßnahmen vor Ort getroffen werden.
Das achtköpfige Team der Med Uni Graz reiste kürzlich für drei Wochen nach Nigeria, um die medizinischen
Geräte einzurichten und in Betrieb zu nehmen. "Neben ÄrztInnen und Pflegekräften komplettierten
Studierende der Humanmedizin unser Projektteam", berichtet Johann Pfeifer. Vor Ort erfolgten die Inbetriebnahme
der Ausrüstung sowie die Einschulung des nigerianischen Krankenhauspersonals durch die Grazer ExpertInnen,
so dass zukünftig selbstständig Endoskopien durchgeführt werden können und das erworbene Wissen
auch an andere KollegInnen weitergegeben werden kann. "Auch in den kommenden Jahren soll regelmäßiger
Austausch eine Unterstützung bieten und die optimale Versorgung der Bevölkerung in der Umgebung von Abeokuta
gewährleisten", sagt Johann Pfeifer.
Weltoffene Studierende: Globaler Blick auf den Arztberuf
"Studierende der Med Uni Graz sind ein wichtiger Träger der Initiative GHD", betont Johann Pfeifer.
Durch ein Benefizkonzert zusammen mit dem Gospelchor der Pfarre St. Leonhard sowie durch zahlreiche kleinere Aktionen
sammelten die Studierenden im Vorfeld finanzielle Mittel, um das Projekt auch tatsächlich realisieren zu können.
"Dass Studierende auch aktiv am Einsatz in Nigeria teilnahmen, stellt eine Besonderheit in der Lehre und Ausbildung
von MedizinerInnen dar", so Johann Pfeifer weiter. Die GHD möchte neben der theoretischen Ausbildung
vor allem praktisch Aus- und Weiterbilden. "Junge Menschen sollen den so wichtigen globaleren Blick auf die
Welt der Medizin bekommen und dabei nicht nur andere Krankheitsbilder kennenlernen, sondern vor allem auch lernen,
wie Medizin in unterentwickelten Ländern funktioniert", beschreibt Johann Pfeifer die Intentionen. Die
angehenden MedizinerInnen erhalten so nicht nur die Möglichkeit verschiedene Medizinsysteme kritisch miteinander
vergleichen und bewerten zu können, weltoffene MedizinerInnen erhalten durch die Projekte der GHD auch die
für den Arztberuf so wichtige Herzensbildung.
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