LH Kaiser und Landtagspräsident Rohr eröffneten Ausstellung „Viktor Ullmann – Zeuge
und Opfer der Apokalypse“ des Kärntner Künstlers Herbert Gantschacher - Schau läuft bis 31. Mai
2015
Prag/Klagenfurt (lpd) - „Die Vergangenheit zu kennen, sich der eigenen Vergangenheit immer wieder aufs Neue
zu stellen ist die Voraussetzung dafür, für die Zukunft zu lernen und diese friedvoll und konfliktfrei
zu gestalten“, ist sich Landeshauptmann Peter Kaiser sicher. Es war ihm deshalb ein Anliegen, am 08.04. gemeinsam
mit Landtagspräsident Reinhart Rohr die Ausstellung „Viktor Ullmann – Zeuge und Opfer der Apokalypse“ des
Kärntner Künstlers und Theaterregisseurs Herbert Gantschacher im Prager Stadtarchiv zu eröffnen.
Steht doch das Jahr 2015 im Zeichen mehrere Gedenkanlässe: Vor 100 Jahren kam der Erste Weltkrieg an den Grenzen
Kärntens an, 30 Jahre später, 1945, fand der Zweite Weltkrieg sein Ende. Genutzt wurde der Besuch von
Kaiser und Rohr aber auch für ein Arbeitsgespräch mit der Oberbürgermeisterin Adriana Krnác(ová.
„Kultur verbindet“, betonte Kaiser dann in seiner Eröffnungsrede und fuhr fort: „Sie verbindet verschiedene
Menschen, Länder und sogar verschiedene Zeiten.“ Diese Verbindung habe man mit dem Projekt Viktor Ullmann
auf ganz besondere Weise zum Ausdruck gebracht, ist sich Rohr sicher. Gerade angesichts neuerlich aufkeimender
faschistisch-nationalistischer Strömungen sei es die Aufgabe der Politik und aller verantwortungsbewusster
Meinungsbildner, daran zu erinnern, wohin es führen könne, wenn es zu einer gesellschaftlichen Spaltung
und zu einer Entsolidarisierung komme. „Demokratie muss jeden Tag aufs Neue erlernt und verteidigt werden. Vergessen
ist die größte Schwäche.“ Der Landeshauptmann dankte Gantschacher für sein Engagement, das
er auch als Fachbeirat für darstellende Kunst im Kärntner Kulturgremium an den Tag legt.
Viktor Ullmann wurde am 18. Oktober 1944 im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau ermordet. Viele seiner musikalischen
Werke schuf er ab 1942 im Ghetto der ehemaligen k. u. k.-Festung Theresienstadt im heutigen Tschechien. Sowohl
Ullmann als auch sein Vater waren an der Isonzofront unweit der Kärntner Grenzen stationiert. Die gerade eröffnete
Ausstellung thematisiert die Auswirkungen auf sein Leben und Wirken, im Speziellen seine Antikriegsoper „Der Kaiser
von Atlantis oder die Tod-Verweigerer“. Über die besondere Verbindung, die man über Ullmann zwischen
Kärnten und Prag herstellen konnte, freute sich bei der Ausstellungseröffnung auch Eliška Koplizky, Vorsitzende
des Kulturausschusses des Prager Stadtparlaments, die in Vertretung der Oberbürgermeisterin gekommen war.
Begeistert vom Projekt zeigten sich auch Václav Ledvinka, Direktor des Prager Stadtarchivs, der Österreichische
Botschafter Ferdinand Trauttmansdorff, Herwig Hösele, Leiter des ZukunftsFonds der Republik Österreich,
Natascha Grilj, Direktorin des Österreichischen Kulturforums sowie Franca Kobenter, Leiterin der Österreich
Werbung für Zentraleuropa. Mit einer Delegation aus Kärnten war auch Arnoldsteins Bürgermeister
Erich Kessler gekommen.
Gantschachers Erstkontakt mit dem Komponisten, Dirigenten und Pianisten Ullmann liegt 38 Jahre zurück. 15
Jahre lang setzte er sich intensiv damit auseinander – wesentliche Einblicke verschaffte er sich über Gespräche
mit Zeitzeugen des Ghettos. „Du wirst irgendwann unsere Geschichte weitererzählen“ – diesen Satz verstand
der Kärntner Künstler als Aufforderung und begab sich an den ehemaligen Kriegsschauplätzen in Slowenien,
Kärnten und Italien auf die Spuren Ullmanns. Mit seinen Projekten will Gantschacher über Kärnten
hinausgehen und zeigen, was das Land in Kunst und Kultur leisten kann. Wichtig ist ihm dabei die Arbeit mit jungen
Menschen, bei denen er Bewusstsein dafür schaffen wolle, was Krieg bedeutet. Die Ausstellung läuft noch
bis 31. Mai. Am 14. April beginnt im Prager Stadtarchiv zudem das Viktor Ullmann Festival von ARBOS – Gesellschaft
für Musik und Theater.
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