Deserteure des Zweiten Weltkriegs nicht vergessen
Graz (stadt) - Am 4. April 2015 jährte sich zum 70. Mal die Hinrichtung von sieben jungen Männern,
die aufgrund ihrer Verweigerung des Waffendienstes für ein verbrecherisches Regime kurz vor Kriegsende hingerichtet
wurden. Man hatte sie am 4. April erschossen, nachdem sie zuvor vom Standgericht, das in der nahegelegenen Reiterkaserne
tagte, zum Tode verurteilt worden waren. Ihre Leichen wurden auf der Ries aufgehängt - zur „Warnung"
für die vorbeiziehenden Wehrmachtssoldaten, die trotz der aussichtslosen militärischen Lage in den letzten
Kriegstagen noch durch die Oststeiermark in Richtung Ostfront geschickt worden - ein Befehl, durch den Tausende
junge Männer den Tod fanden.
Siebzig Jahre nach Kriegsende soll eine Würdigung dieser Form des Widerstands und der Grazer Desertations-Opfer
erneut ein Anliegen sein, und so lädt der Bezirksrat Ries
am Donnerstag 9. April 2015 um 19 Uhr
zur alljährlichen Gedenkveranstaltung in Anwesenheit von BezirksratsvetreterInnen und VertreterInnen des
Gemeinderats beim Deserteuredenkmal auf der Ries ein. Die Gedenkversammlung wird ca. 20 Minuten dauern.
Das Deserteuredenkmal auf der Ries
Das Denkmal auf der Ries ist vermutlich das älteste Denkmal, das Deserteuren gewidmet ist.
Im April 1954 haben Mitglieder der Freien Österreichischen Jugend, die seinerzeit die Leichen der Deserteure
gesehen haben, ein erstes schlichtes Holzkreuz zur Erinnerung an diese jungen Soldaten errichtet, das aber bald
wieder verschwand. Als im „Gedenkjahr 1988" erstmals ausführlicher über die Ereignisse während
der NS-Zeit in Graz diskutiert wurde, erinnerte sich auch ein Zeitzeuge an das verschwundene Gedenkkreuz für
die Deserteure auf der Ries. Die Stadt Graz errichtete mit Unterstützung von Pfarrer Fink von der Pfarre St.
Leonhard ein neues Kreuz und brachte eine Gedenktafel an. Die Namen der sieben jungen Männer blieben unbekannt
: Im Sterberegister von St. Leonhard, zu der auch die Reiterkaserne gehört, sind die sieben Ermordeten nicht
verzeichnet.
|