Jahresversammlung des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes
Wien (bpd) - "2015 ist ein besonderes Jahr, weil uns Jubiläen die Gelegenheit geben, uns mit der
Geschichte unseres Landes auseinanderzusetzen – 70 Jahre Gründung der Zweiten Republik, 70 Jahre Befreiung
des Konzentrationslagers Mauthausen, 70 Jahre Ende des Zweiten Weltkrieges, 60 Jahre Staatsvertrag", sagte
Bundesminister Josef Ostermayer am 08.04. anlässlich eines Festakts im Rahmen der Jahresversammlung des Dokumentationsarchivs
des österreichischen Widerstandes (DÖW) im Kongresssaal des Bundeskanzleramtes. "Wir können
heute auf eine erfolgreiche Geschichte Österreichs nach 1945 zurückblicken, in der unser Land nach der
Schreckensherrschaft der NS-Zeit und aus den Trümmern des Zweiten Weltkrieges aufgebaut wurde. Ein Land, das
heute den Prinzipien der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit verpflichtet ist", so Ostermayer.
"Unser Land stellt ein Vorbild für andere Länder dar. Die Menschen haben sich aber lange Zeit schwer
getan, mit der Geschichte sinnvoll und bewusst umzugehen. Spät hat man eingestanden, dass Menschen aus diesem
Land auch Täter in führender Rolle während des NS-Regimes waren. Das Dokumentationsarchiv des österreichischen
Widerstandes hat seit seiner Gründung einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet, dass solche Schattenseiten
als Teil unserer Geschichte anerkannt werden. Unermüdlich und beharrlich wurde gegen Widerstände und
Anfeindungen darauf hingewiesen, dass es Schmerzhaftes in unserer Vergangenheit gibt", mahnte der Bundesminister
einen kritischen Umgang mit der österreichischen Geschichte ein.
"Der Titel der heutigen Generalversammlung – 'Erinnerungskultur als politische Bildung' – ist ein Auftrag
an die Politik, an die Zivilgesellschaft, an uns alle. Selbst aus der jüngeren Vergangenheit können und
müssen wir lernen", erinnerte Ostermayer an die Finanzkrise im Jahr 2008, als namhafte Wissenschaftler
die nötigen Gegenmaßnahmen von der Politik eingefordert hatten, damit nicht wiederkehren würde,
was in den 1930er Jahren passiert war. "Ich bin überzeugt davon, dass man aus der Geschichte lernen kann.
Das DÖW hat immer dann, wenn Tendenzen von Rassismus, Rechtsextremismus und Antisemitismus aufgetaucht sind,
darauf hingewiesen, wie der Konnex zur Geschichte zu sehen ist", unterstrich der Bundesminister die wichtige
Rolle des Dokumentationsarchivs bei der Aufarbeitung der Vergangenheit.
"Wir hatten oder haben noch die Chance, mit Zeitzeugen von damals zu reden, die von den Gräueln des Holocaust
berichten können. Die nächsten Generationen müssen wir immer wieder auf die unterschiedlichen Aspekte
der Geschichte hinweisen und Mahnmale gestalten. Und so möchte ich ein Haus der Geschichte errichten, weil
das eine weitere Möglichkeit ist, auf die Vergangenheit hinzuweisen und aus ihr zu lernen", bedankte
sich Bundesminister Ostermayer abschließend bei allen, die bei diesem Projekt und bei der Erinnerungskultur
insgesamt unterstützend tätig sind.
Neben Bundesminister Josef Ostermayer sprachen noch Rudolf Edlinger, Präsident des DÖW und Gerhard Baumgartner,
wissenschaftlicher Leiter des DÖW. Der Festvortrag "Erinnerungskultur als politische Bildung" wurde
von der Literatur- und Kulturwissenschaftlerin Aleida Assmann gehalten.
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