Raumsuchende und Raumanbieter sollen besser zusammenfinden
Wien (rk) - Immer mehr Kreative, KünstlerInnen und Start-ups nutzen leer stehende Lokale, um auf Zeit
oder langfristig leistbare Räume zu bespielen. Aber auch private Hausverwaltungen sowie Immobilienentwickler
und -anbieter sind an temporären Nutzungen interessiert. Eine von der Stadt Wien initiierte Beratungs- und
Vernetzungsplattform mit dem Titel "Kreative Räume" und dem Fokus auf Kreativwirtschaft, Start-ups
sowie Kunst und Kultur soll künftig interessierte AnbieterInnen und NutzerInnen von leerstehenden Geschäftslokalen
oder Häusern zusammenbringen. Die Serviceagentur wird noch vor dem Sommer 2015 ausgeschrieben und soll 2016
ihre operative Tätigkeit aufnehmen. Eine Steuerungsgruppe aus VertreterInnen der Geschäftsgruppen Finanzen
und Wirtschaft (vertreten durch die Wirtschaftsagentur Wien), Stadtentwicklung und Verkehr sowie Kultur und Wissenschaft
wird das ressortübergreifende Projekt begleiten. Es ist vorerst auf drei Jahre angelegt und mit einer Gesamtsumme
von 450.000 Euro von den drei beteiligten Geschäftsgruppen zu gleichen Teilen finanziert.
Mailath: Signal für eine Kultur des Ermöglichens
"‘Kreative Räume' ist das Missing link zwischen Raumsuchenden und RaumanbieterInnen und gleichzeitig
ein Signal für eine Kultur des Ermöglichens. Wir wollen ein Instrument schaffen, das ein Bewusstsein
für das Potenzial von Leerständen schafft. Denn eine wachsende Stadt wie Wien braucht nicht nur Neubau
auf der grünen Wiese, sondern auch Neunutzung und Verdichtung des Bestandes. So entsteht eine Win-win-Situation:
KünstlerInnen und Kreative finden leist- und gestaltbaren Arbeitsraum, die Stadt wird nicht von Brachen und
urbanen Problemzonen belastet und die BewohnerInnen eines Grätzels profitieren von einer vielfältigeren
Infrastruktur und somit von einer Anhebung der Lebensqualität", erklärte Kulturstadtrat Andreas
Mailath-Pokorny.
Brauner: Mehr Räume für die Wiener Kreativwirtschaft
"Unser erklärtes Ziel ist, Wien in den kommenden Jahren zu jener Stadt zu entwickeln, die Kreativen
und Start-ups europaweit die besten Rahmenbedingungen für ihre Projekte zu bieten. Es freut mich daher, dass
mit der neuen Serviceagentur für ‚Kreative Räume‘ein weiterer Puzzlestein entsteht, um Creative Industries
in Wien künftig noch besser zu unterstützen. Die Agentur ist eine optimale Ergänzung zu den Förderungen
und der Beratung, die die Wiener Wirtschaftsagentur mit ihren vielfältigen Programmen bereits jetzt anbietet",
ergänzt Wirtschaftsstadträtin Vizebürgermeisterin Renate Brauner.
Vassilakou: Kreativen einen leistbaren Platz geben
"Leerstehende Geschäftslokale sind die leblosen Augen einer Stadt. Um eine solche Entwicklung zu
verhindern, setzt die Stadt Wien jetzt eine zentrale Forderung vieler Kulturschaffender und KünstlerInnen
um: die Schaffung einer Agentur für die Zwischennutzung leerstehender Geschäfte im Erdgeschoss. Denn
eine belebte Erdgeschoß-Zone ist gerade in gründerzeitlichen Stadtvierteln von zentraler Bedeutung für
eine lebendige und eine sichere Stadt. Mit der Zwischennutzungsagentur setzen wir ein weiteres Vorhaben aus dem
rot-grünen Koalitionsabkommen um", betont Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou.
Die Aufgaben von "Kreative Räume"
Die Agentur soll in Abstimmung mit bestehenden Angeboten der Stadt Wien, wie den Gebietsbetreuungen, dem Projekt
"Lebendige Straßen und Plätze" oder dem Projekt "Einfach - Mehrfach", agieren. Zielgruppe
von "Kreative Räume" sind KünstlerInnen, Kulturschaffende, WissensarbeiterInnen sowie UnternehmerInnen
und Start-ups aus dem Bereich der Kreativwirtschaft. Die zentrale Aufgabe der Servicestelle ist die umfassende
Beratung von EigentümerInnen und NutzerInnen bei der Suche oder Konzipierung von Projekten. Es geht aber auch
um die Vernetzung mit den vielen Aktivitäten der Stadt Wien sowie anderer Einrichtungen wie der Wirtschafts-
und Arbeiterkammer und Interessenvertretungen zum Thema Leerstand. Eine wichtige Aufgabe wird es auch sein, den
vielfältigen Nutzen von Zwischennutzungen für eine Stadt und deren BewohnerInnen zu kommunizieren und
so Vorurteile abzubauen. "Kreative Räume" ist dabei aber weder Fördereinrichtung noch Anmieterin.
Ausschreibung vor dem Sommer 2015
Die Ausschreibung wird von der Kulturabteilung/ MA 7 als zweistufiges, internationales Verhandlungsverfahren
noch vor dem Sommer durchgeführt. Gesucht werden Personen oder Unternehmen, die mit der Kultur-, Kreativ-
und Immobilienbranche vernetzt sind, und über Wienkenntnisse sowie Erfahrungen im Bereich Zwischen- und Nachnutzung
verfügen. Der/die AuftragnehmerIn wird von einer Jury, bestehend aus VertreterInnen der finanzierenden Geschäftsgruppen,
ausgewählt. Die Dauer eines solchen Verfahrens beträgt mindestens sechs Monate und folgt den Vorgaben
des Bundesvergabegesetzes.
Die Stadt Wien hat sich in den letzten Jahren intensiv mit dem Thema Leerstand auseinandergesetzt. Neben der laufenden
Förderung von Zwischennutzungsprojekten wurden mehrere Studien durchgeführt. Eine Geschäftsgruppenübergreifende
Arbeitsgruppe "Kreative Räume" leistete profunde Vorarbeiten für die Einrichtung einer städtischen
Serviceagentur. "Kreative Räume" soll innerhalb der nächsten drei Jahre aufgebaut und danach
einer Evaluierung unterzogen werden.
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