Wirtschaftsdelegierter Thaler: Tribal Casinosmachen 41% des US-Casinomarktes aus und sind interessant
für österreichische Anbieter
Los Angeles/Wien (pwk) - Casinos in Indianerreservaten, so genannte Tribal Casinos, sind ein bedeutender
Wirtschaftszweig in der US-amerikanischen Glückspielindustrie und machen 41% der Glückspieleinnahmen
in den Vereinigten Staaten aus. Casinos sind für die Stammesbevölkerung eine wichtige Einnahmequelle
zur Finanzierung von Schulen, Spitälern oder Infrastruktur und sind auch ein Jobgenerator. „Indianische Reservate
sind selbstständige Gebiete, die der Bundesregierung in Washington unterstehen und können auf ihrem Gebiet
Casinos errichten. Das erste Indian Casino wurde vom Stamm der Seminole 1979 in Florida eröffnet“, so Rudolf
Thaler, österreichischer Wirtschaftsdelegierter in Los Angeles.
Indian Gaming ist die wichtigste Veranstaltung im Bereich Tribal Government Gaming und der größte Treff
von Stammesführern und Vertretern der Casinoindustrie. Die Indian Gaming Show & Convention 2015 wurde
zum 30. Mal von der National Indian Gaming Association (NIGA) vom 30. März bis 2. April in San Diego, Kalifornien
organisiert.
Thaler: „Der österreichische Glückspielkonzern Novomatic präsentierte sein innovatives Produktportfolio,
darunter als US-Neuheit den Spielautomat ‚Dominator Curve‘ mit geschwungenem Bildschirm.“ Die erfolgreiche US-Marktbearbeitung
wurde vor zwei Wochen mit der Lieferung der beliebten Dominator Spielautomaten unterstrichen. Die US-Zentrale wurde
aus logistischen Überlegungen von Florida nach Chicago verlegt. In Zukunft plant Novomatic auch ein Assembling
in den USA. Swarovski North America nahm erstmals an der Indian Gaming teil, um das Boutiquengeschäft in Tribal
Casinos aufzubauen. Momentan gibt es über zwanzig Swarovski Eigen- und Lizenzboutiquen in amerikanischen Casinos.
Leichterer Marktzugang
Thaler: „Der Indian Gaming Markt ist neben seiner Marktgröße attraktiv wegen seines leichteren Markteinstiegs
im Vergleich zum kommerziellen Casino-Markt. Während eine Spielautomaten-Lizenz in Las Vegas etwa eine Million
US-Dollar kostet und das Genehmigungsprozedere mitunter zwei Jahre dauert, fallen für eine Lizenz in einem
indigenen Casino Kosten in Höhe von wenigen Hundert bis etwas über 20.000 USD an und die Lizenzdauer
liegt bei zwei Monaten.“ Allerdings muss für jedes Stammescasino eine eigene Lizenz beantragt werden. In 28
Bundesstaaten betreiben 243 Indianerstämme 476 Glückspieleinrichtungen. Etwas weniger als die Hälfte
der von Washington anerkannten Stämme sind damit im Casinobusiness aktiv. Wie bei kommerziellen Casinos sind
Firmen-Präsenz in den USA, Qualität des Produktes und Service entscheidende Erfolgsfaktoren.
Einpendeln auf moderates Wachstum
Gemäß dem jüngsten Casino City Report erzielten indigene Casinos 2013 einen Rekordumsatz von
28,3 Mrd. USD. Zusätzlich wurden 3,6 Mrd. USD im Non Gaming Bereich erwirtschaftet. Das Umsatzwachstum ging
bei indigenen Casinos von 1,9% (2012) auf ein halbes Prozent im Jahr 2013 zurück, bei kommerziellen Casinos
war der Rückgang von 3,8% auf 1,5%. Das rückläufige Umsatzwachstum bei Indianercasinos war Folge
der Wirtschaftslage, einer gewissen Marktsättigung und zunehmender Konkurrenz speziell im Nordosten und Mittleren
Westen. „Nach einem flachen Jahr 2014 wird für 2015 ein Wachstum der Umsätze in Stammescasinos von 3%
erwartet“, so Thaler. Das Wochenende um den Valentinstag war für viele Casinos das beste Wochenende überhaupt.
Die Zuwachsraten werden in den nächsten Jahren allerdings im Vergleich zu den starken Zuwächsen vor der
Rezession moderat sein.
Kalifornien Nr.1
Geografisch wie auch nach Betriebsgröße gibt es große Unterschiede und Konzentrationen. Thaler:
„Der Golden State Kalifornien hat nur indigene Kasinos und ist mit einem Viertel der US-weiten indigenen Casinoeinnahmen,
der mit Abstand größte Markt. Auf fünf Staaten – Kalifornien, Oklahoma, Florida, Washington State,
Arizona – entfallen 61% der gesamten Einnahmen indigener Casinos.“ 6% der indianischen Glückspieleinrichtungen
setzen mehr als 250 Mio. USD jährlich um und stellen 40% des Umsatzes in Indianerreservaten. Zweistellige
Zuwachsraten haben Casinos in Texas, Nebraska, North Carolina und Montana.
Zukunft der Indianercasinos
Kommerzielle wie indigene Casinos sehen sich in ihrer stark regulierten Branche den gleichen Herausforderungen
ausgesetzt. Der Casinomarkt ist reif und zunehmend wettbewerbsintensiv. Entertainment ist der Wachstumsmotor im
Casinobusiness. Spielen ist schon lange nicht mehr der primäre Grund für den Besuch eines Casinos, wie
das kommerzielle Spielermekka Las Vegas zeigt. Die kaufkräftige Zielgruppe der Millenials mit potentiell 80
Mio. Besuchern ist technologieaffin und erfordert ein gezieltes 'Abholen' in sozialen Netzwerken. Tribal Casinos
investieren zunehmend in Resorts, Restaurants, Golfplätze sowie neue Technologien und versuchen, sich mit
Qualität, Service und Branding zu positionieren. Im USA Today Ranking stehen sieben von zehn Top Casinos (exkl.
Las Vegas) auf Stammesgebieten. Führungspositionen werden zunehmend mit Nachwuchs aus den eigenen Reihen besetzt.
Casino-Resorts werden als Möglichkeit gesehen, um Besuchern indigene Kultur näher zu bringen. Zusammenarbeit
und Erfahrungsaustausch mit anderen Stämmen soll die gemeinsame Interessenvertretung in Washington stärken,
wie beispielsweise bei der Verlängerung von Casinogenehmigungen und der Gesetzgebung für Online Gaming.
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