St. Pölten (nöwpd) - Für die österreichischen Filmproduzenten war 2014 das schlechteste
Geschäftsjahr seit mehr als 20 Jahren, teilte Franz Stanzl, Fachvertretungsvorsitzender der Film- und Musikindustrie
in der NÖ Wirtschaftskammer, dem NÖ Wirtschaftspressedienst mit. Auch der Ausblick auf 2015 sei eher
negativ. Als Grund führt Stanzl die allgemeine Wirtschaftsflaute sowie den daraus resultierenden Spargedanken
an. „Die Aufträge der österreichischen Fernsehanstalten sind um rund 20 Prozent eingebrochen.“
Die Probleme der Filmwirtschaft bezeichnet der Experte als vielfältig: „Es werden zwar wesentlich mehr Filme
produziert, das Produktionsvolumen insgesamt ist jedoch stark gesunken. Die meisten Filme sind Billigproduktionen,
die weder dem Auftraggeber einen echten Werbeeffekt bringe, noch dem Produzenten das Überleben sichern. Die
meisten jungen Produzenten haben keine Ahnung von einer betriebswirtschaftlich angemessenen Filmkalkulation und
schätzen den Wert ihrer eigenen Arbeitszeit viel zu niedrig ein. Vielen Auftraggebern fehlt die Einsicht,
dass der Wirtschaftsfilm in ihrem Fall das beste verfügbare Kommunikationsmedium ist und deshalb professionell
produziert werden sollte, um damit die optimale Wirkung zu erzielen. Solche Filme kann man aber nicht um tausend
Euro produzieren.“
Die meisten neuen Filmproduzenten seien Ein- Personen-Unternehmen, die dieses Gewerbe oft nur nebenberuflich ausüben.
Stanzl ist überzeugt davon, dass man schon in den Ausbildungsstätten beginnen sollte, das entsprechende
Wissen zu kommunizieren. Hier sei der größte Aufholbedarf gegeben. Aber auch die seiner Meinung nach
fehlende gesetzliche Verankerung der Festplatten- und Speicherabgabe reduziere das Auftragsvolumen der Filmwirtschaft.
„Die Durchsetzung einer Quotenregelung für österreichische Interpreten im Hörfunk würde die
heimische Musikwirtschaft beflügeln und neue Perspektiven schaffen“, stellt Stanzl fest.
Franz Stanzl ist am 24. März als Vorsitzender der Fachvertretung der Film- und Musikindustrie in der NÖ
Wirtschaftskammer bestätigt worden. Seit 22 Jahren im Filmgeschäft, ist er einer der wenigen Filmproduzenten,
die mit dem Gütesiegel „Certified Austrian Film Producer“ ausgezeichnet wurden. Gemeinsam mit seinem Team
in der Fachvertretung hat er sich für die neue Funktionsperiode einiges vorgenommen. „An erster Stelle steht
eine professionelle Ausbildung angehender Produzenten“, sagt er. Mit Fachreferenten zu branchenrelevanten Themen
soll bei gemeinsamen Veranstaltungen der drei Wirtschaftskammern Wien, Niederösterreich und Burgenland das
erforderliche Wissen den Teilnehmern vermittelt werden. „Darüber hinaus planen wir für 2016 einen neuen
Lehrgang Filmproduktion an der New Design University in St. Pölten, der zur Steigerung der Produktionsqualität
österreichischer Wirtschaftsfilme wesentlich beitragen soll“, gibt Stanzl bekannt.
Um den Filmstandort Niederösterreich zu stärken und mehr Filmproduktionen nach Niederösterreich
zu holen, erneuert Stanzl seine Forderung nach der Einrichtung eines leistungsstarken Filmstudios in St. Pölten.
„In Niederösterreich gibt es viele innovative Unternehmen mit gut ausgebildetem Personal.“
Derzeit hat Niederösterreich 652 aktive Betriebe in der Film- und Musikwirtschaft, die in Summe rund 800 Mitarbeiter
beschäftigen.
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