Aktivitäten des Landes Oberösterreich zu 70 Jahre Ende des
Zweiten Weltkrieges und 60 Jahre Staatsvertrag
Linz (lk) - Am 26. April 1945 überschritten Einheiten der 3. US-Armee im Oberen Mühlviertel die
oberösterreichischen Landesgrenzen. Damit wurde Oberösterreich in den letzten Kriegstagen zum Kampfgebiet,
der Zweite Weltkrieg auf europäischem Boden ging in Oberösterreich zu Ende. In Zahlen ist das Leid, das
dieser Krieg über das Land und seine Menschen gebracht hat nicht auszudrücken, sondern nur zu erahnen:
- Rund 40.000 Oberösterreicher sind seit 1939 als Soldaten gefallen;
- Die Anzahl der zivilen Toten durch die Luftangriffe ab Februar 1944 wird auf
3.000 geschätzt;
- dazu kommen jene Landesbürger/innen, die Opfer der NS-Terrormaschinerie
wurden.
Das Gedenken daran, aber auch das Erinnern an all jene, die nach 1945 ihren Beitrag geleistet haben, Oberösterreich
aus der Stunde Null des Jahres 1945 zu einer wirtschaftlich starken Region in Europa, die Frieden und Freiheit
lebt, zu führen, stehen im Mittelpunkt des
Gedenk- und Festakt des Landes Oberösterreich
am Freitag, 8. Mai 2015 ab 14.00 Uhr im Musiktheater in Linz.
Mitwirken werden daran:
- Das Sinfonieorchester der Anton Bruckner Privatuniversität unter der Leitung
von Dennis Russell Davies;
- Der Kinder- und Jugendchor des Landestheaters Linz unter der Leitung von Mag.a
Ursula Wincor;
- Schauspielerinnen und Schauspieler des Landestheaters Linz;
- Zeitzeuginnen und Zeitzeugen;
- Vertreterinnen und Vertreter der politischen Parteien
Bei diesem Gedenken wird die Frage im Mittelpunkt stehen, welche Lehren aus dem Scheitern der Ersten Republik,
der NS-Diktatur und der Menschheitskatastrophe des Zweiten Weltkrieges gezogen wurden, die auch heute noch ihre
Gültigkeit haben und wie sie in das zweite Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts übersetzt werden müssen.
500 junge Landesleute als Brücke ins Heute
Für diese Brücke ins Heute stehen rund 500 Jugendliche im Alter von 14 bis 17 Jahren, die nicht nur an
diesem Festakt teilnehmen werden, sondern auch ihre Gedanken zum Thema einbringen werden. Gezeigt wird ein Video,
in dem sie auf die Frage: "Was sind Deine Erwartungen an Oberösterreich als starker Partner in Europa"
eingehen werden.
ORF Oberösterreich überträgt live
Die Veranstaltung wird ab 14.00 Uhr vom ORF Oberösterreich live übertragen.
Der ORF Oberösterreich kommt damit seiner wichtigen Aufgabe, Zeitgeschichte auch regional darzustellen, einmal
mehr nach.
15. Mai 2015: Landesauszeichnungen an verdiente Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Hilfs- und Rettungsorganisationen
Am 15. Mai 1955 wurde im Schloss Belvedere der Staatsvertrag unterzeichnet. Er stellt heute einen wesentlichen
Bestandteil der Identität unseres Landes dar.
Zu dieser Identität gehört, dass sich die Zweite Republik sehr bewusst als Gegenentwurf zur NS-Diktatur
von 1938 bis 1945 versteht.
Der nationalsozialistische Staat war seinem Wesen nach ein Zwangs- und Überwachungsstaat. Auch auf oberösterreichischen
Boden gab es von 1938 bis 1945 die vom Regime verordnete sogenannte "Volksgemeinschaft", die einzig und
allein den Zielen der NS-Machthaber ("Führer- und Gefolgschaftsprinzip") zu dienen hatte.
Das demokratische Österreich setzt dagegen auf einen sozialen Zusammenhalt, der im Wesentlichen von den Menschen
selbst getragen wird und auf dem Prinzip der Freiwilligkeit aufbaut.
Mehr als 600.000 Menschen sind heute in unserem Bundesland ehrenamtlich tätig. Ihr Einsatz ist unbezahlbar,
aber nicht selbstverständlich. Sie haben die Wertschätzung der Öffentlichkeit verdient. Besonders
verdiente ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Rettungsorganisationen bzw. aus dem Bereich Soziales
sollen daher am 15. Mai vor den Vorhang geholt und ausgezeichnet werden.
Eingeladen, verdiente Persönlichkeiten namhaft zu machen, wurden aus dem Bereich der Rettungsdienste: Landesfeuerwehrkommando,
Rotes Kreuz, Arbeiter-Samariter-Bund, Bergrettung, Rettungshundebrigade, Wasserschutzwacht, Höhlenrettung
und Notfallseelsorge.
Aus dem Bereich Soziales: Hospizbewegung, Lebenshilfe, Caritas Oberösterreich, Hilfswerk, Volkshilfe, Diakonie
Oberösterreich.
Festakt Länderkonferenz 23. September 2015
Um überhaupt einen Staatsvertrag zu bekommen, musste in den ersten Nachkriegsjahren etwas Entscheidendes
sichergestellt werden: nämlich die Einheit Österreichs.
Es ging darum, den Sowjets keinerlei Vorwand zu geben, aus ihrer Besatzungszone nach dem Muster anderer osteuropäischer
Staaten einen eigenen Satellitenstaat zu formen.
Der Länderkonferenz vom 24. bis 26. September 1945 kommt hier eine entscheidende Bedeutung zu.
Bei dieser Länderkonferenz haben die westlichen Bundesländer Ja zur Renner-Regierung gesagt. Damit wurde
die Anerkennung dieser Regierung auch durch die Westalliierten möglich. Dieses Ja war damit eine klare Absage
an eine Teilung Österreichs. Der Gründungsprozess der Zweiten Republik, der mit der Unabhängigkeitserklärung
vom 27. April 1945 begann, wurde mit der Länderkonferenz abgeschlossen.
Der Festakt findet am 23. September 2015 ab 17.00 Uhr im Palais Niederösterreich, Landtagssaal, Herrengasse
13 in Wien statt.
Veranstalter sind das Land Oberösterreich (als Vorsitzführendes Bundesland in der LH-Konferenz) sowie
das Land Niederösterreich (als Hausherr).
Ausstellungsprojekte zum Gedenkjahr
"Befreit und besetzt - Oberösterreich 1945 bis 1955" im Schlossmuseum Linz
Ausstellungsdauer: noch bis 8. November 2015
Eine Kooperation des OÖ Landesmuseums mit dem OÖ Landesarchiv.
Die Sonderausstellung spannt einen Bogen ausgehend von der Befreiung Oberösterreichs durch die Alliierten
im Mai 1945 über die unmittelbare Nachkriegszeit bis hin zum beginnenden "Kalten Krieg" und Unterzeichnung
des Staatsvertrages im Mai 1955.
Zentrale Aspekte ist die Befreiung von der NS-Diktatur, die Lebensbedingungen in einem teilweise zerstörten
Land, die Situation der zahlreichen Flüchtlinge, der Wiederaufbau und der wirtschaftliche Aufschwung, die
Spaltung des Landes in zwei Besatzungszonen, die Entnazifizierung, die Rückstellung "arisierter"
Vermögenswerte sowie der Umgang mit den Opfern des NS-Regimes. Diese Themen sind dabei eingebettet in die
zeithistorischen Bedingungen, die Kontinuitäten und Brüche kommen klar zur Sprache.
Als zusätzliches Angebot für die Besucherinnen und Besucher stehen 15 Kurzbiografien von Menschen, die
das Jahr 1945 und die folgenden Jahre auf ganz unterschiedliche Weise erlebt haben, zur freien Entnahme in der
Ausstellung zur Verfügung. Die Lebensgeschichten sind eng mit den Objekten und Themen der Ausstellung verknüpft.
Sie sollen zugleich eine Einladung darstellen, eigene Biografien oder Gedanken, die sich aus der Betrachtung der
Ausstellung ergeben, zu hinterlassen. Die persönlichen Beiträge können an zwei Schreibstationen
veröffentlicht und an die Wand geheftet werden. Auf diese Weise schaffen die Besucherinnen und Besucher ein
zusätzliches Element in der Ausstellung.
Öffnungszeiten: Dienstag, Mittwoch, Freitag: 9.00 Uhr bis 18.00 Uhr
Donnerstag: 9.00 Uhr bis 21.00 Uhr
Samstag, Sonntag und Feiertag: 10.00 Uhr bis 17.00 Uhr
Montag geschlossen
Programme für Schulen
Für Schulklassen (empfohlen ab der 7. Schulstufe) wurde ein umfassendes Angebot entwickelt, um das Museum
als außerschulischen Lernort zu etablieren und zugleich den Ausstellungsbesuch in den Unterricht integrieren
zu können: Ein handlungsorientierter und dialogischer Ausstellungsrundgang ermöglichet die Auseinandersetzung
der Schülerinnen und Schüler mit den zentralen Themen der Ausstellung. Anhand von realen Situationen
aus der Zeit von 1945 bis 1955 können von Jugendlichen unterschiedliche Entscheidungen getroffen werde, die
Aspekte wie etwa Ernährungslage, Aufarbeitung des Nationalsozialismus, Leben in Baracken und Flucht berühren.
Mit Hilfe ausgewählter Biografien werden Fragen über individuelle Verantwortung und Geschlechterbilder
diskutiert und in den Kontext der heutigen Lebenswelt der Jugendlichen gestellt.
Arbeitsmaterialien für Pädagoginnen und Pädagogen
Um Theorie und Praxis noch besser zu verbinden und den Museumsbesuch nachhaltig in den Unterricht integrieren zu
können, wurden unterrichtsrelevante Vorbereitungsmaterialien für den schulischen Gebrauch entwickelt.
Diese dienen als fachspezifische Heranführung an das Thema und können daher als Hilfestellung in der
Vorbereitung auf die Vermittlungsprogramme in der Ausstellung bereits vor dem Museumsbesuch sein. Online verfügbar
unter: www.landesmuseum.at oder www.landesmuseum.edugroup.at .
Nach dem Ausstellungsbesuch erhalten die Lehrkräfte eine CD mit umfangreichen Nachbearbeitungsmaterialien.
Darauf enthalten sind Unterrichtsvorschläge unter anderem zu Themen wie beispielsweise Vorurteile und Fremdbilder
sowie zur Arbeit mit autobiographischen Quellen.
Ausstellung "Aus der Sammlung: Bildende Kunst in Oberösterreich 1945 bis 1955",
Landesgalerie Linz, Gotisches Zimmer und Wappensaal
Ausstellungsdauer: 17. April bis 16. August 2015
Kurzinfo:
Die bildende Kunst der Nachkriegsjahre, dargestellt anhand der Sammlungsbestände des OÖ Landesmuseums,
steht im Mittelpunkt dieser Ausstellung. Der fokussierte Blick auf das Kulturschaffen dieser Zeit in Oberösterreich
ergänzt die zeitgeschichtlichen Ausstellungen im Linzer Schlossmuseum und im Nordico Stadtmuseum Linz.
Thematisch vermitteln die in der Ausstellung präsentierten Arbeiten zwei prägnante Stimmungsbilder dieser
Zeit: Zum einen die Verarbeitung der traumatischen Ereignisse und der Nachwirkungen des Krieges, die von Tristesse
und Resignation kennzeichnet sind, zum anderen das Bedürfnis nach Neubeginn, nach Ablenkung und Unbeschwertheit.
Parallel zur Ausstellung wird im Kubinkabinett eine Auswahl von Arbeiten Alfred Kubins gezeigt, die in den Jahren
von 1945 bis zu seinem Tod 1959 entstanden sind.
Öffnungszeiten: Dienstag, Mittwoch, Freitag: 9.00 Uhr bis 18.00 Uhr
Donnerstag: 9.00 Uhr bis 21.00 Uhr
Samstag, Sonntag und Feiertag: 10.00 Uhr bis 17.00 Uhr
Montag geschlossen
Ausstellung: "Die B-Gendarmerie - Die ersten Schritte zur vollständigen Souveränität
Österreichs nach 1945" und die "Wehrkundlichen Sammlung Schloss Ebelsberg"
Ausstellungsdauer: 26. April bis 25. Oktober 2015
Kurzinfo:
Im Dezember 1945 verbot der Alliierte Rat Österreich jegliche Art militärischer Tätigkeit. Mit Beginn
des "Kalten Krieges", der zunehmenden Westorientierung Österreichs änderte sich die Haltung
der westlichen Alliierten. Nun stand die Aufstellung zunächst geheimer Einheiten eines zukünftigen potenziellen
Bündnispartners im Vordergrund geostrategischer Überlegungen vor allem der USA. Der 1. August 1952 war
schließlich die offizielle Geburtsstunde der B-Gendarmerie, nachdem diese Einheit als Sonderform der Gendarmerie
aus den "Alarm-Bataillonen" stufenweise seit 1948 hervorgegangen war. Die Ausstellung zeigt anhand der
Bewaffnung den Werdegang dieser Einheiten.
Öffnungszeiten: Samstag, Sonntag und Feiertag: 10.00 Uhr bis 12.00 Uhr und 13.00 Uhr bis 17.00 Uhr und nach
Vereinbarung
Ausstellung "Die Zivilverwaltung Mühlviertel" im Mühlviertler
Schlossmuseum Freistadt
Ausstellungsdauer: 27. Juni bis 26. Oktober 2015
Kurzinfo:
Die Ausstellung zeigt, ausgehend von der Person Johann Blöchl, die vielfältigen Aufgaben, Hindernisse
und Mühen, die die Zivilverwaltung Mühlviertel in den Jahren 1945 bis 1955 zu bewältigen hatte.
Blöchl, der eigentlich nach seinen Erlebnissen im Krieg nicht mehr in die Politik zurückkehren wollte
und dann doch zum Leiter dieser regionalen Zivilverwaltung bestellt wurde, beschrieb die Situation im Mühlviertel
im Juni 1945 so: "Wir kommen uns vor wie auf einem Dachboden wohnend, von dem man die Leiter weggezogen und
uns so jegliche Verbindung mit der Welt genommen hat."
Öffnungszeiten:
Montag bis Freitag: 9.00 Uhr bis 12.00 Uhr und 14.00 Uhr bis
17.00 Uhr
Samstag, Sonntag und Feiertag: 14.00 Uhr bis 17.00 Uhr
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