Tierversorgung in Wien auf völlig neue Beine gestellt
Wien (rk) - Eine erste positive Bilanz zum TierQuarTier Wien zog Tierschutzstadträtin Ulli Sima am
25.03. im Wiener Gemeinderat: "Ich bin stolz drauf, dass wir mit dem TierQuarTier die Tierversorgung auf völlig
neue Beine gestellt haben. Wir versorgen alle entlaufenen und herrenlose Hunde, Katzen und Kleintiere und vermitteln
sie rasch wieder an TierliebhaberInnen", so Sima. Das TierQuarTier in der Donaustadt soll ein Ort der Begegnung
von Mensch und Tier in der Millionenstadt sein. Von der Stadt Wien werden jährlich rund 3500 heimatlose Tiere
versorgt. Konzipiert ist das Haus in der Donaustadt auf einer Fläche von 9700 m2 für bis zu 300 Katzen,
150 Hunde und hunderte Kleintiere. Derzeit sind rund 68 Katzen, 53 Hunde und 55 Kleintiere im TierQuarTier untergebracht.
Auf www.tierquartier.at gibt es alle Infos zu den die aktuellen Vergabe-Tieren. Im Gegensatz zum Wiener Tierschutzverein
in Vösendorf übernimmt das TierQuarTier keine Privatabgaben, sondern betreut jene Tiere, für die
die Stadt Wien gesetzlich verpflichtet ist, also herrenlose, entlaufene und beschlagnahmte Tiere.
Moderne Vergabesysteme im neuen TierQuarTier
Um Tiere nicht zu stressen, wurde für das neue Haus ein spezielles Vergabesystem entwickelt. Die BesucherInnen
können nicht in den Hundebereich, sondern werden die Tiere in "Wohnzimmer-Atmosphäre" in eigenen
Räumen kennenlernen. Weiters können Besucher nur ausgewählte Katzenkäfige besichtigen. Für
die Kleintiere gibt es auch einen Besucherraum, wo sich Mensch und Tier entspannt kennenlernen können. Vor
einer Vergabe erfolgt eine ausführliche Beratung durch TierpflegerInnen. Aufgebaut wird ab Mai auch ein Voluntär-System,
bei dem sich TierliebhaberInnen um Tiere kümmern können, die zu Hause kein eigenes Tier halten können.
Dazu bedarf es einer Ausbildung im Vorfeld.
Robuste Materialien für ein Haus der Zukunft
"Ziel war es, ein modernes, tierschutzgerechtes Haus zu errichten, das auch in 30 Jahren noch in Top-Zustand
ist", so Sima. Verwendet wurden daher kratzfeste, unverwüstliche Materialien. Für die Böden
wird "Feinsteinzeug" eingesetzt, das keine Flüssigkeiten durchlässt und auch das Fugenmaterial
ist resistent gegen Nässe und Urin. Die Käfige werden mit Edelstahlgittern versehen, die nicht rosten.
Wien orientiert sich bei der Bauweise an best-practice-Beispielen vor allem aus England.
Moderne Architektur für Mogli, Bello & co
Es gibt tiergerechte gestaltete Zwinger, Außenbereiche und Käfige, in denen sich die Tiere wohl
fühlen, modernste Quarantänestationen, durchdachte Lüftungs- und Heizungssysteme mit hohem Komfort.
Die Luft wird über Aggregate am Dach gefiltert, somit gibt es keine Geruchsbelästigungen. Jeder einzelne
Käfig, sowohl bei den Hunden, als auch bei den Katzen, wird mit Frischluft versorgt bzw. die verbrauchte Luft
abgesaugt. So ergibt sich eine 10fache Luftwechselrate, das heißt, pro Stunde wird die Raumluft 10 mal gewechselt.
Durch viel Glas und Lichtkuppeln kommt möglichst viel Tageslicht in das Innere der Gebäudeteile. Jeder
Hundekäfig hat auch einen Außenkäfig, der zur Hälfte mit Holzdach und zur Hälfte mit
durchsichtigen Stegplatten überdacht ist. Damit sind die Hunde wettergeschützt, können aber zwischen
Schatten und Sonne wählen.
TierQuarTier Wien - ein Öko-Vorzeigeprojekt
Im TierQuarTier wird moderner Tierschutz mit aktivem Umweltschutz verbunden. Eine Fotovoltaikanlage liefert
50 KW für die Haustechnik. Die Wärme bezieht man in Form von Abwärme bei der Verstromung des Deponiegases
der Nahen Deponie Rautenweg. Die Fußbodenheizung kann im Sommer auch als Kühlung genutzt werden, indem
17 C kaltes Grundwasser einleitet wird. Heute werden auf der Deponie Rautenweg nur noch Asche und Schlacke aus
den Müllverbrennungsanlagen der Stadt Wien gelagert. Früher wurden auch Biostoffe gelagert, aus denen
Gärgas entsteht. Und dieses Gas, konkret Methan, wird durch Gasbrunnen gewonnen, gesammelt und einer Verstromungsanlage
auf der Deponie zugeführt. Die Verstromung erzeugt technisch bedingt Wärme. Damit wird heißes Wasser
erzeugt, das mit einer Nahwärmeleitung ins TierQuarTier geliefert wird und dort für die Fußbodenheizung
genutzt wird.
Kooperation mit dem Wiener Tierschutzverein
Mit dem Wiener Tierschutzverein (WTV) gibt es eine sehr gute Kooperation im Sinne der Tiere. So hat die Stadt
Wien einen Leistungsvertrag abgeschlossen, der regelt, dass der WTV Vögel, Aquarienfische und Wildtiere im
Aufrag der Stadt betreut. Im Gegensatz zum TierQuarTier übernimmt der WTV auch Privatabgaben von Tieren.
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