Wie aus dem einst wilden Bergvolk eine Marke für Geländegängiges, Tiere und
Käse wurde
Salzburg (lk) - Warum sogar ein römischer Kaiser die kriegerischen Urahnen der heutigen Pinzgauer auf
einem Denkmal in Südfrankreich verewigen ließ, warum man ungelogen von mehr als einer Million lebenden
Pinzgauern sprechen darf, welch kuriose Zuschreibungen frühere Wörterbücher für die Bewohner
von Salzburgs größtem Bezirk fanden und warum man dabei kletterfreudige Fahrzeuge und etwas klein geratene
Hunde nicht außer Acht lassen darf, verrät dieser als augenzwinkernde Hommage an alle Westsalzburger
gedachte Grenzfall, der am 01.04. auf http://www.salzburg.at,
der Plattform für die Europaregion, erschienen ist.
Die französischen Seealpen haben im Örtchen La Turbie oberhalb von Monaco eine antike Besonderheit zu
bieten. Wie ein brüchiger Zahn ragen die Reste des Tropaeum Alpium, eines kurz nach Christi Geburt errichteten
Siegesdenkmals, in den meist azurblauen Himmel. Die antike PR-Maschinerie verkündet stolz in großen
Lettern, welche Alpenvölker 20 Jahre zuvor in den augusteischen Alpenfeldzügen besiegt worden waren.
Die Liste der als Trophäen angeführten Stämme ist lang, aber nur ein einziger norischer Stamm schaffte
es auf die Bestenliste für wilde Bergvölker. Der keltische Stamm der Ambisonten siedelte zur Römerzeit
im Pinzgau und im angrenzenden Tiroler Unterland.
Siedlungsspuren wurden auf dem Biberg bei Saalfelden und auf der Burg bei Kaprun festgestellt. Im Gegensatz zu
den übrigen Völkern Noricums leiteten die Ambisonten den römischen Eindringlingen erbitterten, wenn
auch letztlich vergeblichen Widerstand. Außer dieser kämpferischen Glanzleistung hinterließen
die Ambisonten vor allem Namensgut. Ihr Name rührt von Isonta, der vorrömischen Bezeichnung des Oberlaufes
der Salzach her und bedeutet "Anwohner der Salzach". Dieser Flussname führte auch zum frühmittelalterlichen
Namen von Zell am See, Bisontio, der in verwandelter Form auch im Namen Pinzgau steckt, weiß der Frühgeschichtler
Dr. Peter Danner zu berichten.
Geländegängiges auf Huf und Rad
Die Noriker blieben sprachlich nicht nur als Volk aus Römertagen in Erinnerung, sondern auch als Namensgeber
für eine Pferderasse, die auch als Pinzgauer bezeichnet wird. Diese Zuordnung geht wohl auf den Gründervater
der Vulkan-Linie (einer der fünf Noriker-Hauptlinien) zurück, den braunen Hengst 13 Vulkan 635, der 1887
im Pinzgau das Licht der Welt erblickte und für ausreichend Nachwuchs sorgte. Der Noriker respektive Pinzgauer
ist ein mittelschweres, kräftiges und ausdauerndes Gebirgskaltblutpferd mit pelzumsäumten Fesseln. Da
lag natürlich nahe, ein ebenso geländegängiges Militärfahrzeug ebenfalls als Pinzgauer zu bezeichnen,
beim Vorgängermodell waren die Haflinger-Pferde Namenspaten gewesen. Für die unverwüstlichen motorisierten
Kletterkünstler, die heute in Südafrika gebaut werden, werden Höchstpreise bezahlt.
Von Rindern, Hunden, Menschen und reifem Käse
Auch Kühe führen den Namen Pinzgauer im Zuchtpass. Der "Pinzgauer Schlag" mit satter Kastanienfarbe
und der unverwechselbaren weißen Umrandung war das meistverbreitete Rind in der Österreichisch-Ungarischen
Monarchie, heute gibt es weltweit noch rund 1,3 Millionen davon. Noch etwas Tierisches: Stolze Pinzgauer der Gattung
Homo sapiens überspringen den folgenden Satz am besten: Der Duden vermutet die Wortherkunft des Pinschers,
eines mittelgroßen Hundes mit braunem bis schwarzem, meist kurzem, glattem Fell, kupierten Stehohren und
kupiertem Schwanz bei einer Hunderasse aus dem Pinzgau. Die Duden-Autoren scheinen überhaupt eine interessante
Beziehung zum Pinzgau zu haben, denn noch in der Ausgabe von 1942 werden die Pinzgauer als "wildes Bergvolk
mit Kröpfen" bezeichnet. Selbst auf die Gefahr hin, das nun für kompletten Käse zu halten,
muss der Vollständigkeit halber angemerkt werden, dass es auch diesen als Pinzgauer gibt, in der heutigen
Marketing-Sprache zum "Pinzgauer Almkäse" gereift.
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