Steuerreform und Wohnbaupaket werden im kommenden Jahr Impulse setzen – Arbeitslosigkeit besonders
bei Älteren gestiegen - Appell an die Wirtschaft, Ältere aufzunehmen oder länger in Beschäftigung
zu halten
Wien (bmask) - "Die Situation am österreichischen Arbeitsmarkt auch Ende März ist noch ein
gutes Stück von einer nachhaltigen Erholung entfernt", sagte Sozialminister Rudolf Hundstorfer am 01.04.
zu den Arbeitsmarktdaten für den Monat März. Mit 360.212 Personen sind aktuell um 41.037 bzw. 12,9 Prozent
mehr Menschen arbeitslos vorgemerkt als noch ein Jahr zuvor. Inklusive der TeilnehmerInnen an Schulungsangeboten
des Arbeitsmarktservice beträgt die Zahl an arbeitsuchenden Personen 428.519. Gegenüber dem vergleichbaren
Wert des Vorjahres bedeutet das einen Anstieg um 26.196 bzw. 6,5 Prozent. Im Vergleich zum Vormonat ist dies ein
Rückgang um 37.707 bzw. 8,1 Prozent. Das statistische Amt der Europäischen Union weist für Österreich
aktuell einen Gesamtwert von 5,3 Prozent aus (9,4 Prozent nach nationaler Berechnungsmethode) und für die
Jugendarbeitslosenquote ergeben sich 9,0 Prozent. Trotz der neuen - und von den meisten anderen EU-Mitgliedsstaaten
abweichenden Berechnungsmethode - bleibt Österreich in der Europäischen Union bei beiden Werten hinter
Deutschland an zweiter Stelle in der Union. Insgesamt ist die Zahl der Beschäftigten mit 14.000 bzw. 0,4 Prozent
weiterhin zunehmend und bezogen auf die Jahreszeit wurde damit wieder ein neuer Beschäftigtenhöchststand
erreicht. "Die Nachfrage nach Arbeitskräften reicht aber nicht aus, das kräftig steigende Arbeitskräfteangebot
aufzunehmen", so Hundstorfer.
Entsprechend dringend sind die im Rahmen der Steuerreform und der Regierungsklausur beschlossenen konjunkturbelebenden
Maßnahmen. Allein der Effekt der Steuerreform auf das Wirtschaftswachstum wird auf 0,4 Prozentpunkte eingeschätzt
und das Wohnbauprogramm sollte zumindest Effekte in ähnlicher Höhe zeigen. "Allerdings wird die
Belebung der Konsum- und Baunachfrage wohl erst im nächsten Jahr entsprechende Auswirkungen zeigen. Kurzfristig
sollten der schwächere Euro über die Belebung des Außenhandels und der niedrige Ölpreis Konjunkturimpulse
bringen", unterstrich der Minister.
"Aber vor allem ist es wichtig, wieder das Vertrauen der Verbraucher zu stärken. Wie wichtig dieser Effekt
ist, zeigt die gegenwärtige Entwicklung in Deutschland. Der derzeitige Konjunkturvorsprung im westlichen Nachbarland
geht nach einhelliger Einschätzung auf den durch steigende Löhne (auf Grund entsprechender Lohnabschlüsse
aber auch durch die Umsetzung des Mindestlohns) besonders belebten privaten Konsum zurück", so Hundstorfer.
Wenn auch die Entwicklung in Österreich in diesen Punkten noch etwas hinterherhinkt, zeigen sich doch auch
bei uns erste Lichtblicke, vermerkte der Sozialminister. So ist die Zahl der Firmenkonkurse im 1. Quartal um 12
Prozent gesunken und die Zahl der betroffenen Dienstnehmer sogar um 27 Prozent. Und dem Arbeitsmarktservice wurden
im vergangenen Monat wieder um 2.379 bzw. 2,2 Prozent mehr offene Stellen gemeldet.
Besonders stark fällt weiterhin die Zunahme der Arbeitslosigkeit bei älteren Personen aus. Bei Personen
ab 50 steigt sie um 16,2 Prozent und ab 55 sogar um 18,7 Prozent. Mehr als 40 Prozent dieser Personen hatte schon
über ein Jahr kein nachhaltiges Beschäftigungsverhältnis mehr. Angesichts dieser Entwicklung ist
besonders für diese Gruppen der Ausbau beschäftigungsstützender und beschäftigungsschaffender
Programme besonders dringlich. "Die Wirtschaft muss ihre Verantwortung wahrnehmen, ältere Arbeitnehmer
verstärkt aufzunehmen oder länger in Beschäftigung zu halten", so Hundstorfer.
Vor allem auf Grund der Entwicklung in den jeweiligen Branchen steigt die Arbeitslosigkeit bei Männern mit
14,9 Prozent stärker als bei Frauen mit 9,9 Prozent. So scheint besonders die Baukonjunktur trotz des überaus
milden Winters noch nicht in Schwung zu kommen. In diesem Bereich beträgt die Zunahme an Arbeitslosen 14,3
Prozent. Dagegen profitiert der Tourismus gegenwärtig vom heuer früheren Ostertermin. Hier ist (gegenwärtig)
der Anstieg mit 2,3 Prozent beinahe zum Stillstand gekommen. In Tirol führt dieser Effekt sogar erstmals wieder
zu einem Rückgang der Gesamtarbeitslosigkeit um 1,1 Prozent. Überdurchschnittlich stark bleibt hingegen
die Zunahme an vorgemerkten Arbeitslosen mit 16,4 Prozent in der Arbeitskräfteüberlassung und im Gesundheits-
und Sozialwesen mit 13,2 Prozent.
Österreichweit bleibt auch im März die Entwicklung bei Jugendlichen nach wie vor etwas besser als der
Gesamtdurchschnitt. Die Arbeitslosigkeit der 15- bis 24-Jährigen liegt um 5,7 Prozent über dem Vorjahr
und bei den jüngsten ArbeitsmarkteinsteigerInnen - den 15 bis 19-Jährigen steigt sie um 2,2 Prozent.
Die Zahl der Lehrstellensuchenden liegt um 6,9 Prozent über dem vergleichbaren Vorjahreswert, während
der Bestand an sofort verfügbaren Lehrstellen um 3,5 Prozent rückläufig ist. Gegenwärtig stehen
damit dem Arbeitsmarktservice für 4.986 Lehrstellensuchende 3.189 gemeldete (sofort verfügbare) Lehrstellen
zur Verfügung.
Mehr Arbeitsplätze gibt es derzeit (bei trotz allem steigender Arbeitslosigkeit) lediglich im Tourismus, im
Gesundheitswesen, im Transportwesen sowie im Kommunikations- Informations¬bereich. In den noch stärker
konjunkturabhängigen Sektoren Warenproduktion und im Bau ist die Zahl der Beschäftigten hingegen nach
wie vor rückläufig.
"Insgesamt ist davon auszugehen, dass Österreich - wenn auch mit etwas Verzögerung - dem Konjunkturpfad
Deutschlands folgen wird. Etwas mehr Optimismus würde jedenfalls dem Wirtschaftsgeschehen und damit auch dem
Arbeitsmarkt auf alle Fälle helfen", schloss Hundstorfer.
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