Förderung von Leitbetrieben setzt Impulse für ganze Region
St. Pölten (wknö) - Leitbetriebe sind die Lokomotiven eines Wirtschaftsraumes. Von ihrer Leistungskraft
profitieren zahlreiche Klein- und Mittelbetriebe, vom Zulieferer über den Entwicklungspartner bis hin zum
Bäcker vor der Türe. Aufgrund ihrer hochgradigen Vernetzung mit dem regionalen Produktions- und Dienstleistungsbereich
sind sie die Lebensadern der blau-gelben Wirtschaft und bilden das Fundament des wirtschaftlichen Erfolgs Niederösterreichs.
Eine zielgerichtetere Unterstützung und Servicierung der Leitbetriebe wirkt impulsgebend für die gesamte
Region. Das zeigt eine am 25.03. von Thomas Salzer, Obmann der Sparte Industrie der Wirtschaftskammer Niederösterreich
(WKNÖ), und dem Präsidenten der Industriellenvereinigung Niederösterreich (IV-NÖ) Johann Marihart
präsentierte Studie zum Thema „Zukunftsstrategien für Leitbetriebe in Niederösterreich“, die gemeinsam
mit der Pöchhacker Innovation Consulting Gmbh (P-IC) erstellt wurde.
Fünf Handlungsfelder – ein Ziel
„Die Dynamik des Standortwettbewerbs hat massiv zugenommen. Auch eine erfolgreiche Region wie Niederösterreich
muss sich stetig weiterentwickeln, um nicht von anderen überholt zu werden“, so Studienautor Johann Lefenda:
„Aus wirtschaftspolitischer Sicht sind die niederösterreichischen Leitbetriebe ein echter Schatz: Heterogen,
international, innovativ, beschäftigungsintensiv und eng mit dem Standort verbunden.“ Niederösterreich
tue viel, um den Leitbetrieben attraktive Rahmenbedingungen zu bieten. „Einzigartig in Österreich ist sicher
der Schulterschluss von WK, IV und Land NÖ in einem gemeinsamen industriepolitischen Maßnahmenprogramm
sowie die Leitbetriebeförderung“, betont der Studienautor, der die größte Schwäche des Standortes
im gering ausgeprägten öffentlichen Bewusstsein für die Bedeutung industrieller Leitbetriebe sieht:
„Im internationalen Standortwettbewerb spielt das aber eine zunehmend wichtige Rolle – Unternehmen siedeln sich
dort an, wo ein positiver Spirit herrscht.“ Multinationale Konzerne stehen oft vor der Frage: Wo investieren wir?
Wo kommt die neue Forschungsabteilung hin, wo die neue Produktionsstraße? „Damit die Antwort auf diese Frage
in Zukunft zugunsten Niederösterreichs ausfällt, haben wir fünf Themenfelder zur strategischen Weiterentwicklung
des Leitbetriebestandortes definiert. Damit werden nicht nur die Unternehmen, sondern der gesamte Wirtschafts-
und Lebensraum Niederösterreich nachhaltig gestärkt.“
Maßnahmen für einen zukunftsfähigen Leitbetriebestandort
"Aufgrund der hohen Bedeutung von Leitbetrieben für Wachstum und Wohlstand in Österreich müssen
die Rahmenbedingungen nachhaltig verbessert werden", so Marihart und Salzer unisono. Es gehe darum, nicht
nur die bereits ansässigen im Land zu halten und zu neuen Investitionen zu ermuntern, sondern es müsse
auch versucht werden, den einen oder anderen neu in Österreich anzusiedeln. Dazu dürfen wirtschaftliche
Einheiten nicht isoliert, sondern vielmehr bundesländerübergreifend betrachtet werden.
Mit der Studie sei es gelungen, viele Bereiche und Themen anzusprechen, die „diesem Anspruch Rechnung tragen und
den Industrie- und Arbeitsplatzstandort strategisch stärken“, so IV-NÖ-Präsident Marihart, der insbesondere
auf das „Standortasset HTL“ verwies: „Unsere Ingenieursschulen sind mit ihrem breiten, technisch orientierten Bildungsangebot
ein internationales Alleinstellungsmerkmal. Daher müssen wir alles daran setzen, dieses weltweit anerkannte
‚High-End-Produkt‘ zu stärken.“ Von diesen Assets habe Österreich quer über alle Bereiche nur noch
eine Handvoll. Und gleichzeitig steige der Druck, genau aus jenen letzten verbleibenden Perlen mehr zu machen und
sie im Sinne der Hebung der Standortattraktivität aufzuwerten und zu bewerben, so Marihart.
Für WKNÖ-Spartenobmann Salzer ist klar: „Bildung ist die Basis für die Wettbewerbsfähigkeit
von morgen. Wir brauchen ein Bildungssystem, das Wirtschaft und Unternehmergeist vermittelt.“ Niederösterreich
habe bisher schon Hervorragendes auf diesem Gebiet geleistet: von der FH-Landschaft, über die NDU, das IST
Austria, die Donau-Universität bis hin zum aktuellen FTI-Programm. „Was wir jetzt noch brauchen, ist die Feinjustierung
und die spezifische Ausrichtung an Leitbetrieben“, so Salzer: „Damit stellen wir auch die Verfügbarkeit und
die Qualifikation unserer Fachkräfte sicher, die maßgeblich über unsere Zukunft entscheiden.“ Darüber
hinaus brauche es Maßnahmen wie eine gesamthafte Humanressourcen-Strategie für das Bundesland.
Strukturelle Probleme lösen – Standortpolitische Impulse erforderlich
„Die Politikfelder in denen wir Handlungsbedarf haben, sind nicht unbekannt, diskutieren wir doch seit Jahr
und Tag über die zu hohe Steuer- und Abgabenquote, die Reduktion der Arbeitszusatzkosten, den Abbau von Bürokratie
oder die Flexibilisierung der Arbeitszeit“, hob Marihart im Zusammenhang mit dem Handlungsfeld „Wettbewerbsfähige
Rahmenbedingungen für global agierende Leitbetriebe hervor“: „In all den Bereichen haben wir strukturelle
Probleme. Die Debatte um die Steuerreform hat gezeigt, dass wir im Moment scheinbar nicht in der Lage sind, diese
zu lösen.“ Gerade im harten internationalen Standortwettbewerb komme es darauf an, „dass wir möglichst
rasch die sachlich richtigen Maßnahmen setzen“, ergänzte Salzer: „Wie wir das tun, darüber müssen
wir politischen Konsens schaffen. Unser Land braucht angesichts niedriger Wachstumsaussichten und der angespannten
Situation auf dem Arbeitsmarkt dringend zusätzliche standortpolitische Impulse.“
Fünf Ansätze zur strategischen Weiterentwicklung des Leitbetriebestandortes NÖ:
- Strategische Stärkung der Humanressourcen
- Attraktivierung Niederösterreichs für internationale Fach- und Spitzenkräfte
- Wirtschaftsorientierter Ausbau der Bildungs- und Forschungsstrukturen
- Netzwerkbildung und Schwerpunktsetzung in Forschung und Entwicklung
- Wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen für global agierende Leitbetriebe
Zur Studie
Um die prioritären Anliegen und den Betreuungsbedarf der niederösterreichischen Leitbetriebe strukturiert
zu erfassen, wurde eine Fokusgruppenbefragung mit 15 Leitbetriebe-CEOs durchgeführt und um eine Analyse des
Status-Quo und relevanter Rahmenbedingungen ergänzt.
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