Mit seiner schalenartigen Konstruktion „Papillon“ gewann Thomas Pachner den deutschen Leichtbaupreis.
Entwickelt hat er die Konstruktion mit Hilfe von cleveren Computerverfahren.
Wien (tu) - Einen Begegnungs-Pavillon hat Thomas Pachner geschaffen, der zum Hinsetzen und Ausruhen verleiten
soll, in dem man Plaudern und entspannen kann. Sein Stadtmöbelstück „Papillon“ überzeugt nicht nur
durch Ästhetik, sondern auch durch eine neuartige Leichtbaukonstruktion. Ausgeklügelte Computeralgorithmen
sorgen nicht nur für die nötige Stabilität, sie helfen auch bei der Detailplanung – bis hin zum
Berechnen der Werkzeugpfade für die Produktion der einzelnen Bauteile. Vom Verein zur Förderung des Leichtbaus
erhielt Thomas Pachner dafür nun den deutschen Leichtbaupreis.
Kreativ mit Bleistift, Papier und Computer
Es beginnt mit zwei geschwungenen Linien, die den Pavillon oben und unten begrenzen. Wie die Struktur dazwischen
aussieht, bestimmt der Architekt mit Hilfe von Computeralgorithmen. „Methoden der Mathematik und Informatik für
die architektonische Arbeit zu verwenden wird heute immer wichtiger“, sagt Thomas Pachner. „Man spricht von ‚computational
Design‘ oder ‚parametric Design‘.“ Die kreative Arbeit findet im Kopf des Planers statt, der Computer hilft dabei,
die Formen so anzupassen, dass sie bestimmten physikalischen Anforderungen gehorchen und möglichst einfach
zu produzieren sind.
Die Leichtbaukonstruktion besteht aus gebogenen Holzplatten, die durch wellenartig gebogene Stäbe aus glasfaserverstärktem
Kunststoff verbunden werden. Am Computer lassen sich die auftretenden Kräfte und die nötigen Krümmungsradien
berechnen, daraus ergibt sich dann die genaue Form der einzelnen Platten sowie die nötige Dicke.
Von der Grundidee bis zur Fräsmaschine
„Freiformen, die aus vielen unterschiedlichen Teilen bestehen, sind in der Praxis oft schwer herzustellen“, sagt
Thomas Pachner. Bei seinem Leichtbau-Projekt, das er im Rahmen seiner Diplomarbeit bei Prof. Georg Suter (Institut
für Architekturwissenschaften, TU Wien) entwickelt hat, beschränkte er sich daher nicht bloß auf
den Entwurfsprozess, sondern kümmerte sich auch um die Detailplanung.
Durch das Computermodell lässt sich sofort berechnen, an welchen Punkten die Platten und die Kunststoffstäbe
einander berühren werden. Die Verbindungsstellen können daher von Anfang an exakt vorgegeben werden und
das Objekt ist relativ einfach zusammenzubauen. „Auf Knopfdruck können wir die nötigen Dateien für
die Fräsmaschinen erzeugen, sodass jede einzelne Platte exakt richtig zugeschnitten wird. Man muss nur noch
die passenden Holzplatten in die Fräsmaschine einlegen“, erklärt Pachner.
Will man Größe oder Form des Objekts anpassen, dann muss man die Arbeit nicht von vorne beginnen. Es
genügt, einige Parameter anders zu setzen, der Computer berechnet die Platten neu und gibt die dazugehörigen
Werkzeugpfade aus.
Preisgekröntes Projekt wird in Oberösterreich gebaut
Jedes Jahr vergibt der Verein zur Förderung des Leichtbaus den deutschen Leichtbaupreis. Unter den drei diesmal
ausgewählten Siegern ist mit Thomas Pachner diesmal auch ein Architekt der TU Wien vertreten. Der preisgekrönte
Entwurf wird im Sommer auch tatsächlich realisiert: Der Pavillon wird im Innenhof des Schulzentrums Grieskirchen
als Begegnungs- und Kommunikationsbereich errichtet.
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